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(c) Pester Lloyd / 20 - 2015   SPORT     15.05.2015

 

Weniger Mannschaften, mehr Einheimische: Ungarischer Fußballverband baut Liga um

Vor wenigen Tagen berichteten wir über den Absturz des Erstligisten ETO Györ, der wegen des Quaestor-Skandals im kommenden Jahr nicht mehr in der höchsten Spielklasse, der NB I (Nemzeti Bajnokság I) antreten kann. Heute verkündete der Präsident des Ungarischen Fußballverbandes, Sándor Csányi Foto), weitere radikale Änderungen in der Fußballmeisterschaft.

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Neben Györ verfehlten vier weitere Vereine in der ersten Bewerbungsrunde die Spielberechtigung für die NBI. Die Klubs von Pécs, Kecskemét, Nyíregyháza und Pápa müssen nun bis zum 26. Mai verbesserte Lizenzanträge (lies: Bankbürgschaften) vorlegen. Vor allem für Pápa sieht es nicht gut aus.

Csányi kündigte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, unter großer medialer Aufmerksamkeit an, dass die Liga bis spätestens übernächstes Jahr von 16 auf 12 Teams zusammengeschmolzen wird. Die Teams treffen dann in 33 Runden je dreimal aufeinander, statt, wie bisher, zweimal. Bereits kommende Saison werden es wohl nur 14 Mannschaften sein. Dies soll für "mehr finanzielle Nachhaltigkeit und einen größeren Wettbewerb sorgen".

Beobachter meinen eher, dass es für die Lizenzverlierer schlicht keine geeigneten Nachrücker gibt und die Verkleinerung einige jetzt erstklassige Vereine finanziell derart ruinieren könnte, dass auch diese dann billig für Fidesz-Hobby-Fußballpräsidenten zu haben sein könnten, die noch nicht beim ungarischen Oligarchen-Hobby Nr. 1 zum Zuge kamen.

Andere Beobachter hingegen halten die Entscheidung für vernünftig, ein Land wie Ungarn könne eine 16er Liga ohnehin nicht adäquat bestücken, heißt es mit Verweis auf die 10er Liga im deutlich reicheren Österreich. Selbst die besten 3-5 dortigen Vereine sind kaum international konkurrenzfähig, wie könne sich dann Ungarn einbilden, 16 Mannschaften als "erstklassig" zu bezeichnen. Die NB I wechselte die Zahl ihrer Teilnehmermannschaften seit der Wende häufiger, stets zwischen 12 und 16.

Csányi verkündete außerdem neue Quoten für Legionäre, so dürfen hinfort nur noch solche Vereine mit der Weitergabe von Entwicklungsgeldern bzw. -prämien des Verbandes (es geht dabei um Summen von bis zu 1 Mio. EUR pro Jahr und Verein, in Summe stehen für die kommende Spielzeit 7 Mrd. Forint, also rund 21 Mio. EUR zur Verfügung) rechnen, die in ihrem Kader höchsten sieben Ausländer haben, auf dem Feld sollen gleichzeitig nur noch 3 pro Team stehen dürfen.

Der MLSZ-Präsident sieht darin eine Maßnahme zur Nachwuchsförderung und zum Schutz der Liga vor finanziellen Abenteuern. "Wir wollen mehr junge, ungarische Spieler spielen sehen." Denn nur so könne auch die Nationalmannschaft mittelfristig wieder konkurrenzfähig werden. Derzeit herrscht zwar eine gewisse Euphorie, weil die Chancen für die Qualifikation zur EM 2016 in Frankreich noch leben, ansonsten ist die Nationalmannschaft, was fachliche, finanzielle, vor allem aber vereinsseitige Unterstützung betrifft, seit Jahren das Stiefkind des Verbandes, der mehr als Interessenvertreter der Fidesz-dominierten Vereine gilt.

Auch die Trainerfrage konnte oder wollte Csányi nicht beantworten, es gilt weiter die Interimslösung mit Herthas Dárdai, den die Berliner aber nach Ende der EM-Quali aber unbedingt exklusiv zurückhaben wollen.

 

Überprüft werden soll laut Csányi auch das Gehaltssystem. Es könne nicht sein, so Csányi, dass es in der Liga 58% gehaltsbeziehende Spieler gibt, die nicht eine Minute in einem Pflichtspiel aufgelaufen sind. Diese Statistik ist ein Hinweis darauf, dass die Vereine auch als Versorgungsstätte für den Nachwuchs von "Freunden und Verwandten" der Vereinspräsidenten herhalten müssen.

Der Liga-Cup (ein seit 2007 ausgetragenes Miniturnier zwischen den Siegern der ersten drei Spielklassen) entfällt ab kommendem Jahr, weil es sich dabei um groben sportlichen Unfug handelte, der unnötig Zeit und Geld gekostet, aber niemanden interessiert habe.

Zu den vielen, teuren Stadionbauprojekten sagte Csányi nichts, denn diese sind als "Projekte nationaler Priorität" Chefsache und damit eine Angelegenheit des Amtes des Ministerpräsidenten.

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red.

 

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