Ein intensiver Abend in der Puskas Arena endet mit einem bitteren 2-3 gegen Irland
Budapest. Ein Spiel, das lange nach Kontrolle aussah, kippte in den letzten Sekunden. Ungarn zeigte offensive Qualität, verlor jedoch in den entscheidenden Momenten die Nerven und wurde von einem irischen Dreifachschützen bestraft.
Früher Höhenflug und ein Traumstart
Ungarn hatte sich für diesen Abend viel vorgenommen. Die Puskas Arena war laut, selbstbewusst und bereit für den nächsten Schritt Richtung Weltcup-Playoffs. Und tatsächlich begann alles so, wie es sich die Heimfans vorgestellt hatten. Daniel Lukacs köpfte nach wenigen Minuten ein, ein Auftakt, der fast an ein Skript erinnerte. Irland wirkte kurz geschockt, Ungarn präsent und druckvoll.
Der erste Dämpfer durch einen kühlen Elfmeter
Doch die Partie erhielt schon früh ihre Wendung. Ein ungestümes Einsteigen im Strafraum schenkte Irland den Ausgleich, den Troy Parrott mit einer bemerkenswerten Coolness verwandelte. Das Publikum pfiff, Parrott schoss. 1-1. Ein Vorbote der späteren bitteren Pointe.
Vargas Moment und Ungarns starker Mittelteil
Ungarn aber reagierte. Barnabas Varga brachte die Arena mit einem technisch sauberen, kompromisslosen Linksschuss erneut zum Beben. In diesen Minuten dominierte die Mannschaft nicht nur spielerisch, sondern auch atmosphärisch. Irland schien an der eigenen Strafraumkante festgenagelt, während Dominik Szoboszlai Regie führte und seine starke Form aus Liverpool eindrucksvoll bestätigte.
Der Druck wächst, die Stabilität sinkt
Je länger die Partie dauerte, desto deutlicher zeigte sich jedoch: Ungarns Offensivdrang ist nur die halbe Wahrheit. Die Defensive bekam zunehmend Probleme mit Irlands direktem Stil, und obwohl vieles nach dem kontrollierten Heimsieg aussah, schlichen sich Nervosität und ungenaue Abläufe ein. Die Mannschaft stand hoch, aber nicht mehr stabil. Die Räume wurden größer, die Zweikämpfe weniger konsequent geführt.
Der Ausgleich und der Bruch im Spiel
Der Ausgleich in der 80. Minute war deshalb überraschend und logisch zugleich. Parrott löste sich aus der ungarischen Kette, hob den Ball über Dénes Dibusz und setzte Irland zurück ins Geschäft. Das Momentum kippte schlagartig. Ungarn wirkte schwerfällig, während die Gäste plötzlich alle zweiten Bälle gewannen. Und dennoch schien ein Remis das Mindeste, was Ungarn aus diesem Abend retten würde.
Der Tiefschlag in Minute 96
Dann kam die Nachspielzeit, und mit ihr der Moment, der Budapest verstummen ließ. Ein hoher Ball, ein unzureichend verteidigter Kopfball, ein herumstochern im Fünfmeterraum, und wieder Parrott, der den Ball über die Linie drückte. 2-3. Irland jubelte. Ungarn erstarrte.
Ungarns Leistung bleibt hinter Anspruch
Dieses Spiel wird als eines der schmerzhafteren in die jüngere Nationalmannschaftsgeschichte eingehen. Nicht wegen der Niederlage allein, sondern wegen der Art und Weise. Ein zweifach erarbeiteter Vorsprung, eine insgesamt gute Offensivleistung und ein dominanter Szoboszlai hätten für einen klaren Heimsieg reichen müssen. Doch Ungarn verlor in den entscheidenden Momenten die Genauigkeit, das Risiko wurde falsch verteilt, und Irland nutzte den kleinsten Fehler mit maximaler Konsequenz.
Heimir Hallgrímsson, der irische Trainer, kommentierte mit süffisanter Gelassenheit, dass Ungarn „seine eigene Zeit verschwendet“ habe. Ein Satz, der an diesem Abend tatsächlich schmerzhafter klingt als jeder Gegentreffer. Denn Ungarn hat gute Ansätze gezeigt, aber sie nicht konserviert. Die Mannschaft muss lernen, Spiele in ihrer Kontrolle zu halten, selbst wenn der Gegner mit aller Wucht dagegen hält.
Ein vertrautes Scheitern
So bleibt eine enttäuschte Arena, ein Abend, der nach viel versprach und wenig brachte, und eine Mannschaft, die ihre Lektion kennt: Offensive Klasse gewinnt Stimmung, aber defensive Klarheit gewinnt Spiele.
Gerade deshalb tut dieses 2-3 besonders weh. Denn Ungarn wartet seit 1986 auf eine WM-Teilnahme, und jeder Zyklus trägt das Gewicht dieser vier Jahrzehnte verpasster Chancen. Die goldenen Zeiten der Aranycsapat sind längst Geschichte, doch das Verlangen nach einer Rückkehr auf die große Bühne ist geblieben. Mit dieser Niederlage rutscht das Ziel erneut in die Ferne, und das ausgerechnet in einem Jahr, in dem die Mannschaft spielerisch genug Qualität besitzt, um zumindest die Playoffs realistisch ins Visier zu nehmen. Statt eines möglichen historischen Schritts steht nun ein vertrautes Gefühl: nahe dran, aber nicht nah genug.
Quellen: Guardian, BBC Sport, MTI.hu
Photo: Troy Parrott jubelt über sein Tor, während ungarische Spieler enttäuscht zurückbleiben – beim Duell Ungarn gegen Irland in der Puskas Arena, Budapest, am 16. November 2025. (MLSZ – Magyar Labdarúgó Szövetség)




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