Am 24. Mai 2025 erreichte Péter Magyar, Vorsitzender der ungarischen Oppositionspartei Tisza, nach einem elftägigen Fußmarsch die rumänische Stadt Oradea. Mit dieser Aktion wollte er ein Zeichen der Solidarität mit der ungarischen Minderheit in Rumänien setzen und gleichzeitig konservative Wähler ansprechen, die traditionell eher die Regierungspartei Fidesz unterstützen.
Ein Marsch für ‚Frieden und Einheit‘
Der „Eine Million Schritte für Frieden und nationale Einheit“ betitelte Marsch begann am 14. Mai in Budapest. Magyar und eine kleine Gruppe von Unterstützern durchquerten mehrere ungarische Städte, um mit ländlichen Wählern in Kontakt zu treten, bevor sie die Grenze nach Rumänien überschritten. In Oradea wurde er von Hunderten von Anhängern empfangen, aber auch von Gegnern, die ihn als „Verräter“ beschimpften und „Orbán“ skandierten.
„Wir gehen nicht nach Rumänien, um Spannungen zu eskalieren oder unseren ungarischen Brüdern und Schwestern dort zu schaden. Wir gehen, um unsere Solidarität auszudrücken“, sagte Magyar vor seinem Aufbruch.
Kritik an Orbáns Politik gegenüber Auslandshungarn
Magyar kritisierte Premierminister Viktor Orbán dafür, die ungarischen Minderheiten im Ausland als „politisches Produkt“ zu behandeln. Er warf ihm vor, diese Gemeinschaften nicht aus Überzeugung oder Liebe zur Nation zu unterstützen, sondern lediglich, um Stimmen zu gewinnen. Diese Kritik erfolgte im Kontext von Orbáns Unterstützung für den rumänischen Präsidentschaftskandidaten George Simion, der von der ungarischen Minderheitenpartei RMDSZ abgelehnt wurde.
Politische Bedeutung und Umfragewerte
Die Tisza-Partei, gegründet im Jahr 2021 und seit 2024 unter Magyars Führung, hat sich als ernstzunehmende politische Kraft etabliert. Laut einer aktuellen Umfrage des Publicus-Instituts liegt Tisza mit 43 % der Stimmen vor Fidesz, das auf 36 % kommt. Magyar, ehemaliges Mitglied von Fidesz und Ex-Ehemann der früheren Justizministerin Judit Varga, positioniert sich als mal mehr oder weniger pro-europäischer Konservativer und verspricht, Ungarn aus der internationalen Isolation zu führen.
Reaktionen und Ausblick
Während seiner Rede in Oradea lobte Magyar das Ergebnis der rumänischen Präsidentschaftswahlen und rief zur gegenseitigen Achtung zwischen Rumänen und der ungarischen Gemeinschaft auf. Er betonte, dass Spaltung und Hass zu Nichts führen und forderte ein Ende der „Zerstörung, Hetze und Grabenkriege“ durch Orbán.
Die symbolische Geste des Grenzübertritts ohne Passkontrollen wurde durch Rumäniens Beitritt zum Schengen-Raum am 1. Januar 2025 ermöglicht. Dies unterstreicht die wachsende europäische Integration und die Bedeutung grenzüberschreitender Solidarität in der Region.
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