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Trump und Putin planen Gipfel in Budapest – Orbán als Gastgeber einer geopolitischen Provokation

Ungarns Regierung nutzt diplomatisches Vakuum in Europa und lädt zum Alleingang – Erinnerungen an den gescheiterten Alaska-Gipfel werden wach

Budapest/Washington/Moskau. In einem beispiellosen Alleingang jenseits europäischer Institutionen soll ein neuer Gipfel zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump in Budapest stattfinden. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó und Premier Viktor Orbán bestätigten am Donnerstagabend die Pläne – unmittelbar nachdem die Gespräche zwischen Putin und Trump öffentlich wurden. Der Gipfel, dessen genauer Termin noch nicht bekannt ist, wird bereits in diplomatischen Kreisen als gezielte Machtdemonstration gegen den europäischen Konsens gewertet.

Nach Angaben des Kremls war es Putin, der das jüngste Telefonat initiierte. Budapest sei von Trump als Austragungsort vorgeschlagen worden, was Putin „sofort“ begrüßt habe. Viktor Orbán nannte die bevorstehende Begegnung auf X

„großartige Neuigkeiten für die friedliebenden Menschen dieser Welt“

und ließ zugleich keinen Zweifel daran, dass Ungarn bereit sei, eine zentrale Bühne in der Weltpolitik einzunehmen – ungeachtet der isolierten Stellung des Landes innerhalb der EU.

Gipfel jenseits von EU, NATO und OSZE

Die Entscheidung, Budapest als Schauplatz für dieses Treffen zu wählen, ist nicht zufällig: Orbáns Regierung pflegt seit Jahren enge strategische, energiepolitische und ideologische Beziehungen zu Moskau. Gleichzeitig stilisiert sich die Regierung in Budapest gerne als Vermittler, während sie in Brüssel durch systematische Blockadehaltung auffällt.

Im Gegensatz zu etablierten multilateralen Foren wie der OSZE, der NATO oder der EU wird das geplante Treffen explizit bilateral aufgezogen – ein symbolischer Affront gegen jede Form kollektiver Sicherheitsarchitektur in Europa. Bereits der vorangegangene Trump-Putin-Gipfel in Anchorage, Alaska im August, war mit großen Erwartungen gestartet, blieb aber ohne konkrete Ergebnisse. Putin nutzte damals die internationale Bühne vor allem zur eigenen Imagepflege, während Trump außenpolitisch kaum Substanz lieferte.

Szijjártós Moskau-Visite offenbar Vorbereitung für den Gipfel

Rückblickend erscheint der kurzfristig anberaumte Besuch Péter Szijjártós in Moskau Mitte dieser Woche in neuem Licht. Offiziell nahm der ungarische Außenminister an einem Energieforum teil, bei dem er die EU-Energiepolitik als „völlig verrückt“ kritisierte. Doch wie nun deutlich wird, diente der Aufenthalt wohl der finalen Abstimmung des Budapest-Gipfels. Die Europäische Kommission reagierte damals prompt mit scharfer Kritik und bezeichnete den Besuch als „falsches Signal zur falschen Zeit“.

Dass ausgerechnet ein EU-Mitgliedsstaat als Gastgeber für einen informellen US-Russland-Gipfel fungiert, der an sämtlichen europäischen Entscheidungsstrukturen vorbeigeht, sorgt in Brüssel für wachsende Irritation. Diplomaten sprechen bereits von einem „weiteren Bruch der politischen Solidarität“ durch Budapest.

Propagandaerfolg für Moskau – außenpolitische Bühne für Trump

Aus russischer Sicht bietet der Gipfel eine willkommene Gelegenheit, sich trotz internationaler Isolation als gleichwertiger Gesprächspartner Washingtons zu inszenieren. Für Trump wiederum ist das Treffen ein Mittel zur Positionierung im US-Wahlkampf – als möglicher Friedensstifter im Ukrainekrieg und globaler Vermittler. Sein Truth-Social-Posting nach dem Telefonat mit Putin ist ein Paradebeispiel für politischen Selbstmythos, vermischt mit PR-Versatzstücken: von „großen Fortschritten“ bis hin zu Dankesworten an Melania Trump.

Konkrete Ergebnisse sind indes kaum zu erwarten. Schon der letzte Gipfel brachte weder Bewegung im Ukrainekrieg noch einen nachhaltigen diplomatischen Impuls. Vielmehr diente das Treffen Putin zur öffentlichen Diskreditierung westlicher Waffenhilfe und zur Normalisierung des Dialogs mit einem prominenten US-Politiker.

Orbán kalkuliert mit Isolation

Für die ungarische Regierung bietet das bevorstehende Spitzentreffen jedoch eine Bühne, um sich international als unverzichtbarer Akteur zu präsentieren. Innenpolitisch wird Orbán den Gipfel als Beleg seiner angeblich erfolgreichen „pragmatischen Außenpolitik“ verkaufen – auch wenn Ungarn dadurch weiter in die Isolation innerhalb der EU abrutscht.

Die Signalwirkung des Gipfels ist unmissverständlich: Während die meisten europäischen Regierungen eine Politik der Eindämmung gegenüber dem Kreml verfolgen, bietet Budapest Russland eine Plattform zur internationalen Rehabilitierung – und das ausgerechnet in einem Moment, in dem die Ukraine massive russische Angriffe auf ihre Energieinfrastruktur abwehren muss.

Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse spricht Bände: Während Präsident Selenskyj nach Washington reist, um dort über zusätzliche US-Militärhilfe zu verhandeln, kündigen Trump und Putin ein „Friedensgespräch“ in der Hauptstadt eines EU-Mitgliedstaats an, das seine Rolle als „Brückenbauer“ zur strategischen Provokation ausbaut.

Quellen: The Guardian, The Moscow Times, Truth Social, MTI, Pester Lloyd, AFP
Photo: MTI/EPA/Szputnyik/Gavriil Grigorov

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