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Aufmarsch im Niemandsland – Kreml will Transnistrien aufrüsten - Russischer Imperialismus

Moldaus Premierminister Dorin Recean schlägt Alarm: Moskau beabsichtige, bis zu 11.000 zusätzliche Soldaten in der abtrünnigen Region Transnistrien zu stationieren. Diese Eskalation könnte nicht nur die fragile Stabilität der Republik Moldau gefährden, sondern auch die Sicherheitsarchitektur Europas ins Wanken bringen.

Geopolitische Eskalation am Rande der EU

Transnistrien, ein schmaler Landstreifen entlang des Dnister, befindet sich seit dem Zerfall der Sowjetunion faktisch unter russischer Kontrolle. Aktuell sind dort etwa 1.500 russische Soldaten stationiert, offiziell im Rahmen einer „Friedensmission“. Recean zufolge plant der Kreml nun, diese Präsenz signifikant auszubauen – ein Schritt, der nicht nur Moldau, sondern auch das benachbarte NATO-Mitglied Rumänien alarmiert, zumal die Ukraine kaum tatenlos zusehen wird.

„Mit 10.000 russischen Soldaten in Transnistrien würde der Druck auf die Südwestflanke der Ukraine und auf Rumänien massiv steigen“, warnte Recean.

Ein solcher Truppenaufmarsch würde eine Landverbindung durch das ukrainische Gebiet um Odessa erfordern – ein strategisches Ziel, das russische Militärs bereits zu Beginn des Ukraine-Krieges offen diskutierten, derzeit aber sehr unwahrscheinlich erscheint: die Projektionsfähigkeit der Russischen Armee hat nicht nur durch zuletzt 40 beschädigte Langstrecken Bomber durch die Operation „Spiderweb“ gelitten, ist maßgeblich degradiert.

Hybride Kriegsführung: Einflussoperationen in Moldau

Neben militärischen Drohgebärden setzt Russland auf subtile Mittel der Destabilisierung. Laut Recean investierte der Kreml im Jahr 2024 etwa 1 % des moldauischen BIP in Desinformationskampagnen und politische Einflussnahme – insbesondere im Kontext der Präsidentschaftswahlen und des EU-Beitrittsreferendums, das nur knapp zugunsten der europäischen Integration ausfiel.

Eine Untersuchung des Dossier Centers deckte auf, dass der russische Geheimdienst FSB bereits zu Beginn des Ukraine-Krieges Szenarien für eine „zweite Front“ über Transnistrien prüfte. Diese Informationen wurden durch unabhängige Quellen der Washington Post bestätigt.

Ohne Unterwanderung der ohnehin zarten Moldauischen Demokratie wird eine Truppenerhöhung nicht machbar sein – kein Nachbarland toleriert militärische Russlands. Es braucht also einen äußersts Kremlfreundlichen ‚Vektor‘ um Transnistrien aufrüsten zu können. Der Kreml sieht diese Angriffspunkte vorallem in der Schaffung von Verbündeten aus dem rechtsextremen Spektrum, wie etwa zuletzt in Rumänien in höchsten Staatsämtern.

Transnistrien: Ein Pulverfass mit geopolitischer Sprengkraft

Die Region Transnistrien, international als Teil Moldaus anerkannt, fungiert seit Jahrzehnten als russischer Vorposten. Im Februar 2024 appellierten transnistrische Separatisten erneut an Moskau um „Schutz“ – ein Déjà-vu, das an die russische Annexion der Krim erinnert. Diese Bitte erfolgte kurz vor Putins jährlicher Rede an die Nation, in der er jedoch keine direkte Stellung zu Moldau bezog.

Die wirtschaftliche Lage in Transnistrien ist prekär. Von einem mafiösen „Sheriff‘ Konzern monopolistisch ausgeblutet, dem Kreml treu untergeben – nach dem Stopp russischer Gaslieferungen Anfang 2025 kam es zu massiven Energieengpässen. Schulen und Fabriken mussten schließen, während die Bevölkerung mit Notmaßnahmen wie Feldküchen und Feuerholz versorgt wurde. Moldaus Regierung sieht darin einen weiteren Versuch Moskaus, das Land zu destabilisieren.

Moldaus Antwort: EU-Integration und internationale Unterstützung

Moldaus Premier Recean betont die Notwendigkeit, die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken und gleichzeitig die EU-Integration voranzutreiben. Ein zentraler Schritt sei der Abzug russischer Truppen aus Transnistrien, gefolgt von der Stationierung internationaler Friedenstruppen.

„Unser Ziel ist die friedliche Reintegration Transnistriens, beginnend mit dem Abzug der russischen Truppen“, erklärte Recean gegenüber Ukrainska Pravda.

Die EU hat bereits reagiert: Ein Cyber-Schnelleinsatzteam unter litauischer Führung wurde entsandt, um die Integrität der moldauischen Wahlen zu schützen. Zudem verurteilten westliche Staaten die russische Einflussnahme scharf und verhängten Sanktionen gegen beteiligte Akteure.

Quellen: Pravda, Wikipedia, The Moscow Times

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