Wirtschaftsforum MBW 2025: Internationale Bühne mit politischen Untertönen
Chișinău. Mit über 3000 Teilnehmenden vor Ort, zahlreichen ausländischen Delegationen und Investitionsankündigungen im dreistelligen Millionenbereich präsentierte sich die Republik Moldau bei der Moldova Business Week 2025 als reformbereiter Wirtschaftsstandort. Im Mittelpunkt standen Innovationsprojekte, energiepolitische Initiativen und strategische Kooperationen mit westlichen Partnern. Doch hinter der wachstumsorientierten Außendarstellung bleiben zentrale Strukturprobleme ungelöst.
Internationale Beteiligung, politische Signale
Zu den Gästen zählten Vertreter aus über 40 Staaten, darunter Minister, Unternehmer und Entwicklungsorganisationen. Rumäniens Wirtschaftsminister Radu Miruță sprach von einem „gemeinsamen Schritt nach Westen“ und begrüßte die geplante Börsengründung in Chișinău, ein Kooperationsprojekt mit der Bukarester Börse und lokalen Investoren, ausgestattet mit 3 Mio. EUR Startkapital.
Die Unterstützung westlicher Institutionen – Weltbank, EU, GIZ, amerikanische Fonds – wurde sichtbar inszeniert. Der Ausbau der IT-Branche, neue Energieprojekte sowie Moldaus Beteiligung an der künftigen Ukraine-Rekonstruktion dienten als zentrale Anker. Das Investitionsversprechen der Regierung: steuerliche Vorteile, digitale Verwaltung, grenzüberschreitende Mobilität.
Ankündigungen und ökonomische Realität
Die vorgestellten Projekte reichen von einem medizinischen Großzentrum über Elektromobilität bis hin zu Digitalisierungsvorhaben etablierter Unternehmen. Auch multinationale Akteure wie Bolt, Vienna Insurance Group oder Gebauer & Griller kündigten Engagements an.
Gleichzeitig bleibt die strukturelle Lage fragil:
• Die Justiz gilt als politisch beeinflussbar, Korruption bleibt auf Verwaltungsebene ein Investitionshemmnis
• Die Energieinfrastruktur ist labil, trotz Ausbauplänen bei Wind und Solar
• Der Kapitalmarkt steht erst am Anfang, die angekündigte Börse existiert bislang nur auf dem Papier
• Moldaus Wirtschaft hängt weiterhin stark von Remittances und ausländischer Entwicklungsfinanzierung ab
Einige Investoren nutzen die niedrigen Lohnkosten und steuerlichen Sonderregime, doch längerfristige Standortentscheidungen erfordern verlässliche institutionelle Rahmenbedingungen, insbesondere bei Rechtssicherheit und Verwaltungstransparenz.
Strategische Einbindung in geopolitischen Kontext
Die MBW 2025 diente auch der außenpolitischen Positionierung. Die moldauische Regierung unter Premier Dorin Recean präsentierte sich als verlässlicher Partner in regionalen Energie- und Wiederaufbaufragen. Im Fokus: die neue Hochspannungsverbindung Strășeni-Gutinaș, kofinanziert von den USA mit 130 Mio. USD als Teil der Anbindung an das kontinentaleuropäische Stromnetz.
Im Hintergrund stehen anhaltende russische Einflussversuche, darunter mutmaßlich finanzierte Desinformationskampagnen im Vorfeld der nächsten Wahlen am kommenden Sonntag. Die wirtschaftspolitische Westbindung soll auch innenpolitisch Stabilität erzeugen, ein kalkulierter Schulterschluss mit Brüssel und Washington.
Quelle: Invest Moldova Agency
Photo: Invest Moldova Agency
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