Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Ungarn schürt Feindbild Ukraine – Kyiv ruft Botschafter zur Ordnung

Kyiv. Das ukrainische Außenministerium hat den ungarischen Botschafter Antal Heizer einbestellt. Hintergrund sind wiederholte „unfreundliche Erklärungen“ aus Budapest sowie eine jüngste Kampagne mit Plakaten, die eine Gleichsetzung von Präsident Volodymyr Zelenskyj und dem ungarischen Oppositionspolitiker Péter Magyar propagiert. Die Aktion wurde von Kyiv als taktischer Schachzug gewertet – mit dem Ziel, die Ukraine in Ungarns innerpolitische Auseinandersetzungen hineinzuziehen .

Der ukrainische Vize­außenminister Oleksandr Miščenko betonte, dass die Ukraine niemals in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten eingreife und sieht daher in den Vorgängen in Ungarn eine eigenständige Kampagne. Die Botschaft aus Kyiv lautet: Diese Kampagne sei „bemitleidenswert und beleidigend“, nicht nur gegenüber der Ukraine, sondern vor allem gegenüber dem ungarischen Volk. Letzteres, so Miščenko, unterstütze die Ukraine im Krieg gegen Russland – im Unterschied zu politischen Funktionären, die eine anti‑ukrainische Stimmung befeuern.

Der ungarische Botschafter in der Ukraine, Antal Heizer, im Gespräch mit dem stellvertretenden ukrainischen Außenminister Oleksandr Miščenko.
Der ungarische Botschafter in der Ukraine, Antal Heizer, im Gespräch mit dem stellvertretenden ukrainischen Außenminister Oleksandr Miščenko. Foto: mfa.gov.ua

„dumm, langweilig und unüberzeugend“

Der diplomatische Protest bezieht sich explizit auf eine Plakatkampagne, die beide – Zelenskyj und Magyar – als gleichgeschaltete „Puppen“ darstellt, versehen mit dem Slogan „Wie zwei Eier“ und untertitelt mit „dumm, langweilig und unüberzeugend“ – ein kurzer, aber deutlicher Seitenhieb aus Kyiv.

Die Entwicklung reiht sich ein in eine längere Kette von Spannungen zwischen den Nachbarn:

  • Bereits im Mai 2025 hatte Kyiv zwei ungarische Diplomaten ausgewiesen, nachdem ein mutmaßliches Nachrichtendienstnetzwerk in der ukrainischen Transkarpaten‐Region aufgedeckt worden war.
  • Ungarns Position innerhalb der EU ist seither zunehmend blockierend: Premier Orbán verweigert nicht nur Waffenlieferungen an die Ukraine, sondern behindert auch EU‑Hilfen und -Sanktionen gegen Russland.

Politische Botschaft Kyivs

Aus Sicht der Ukraine versucht die ungarische Regierung, die Ukraine in deren europäischer Solidarität zu diskreditieren – während Ungarns Bevölkerung aktiv humanitäre Hilfe leistet, wie explizit Miščenko hervorhob.

Die aktuelle Eskalation folgt einer klaren Logik:

  • Im Inland wird ein außenpolitisches Feindbild instrumentalisiert – gegen eine Regierung, die bei Teilen der ungarischen Bevölkerung unbeliebt ist.
  • In der Region führt dies zu einer weiteren Destabilisierung der ohnehin angespannten Beziehung.
  • In Brüssel wächst der Druck auf Ungarn, seine Blockadehaltung gegenüber der EU‑Integration der Ukraine aufzugeben.

Wie geht es weiter?

Kyiv hat mit der Einbestellung des Botschafters die Ernsthaftigkeit seiner Kritik klar gemacht. Ob Budapest darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Weitere Schritte – etwa Ausweisungen oder Sanktionen – sind nicht ausgeschlossen, doch derzeit bleibt die Diplomatie der Weg, den Kyiv beschreitet.

Ungarns Regierung nutzt die Ukraine als politisches Feindbild im eigenen Land.

Hier die vollständige Erklärung des ukrainischen Außenministeriums.

Gib den ersten Kommentar ab

    Schreibe einen Kommentar