Ungarns Kreditwürdigkeit befindet sich auf einem abwärtsgerichteten Kurs. Im Spannungsfeld zwischen politischem Eigensinn und ökonomischer Realität haben S&P und Moody’s das Land mehrfach abgestuft. Die Regierung Orbán taumelt auch 2025 in ein massives Defizit hinein. Unser eigens angefertigtes Rating-Chart und die Chronologie der wirtschaftspolitischen Entscheidungen zeigen: Der Spielraum schrumpft.
Ungarns Kreditwürdigkeit ist seit Jahren eine Achterbahnfahrt. Mit dem Regierungsantritt Viktor Orbáns 2010 begann ein Kurs, der politische Autonomie über ökonomische Rationalität stellte – und die Finanzierungskosten Ungarns belastet.
Die Jahre der Krise und Erholung (2008–2016)
Die globale Finanzkrise 2008 traf Ungarn empfindlich. Schon zuvor strukturell verwundbar, rutschte das Land in eine Rezession. S&P und Moody’s stuften Ungarn ab, Moody’s gar auf Ba1 (Ramschniveau) im November 2011. Kurz zuvor, im Mai 2010, übernahm Viktor Orbán die Regierungsgeschäfte. Statt auf strukturelle Reformen setzte seine Fidesz-Regierung auf sogenannte „unorthodoxe Maßnahmen“: Sondersteuern für Banken, Telekommunikation und Energie, Eingriffe in die Notenbank.
Dies führte 2012 zur Herabstufung durch S&P auf BB+, eine Kategorie, die Investoren üblicherweise meiden. Ungarn war offiziell Junk. Der Zugang zu Kapitalmärkten verteuerte sich drastisch.
Unser Chart zeigt den Zeitverlauf der Ratings von S&P und Moody’s, sowie Rezessionen (Grau), wichtige ökonomische Ereignisse sowie rot-strichliert die zweite Regentschaft von Orbán:

Stabilisierung durch Haushaltsdisziplin (2016–2019)
Nach Jahren politischer Konfrontationen, insbesondere mit der EU und dem IWF, stabilisierte sich die Wirtschaft. Die Exportindustrie – vor allem der starke Automotive Sektor – wuchs kräftig. 2016 kehrte Ungarn zurück in den Investment-Grade-Bereich (BBB- bei S&P, Baa3 bei Moody’s). Staatsschuldenquoten sanken leicht, wenn auch auf hohem Niveau.
Trump I beflügelte Orbáns ökonomische Phantasien – die EU erschien als zwar lästiger, aber verlässlicher Geldgeber – außenpolitisch und strategisch wurde aber auf den russischen Tsar gesetzt, zumal bekannterweise für echte Freunde des Kreml der korrupte Rubel rollt.
Pandemie und politische Isolation (2020–2022)
Die COVID-19 Pandemie 2020 stoppte die Erholung abrupt. Zwar fiel der Einbruch moderater aus als in anderen Ländern, doch Ungarn verlor erneut an Kreditwürdigkeit: politische Alleingänge, Angriffe auf Rechtsstaatlichkeit und ein offener Konflikt mit der Europäischen Union über eingefrorene Gelder (Recovery Fund) belasteten die Bonität nachhaltig.
2022 folgte die nächste kritische Phase: Die Inflation galoppierte davon, der Forint verlor massiv an Wert. Moody’s und S&P änderten ihre Ausblicke auf negativ.
Chart: Euro/Forint (schwarz) vs Euro/Dollar (Grün) – auch eine stetige Entwertung des Forint hilft Ungarn nur bedingt wenn die Agenda Isolationismus lautet
Defizitkrise 2025: Die Zuspitzung
2025 steuert Ungarn auf ein massives Haushaltsdefizit zu. Nach Schätzungen wird das Defizit bei über 2-6% des BIP liegen — ein Wert, der weit über den Maastricht-Kriterien der EU liegt. Die Staatsschuldenquote nähert sich wieder der 80%-Marke.
Von einem Einlenken Orbáns kann keine Rede sein. Mit der EU ist man auf Konfrontationskurs – Peter Magyar sitzt im Nacken und es braucht den Buhmann EU & Ausländische Schergen mehr denn je. Ausgleichszahlungen sind eingefroren, da Ungarn partout militärische Hilfen an die Ukraine blockiert. Trump II lässt Orban abermals bewunderische Floskeln über des POTUS stabiles ökonomisches Genie auf X und in Reden kredenzen. Orbán hat den Isolationismus der Zeit erkannt und Ungarn abermals in ökonomisch seichte Gewässer geführt.
„Wir machen im kleinen Rahmen was Donald Trump in einem viel größerem Maße macht.“
Ungarns Kreditwürdigkeit reflektiert eine tiefergehende Problematik: Ökonomische Grundsätze wurden der politischen Agenda geopfert. Ohne Kehrtwende droht eine Wiederholung der Preisdynamik und Kapitalflucht der 2010er Jahre.
Zwischen Kreml und Kurfürstentum – Orbáns ökonomisches Vabanquespiel – Analyse
Ungarns Haushaltsentwurf 2026: Soziale Unterstützung oder politische Strategie?
Infobox: Staatsschuldenquote Ungarns in % des BIP
Jahr | Schuldenquote |
---|---|
2008 | 71% |
2010 | 80% |
2012 | 78% |
2016 | 74% |
2019 | 66% |
2020 | 80% |
2022 | 76% |
2025 (Schätzung) | 79-82% |
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