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Zivilcourage gegen das Schweigen: Die SZABAD-Dij Gewinner 2025

Budapest. Was bedeutet Freiheit in einem Staat, dessen Institutionen die Schwächsten allzu oft im Stich lassen? Die diesjährigen SZABAD-Preise der ungarischen Bürgerrechtsorganisation Társaság a Szabadságjogokért (TASZ) zeichnen Menschen aus, die sich genau dieser Realität entgegenstellen – mit Mut, Zivilcourage und persönlichem Risiko.

Am Abend des 5. November wurden im Budapester Kulturzentrum Marczibányi tér zwei Hauptpreise vergeben.

Erika Renner


Den Publikumspreis erhielt Renner Erika, Überlebende eines besonders brutalen Falls partnerschaftlicher Gewalt, die heute öffentlich für die Rechte von Betroffenen kämpft. In ihrer Rede kritisierte sie ein Justizsystem, das „nicht schützt, sondern zermürbt“: Opfer würden wie Akten behandelt, nicht wie Menschen. „Ich stehe heute nicht hier, weil ich verletzt wurde“, sagte sie, „sondern weil ich mich nicht zum Schweigen bringen ließ.“

István Cservenka

Den Jurypreis erhielt Cservenka István, ein 60-jähriger Spezial-Olympionike, der jahrzehntelang in einem Heim für Menschen mit Behinderung lebte. Als die Bedingungen dort untragbar wurden, focht er – mit Unterstützung der Stiftung Validity – vor Gericht das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ein. Heute lebt er in betreuter, aber eigenständiger Wohnform. „Ich habe für meine Freiheit gekämpft“, sagte Cservenka, „seit vier Jahren bin ich mein eigener Herr.“

Gelebte Zivilcourage

Auch die weiteren Nominierten stehen für eindrucksvolle Formen des Widerstands gegen systemisches Unrecht:

  • Vidák Ricsi, ehemaliges Heimkind, klagte erfolgreich gegen den Staat wegen institutioneller Misshandlung.
  • Tilly Heni erstritt juristisch das Recht, ihr neugeborenes Frühchen nach der Geburt nicht verlassen zu müssen – ein Präzedenzfall für die Rechte gebärender Frauen.
  • Die Wesley-Mütter wehrten sich gegen die plötzliche Schließung einer inklusiven Schule durch die Behörden, mit Erfolg.
  • Bátonyi Péter, Denkmalpfleger und früherer Regierungsberater, machte Korruption im Denkmalschutz öffentlich – trotz dienstrechtlicher Repressalien.
  • Die studentische Initiative MOME Front verteidigte erfolgreich die akademische Selbstverwaltung an der Moholy-Nagy-Universität.

„Sie entschieden sich, nicht zu schweigen“

TASZ-Direktorin Dojcsák Dalma betonte, dass viele dieser Menschen ihren Weg nicht freiwillig wählten.

„Sie wurden verletzt, allein gelassen, betrogen – von einer Macht, die sie eigentlich schützen sollte. Und sie entschieden sich, nicht zu schweigen. Sie traten ein für ihre Rechte – und für die anderer.“

Die Gala wurde gemeinsam mit der Loupe Színházi Társulat organisiert, unterstützt von der Britischen Botschaft in Budapest. Medienpartner war 444.hu, das sämtliche Geschichten ausführlich dokumentierte.

Quellen: TASZ, 444.hu
Photo: Loupe Színházi Társulatm, Erika Renner, TASZ / Pivarnyik Balázs

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