Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Fidesz-nahe Indamedia übernimmt Ungarns größtes Boulevardblatt Blikk

Der Kauf des Boulevardblatts Blikk durch ein Fidesz-nahes Medienhaus vertieft die ohnehin monopolistische politische Kontrolle über Ungarns Presse

Budapest. Die Übernahme des Massenblatts Blikk durch das regierungsnahe Unternehmen Indamedia hat Ungarns Presse weiter monopolisiert. Vor den Parlamentswahlen 2026 fällt ein weiteres auflagenstarkes Medium unter den Einfluss des Machtapparats von Viktor Orbán.

Die Indamedia-Gruppe, die als Fidesz-nah gilt, hat den ungarischen Teil des Schweizer Verlagshauses Ringier übernommen. Zum Paket gehören mehrere Titel, darunter das Boulevardblatt Blikk und die ungarische Ausgabe des Modemagazins Glamour. Blikk erreicht monatlich rund drei Millionen Online-Leser und ist damit das meistgelesene Medium des Landes.

Der bisherige Chefredakteur Ivan Zsolt Nagy und ein weiterer leitender Manager verließen das Haus kurz nach der Übernahme. Nagy hatte versucht, die Zeitung stärker auf gesellschaftliche Themen auszurichten und „nicht auf Sensationalismus, sondern auf relevante Geschichten“ zu setzen. Sein Nachfolger Balázs Kolossváry wurde von den neuen Eigentümern benannt.

Unter den Mitarbeitern herrscht Fassungslosigkeit. „Ich war schockiert, als ich die Nachricht hörte“, sagte ein Redakteur dem Guardian. Viele Journalisten bleiben trotz wachsender politischer Einflussnahme – aus Mangel an alternativen Arbeitgebern.

Medienkonzentration mit System

Indamedia gehört zur Hälfte dem Unternehmer Miklós Vaszily, einem engen Verbündeten der Regierung und Chef des privaten Fernsehsenders TV2. Die Gruppe erklärte, man habe eine „wirtschaftlich sinnvolle“ Akquisition vorgenommen. Kritiker sehen hingegen eine weitere Schwächung der Medienvielfalt.

Bereits heute dominiert ein Netz regierungsnaher Medienhäuser den ungarischen Markt. Über die Stiftung KESMA werden Dutzende Tageszeitungen, Onlineportale und Radiosender zentral koordiniert. Regierungsunabhängige Redaktionen sind zur Minderheit geworden.

Die Medienbeobachterin Ágnes Urbán betont, Blikk spiele eine Schlüsselrolle:

„Wenn politische Inhalte in einem Medium erscheinen, das Millionen erreichen kann, verändert das die öffentliche Wahrnehmung.“

Auch abseits der Medien zeigt sich der Zustand des Landes bedenklich. Laut dem aktuellen World Justice Project Rule of Law Index liegt Ungarn auf Platz 79 von 143 untersuchten Staaten – Schlusslicht unter allen EU-Mitgliedern. Der Index misst Faktoren wie Korruptionsfreiheit, Grundrechte und Unabhängigkeit der Justiz; in allen Bereichen verzeichnet Ungarn Rückschritte.

Seit 2010 hat die Regierung zudem schrittweise Einfluss auf Medienaufsicht, Rundfunk und private Verlage ausgeweitet – eine Entwicklung, die sich auch in der Erosion rechtsstaatlicher Strukturen widerspiegelt.

Der Pester Lloyd als gallisches Dorf

In diesem Umfeld bleibt der Pester Lloyd eine der wenigen Stimmen, die unabhängig recherchieren und berichten. Als traditionsreiche Zeitung mit liberaler Ausrichtung versteht sich die Redaktion als Teil einer Presse, die ihre Aufgabe trotz Repression erfüllt – sachlich, kritisch und frei von staatlicher Kontrolle.

Die Übernahme von Blikk zeigt, wie begrenzt der Raum für echten Journalismus in Ungarn geworden ist. Umso wichtiger bleibt, ihn zu verteidigen – mit Fakten, Transparenz und der Bereitschaft, unabhängig zu bleiben.

Quellen: The Guardian, AFP, Mérték Media Monitor, MTI.hu
Photo: Blikk-Logo. Quelle: Wikipedia

Gib den ersten Kommentar ab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unabhängig - Pluralistisch - Traditionsreich - Europäisch - Die Zeitung für Ungarn und Osteuropa