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Die Demokratische Koalition sucht ihren Platz zwischen Orbáns Macht und Magyars Aufbruch


Demokratische Koalition (DK) präsentiert „Zuhören-Kämpfen-Schützen“ Kampagne während Fidesz und Tisza‑Partei bereits eigene Programme in Stellung bringen.

Budapest. Die oppositionelle Demokratische Koalition (DK) hat am Sonntag ihre neue Wahlkampagne vorgestellt. Parteichefin Klára Dobrev sprach von einem „neuen Kapitel“ in der Geschichte der 14 Jahre alten Partei und kündigte eine landesweite Gesprächsoffensive unter dem Motto „Zuhören, Kämpfen, Schützen“ an.

Die DK will sich, so Dobrev, nicht länger als klassische Parlamentspartei begreifen, sondern als Bewegung für gesellschaftlichen Wandel. „Wir wollen nicht nur eine andere Regierung, sondern ein anderes Land“, sagte sie. Dabei verwies sie auf drei Leitbegriffe:

  • Zuhören – sie kündigte an, „ohne Bodyguards, ohne gepanzerte Wagen, ohne Parteipropagandisten“ durchs Land zu reisen und direkt mit Menschen zu sprechen.
  • Kämpfen – für jene, „die vom System unterdrückt oder zurückgelassen wurden“, nannte sie Beispiele wie Bankgeschädigte oder Machtinhaber, die sich ungerecht bereichert hätten.
  • Schützen – Rentner, junge Menschen, Arbeitnehmer, die verwundbar seien, stünden im Fokus: „Wir werden die Menschen nicht im Stich lassen.“

Mit Blick auf die Regierungspartei erklärte Dobrev:

„Wir wollen das System nicht flicken, wir wollen es abbauen. Nicht nur die Super-Mehrheit von Fidesz ersetzen, sondern ein neues System erschaffen.“

Die DK strebe ein „gerechtes, europäisches und freies Ungarn“ an, in dem Politik den Menschen diene, nicht der Macht.


Fidesz und Tisza demonstrieren politische Stärke am 23. Oktober

Nur Tage zuvor hatten Fidesz und die Tisza-Partei ihre eigenen Kampagnen mit groß angelegten Kundgebungen am 23. Oktober eröffnet – dem ungarischen Nationalfeiertag zur Erinnerung an den Aufstand von 1956.

Ministerpräsident Viktor Orbán führte in Budapest einen von Fidesz organisierten „Friedensmarsch“ (Békemenet) an, bei dem Zehntausende Anhänger vom Komitas-Platz bis zum Parlament zogen. In seiner Rede sprach Orbán von einem „Kampf für Ungarns Unabhängigkeit“ und stellte die Regierung als Garant gegen „äußeren Druck aus Brüssel und Washington“ dar.

Zur gleichen Zeit versammelte Péter Magyar mehrere zehntausend Unterstützer zu einer Gegenkundgebung der Tisza-Partei. Magyar präsentierte sich als Vertreter einer „neuen politischen Generation“, die „das Land zurück in die europäische Normalität führen“ wolle. Beobachter werteten die parallel stattfindenden Aufmärsche als symbolische Machtdemonstrationen – Orbán als Bewahrer, Magyar als Herausforderer des Systems.

Politikwissenschaftler sehen darin den Auftakt eines ungewöhnlich frühen und konfrontativen Wahlkampfs. Fidesz setzt auf bewährte Mobilisierung und die Verteidigung nationaler Souveränität, während Tisza versucht, den Frust über Korruption und Machtmissbrauch in politische Dynamik zu übersetzen.

Der Kurs der Opposition


Die Kampagne der DK markiert einen neuen Anlauf der linken Opposition, sich abseits reiner Regierungsablehnung zu positionieren; der Fokus liegt auf sozialer Gerechtigkeit und systemischem Wandel. Gleichzeitig macht die Konkurrenz deutlich, dass der Wahlkampf bereits begonnen hat. Für Wähler könnte in dieser Konstellation nicht die Frage nach dem „wer regiert“ entscheiden, sondern „welches System“ – ob Kontinuität, Reform oder fundamentaler Wandel.

Photo: Potraits of VP Klara DOBREV in the EP in Strasbourg, Wikipedia
Quellen: Pester Lloyd, MTI, Telex

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