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(c) Pester Lloyd / 19 - 2012     UMWELT 09.05.2012

 

Heb es auf!

"Nationaler Reinigungstag" in Ungarn mit Freiwilligen und Dienstverpflichteten

Wenn man aus Ungarn heute von Säuberungsaktionen berichtet, zucken viele schon zusammen. Doch diesmal betrifft es weder Richterposten oder den öffentlichen Rundfunk, sondern geht es um eine landesweite Müllbeseitigungsaktion. Diese wurde im letzten Jahr, organisiert von allerhöchster Stelle, ins Leben gerufen und wird nun unter dem Slogan ""Teszedd!" - Heb es auf! zur Tradition gemacht.

Wilde Müllkippen sind (nicht nur) in Ungarn ein schändliches, aber regelmäßig wiederkehrendes Bild. Vor allem der Budapester Stadtrand, stadtnahe Wälder, aber auch die Donauufer und etliche Parks sind oft mit wilden Sperrmüllkippen, inkl. Kühlschränken, Autoreifen, Giftfässern, den Resten ganzere Baustellen und allem möglichen Unrat verschandelt, leider nach jeder Räumaktion bald wieder. Geht es um eine umstandslose Müllentsorgung, scheint man nicht viel auf die "heilige ungarische Erde" zu geben.

Im Vorjahr zählte die Regierungs-PR "160.000 Freiwillige", die sich am "ersten nationalen Reinigungstag überhaupt" beteiligten, so gestern der Staatssekretär im Justizministerium, Bence Rétvári, vor der Presse. In diesem Jahr soll am 2. Juni noch alles etwas professioneller ablaufen. Als "Mitorganisator" wird das Innenministerium Container und LkW zur Verfügung stellen sowie ein Bataillon von 3.750 Rekruten aus dem neuen "öffentlichen Beschäftigungsprogramm", bei dem Sozialhilfeempfänger durch lokale Autoritäten unter Androhung eines dreijährigen kompletten Unterstützungsentzuges für praktisch jede Arbeit, zu fast jeder Zeit an jedem Ort herangezogen werden können.

 

In der Praxis handelt es sich um ein Beaufsichtigungsprogramm für Roma, denn sie stellen rund 90% der "Beschäftigten", vor allem im ländlichen Raum. Wer die Schikanen durchhält, sich nach Ansicht seiner "weißen Wächter" nichts hat zu Schulden kommen lassen, kann nach 4x40 Stunden mitunter schwerster körperlicher Arbeit seine monatliche Unterstützung um rund 19.000 Forint (ca. 70 EUR) auf die insgesamt schon berühmt gewordenen 47.000 Forint (rund 160.- EUR) aufstocken), von denen man, so Wirtschaftsminister Matolcsy unlängst wörtlich: heute in Ungarn sehr gut leben kann...

Im Vorjahr unternahm ein lokales Medium übrigens am Tag nach dem "National Clean up" einen Ausflug zu einem der gereinigten illegalen Müllplätze und wollte die Tage zählen, bis dort wieder illegal abgeladen wird. Den Ort sicherte man mit einer Webcam. Man kam bis zum zweiten Tag und der Sünder war ein Mitarbeiter einer der Gemeinden, die sich ihre örtlichen Roma zum "Waldfegen" zwangsverpflichtet, ein Entsorgungskreislauf er sehr speziellen Art...

Amtlicher Rassismus im Zuge der öffentlichen Beschäftigungsprogramme

red
 

 

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