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(c) Pester Lloyd / 2016-26   REISE

Nach Brexit: Das ändert sich jetzt für Reisende

Großes Rätselraten nach dem Brexit-Votum: Was wird aus der EU? Wie werden die Handels- und Politikbeziehungen zwischen der Insel und dem Festland in Zukunft aussehen? Und was bedeutet der Brexit für den geplanten London-Trip? Die wichtigsten Antworten zum Thema Reise gibt es hier.

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Großbritannien hat für einen EU-Austritt votiert. Das ändert eine ganze Menge – auch beim Reisen. Foto: Delpixel – 442032913 / Shutterstock.com

Die Bevölkerung Großbritanniens hat sich in einem Referendum dafür ausgesprochen, die Europäische Union (EU) zu verlassen. Am 23. Juni stimmten rund 52 Prozent der Briten für den Austritt. Der Austritt wird sich über mindestens zwei Jahre hinziehen, die Folgen sind schwer einzuschätzen. Dass sich einiges ändern wird, ist allerdings schon klar. Wie genau es weitergeht, hängt aber auch stark von den in den nächsten Monaten stattfindenden Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU ab.

Nicht nur für Wirtschaft und Politik bedeutet diese Entscheidung eine gewaltige Veränderung. Auch für Urlauber wird sich nun einiges ändern. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie unter die Lupe genommen.

Urlaube im UK werden günstiger!

Aufgrund des Austritts ist die Währung des Vereinigten Königreichs, das Pfund Sterling, sofort rapide gesunken. Experten gehen davon aus, dass die Abwertung dauerhaft sein wird. Was
für die Wirtschaft gravierende Folgen haben könnte, ist für Großbritannien-Urlaube äußerst praktisch. Der Europäer bekommt in UK in Zukunft mehr fürs Geld. Für Briten dagegen, die sich bekanntlich äußerst gerne an den Südeuropäischen Stränden tummeln, wird der Mittelmeer-Urlaub in Zukunft erheblich teurer und damit für weniger Menschen finanzierbar. Alles andere als gute Nachrichten für Länder wie Spanien, Italien oder Griechenland, die auf den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig angewiesen sind.

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Das Pfund auf Talfahrt – für UK-Touristen wird deshalb erst einmal alles billiger. Foto: flashray – 441914725 / Shutterstock.com

Das Pfund geht in den Keller – gut für alle Touristen aus Euro-Ländern

Also: Wer schon immer mal nach London wollte, sollte die Gelegenheit jetzt beim Schopf ergreifen. Für eine
Schnäppchen-Reise ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Denn sollte das Pfund durch den Brexit wie erwartet dauerhaft an Wert verlieren, werden sich auch die Preise auf der Insel über kurz oder lang erhöhen. Der aktuelle Preisvorteil wäre damit dahin. Also nicht lang fackeln, buchen!

Aber Achtung: Flüge könnten teurer werden!

In letzter Zeit profitierten Urlauber aus Deutschland und anderen EU-Ländern bei günstigen Direktflügen nach London oder Manchester von den EU-Vorgaben für offenen Wettbewerb in der Branche. Viele Hürden für Fluggesellschaften wurden innerhalb des Bündnisses abgeschafft. Diese werden nun
zunächst wieder bestehen. Auch wird es insgesamt wohl weniger Flüge zwischen Großbritannien und der EU geben. Steigende Fluggebühren kommen hinzu – Fliegen ins UK wird also mit sehr großer Wahrscheinlichkeit teurer werden.

Und noch einen weiteren Nachteil bringt der Brexit für Reisende. Die Entschädigung für verspätete, überbuchte oder annullierte Flüge und Zugfahrten könnte entfallen. Bisher ist diese garantiert, wenn entweder der Startbahnhof oder -flughafen in einem EU-Land liegt oder die Airline aus einem EU-Mitgliedsstaat kommt. Für Großbritannien muss dies nach dem Austritt erst neu festgelegt werden.

Roaming-Gebühren bleiben, Reisepass-Pflicht könnte kommen

Andere Umstellungen, auf die sich Großbritannien-Urlauber gefasst machen müssen, betreffen das Telefonieren und die Reisedokumente. Während in der EU ab Anfang 2017 Roaming-Gebühren wegfallen werden, bleibt Telefonieren und Surfen im britischen Ausland teuer. Wer als EU-Bürger ins Vereinigte Königreich einreisen will, muss in Zukunft wohl auch einen Reisepass dabeihaben – der EU-Personalausweis allein könnte als Reisedokument nicht mehr akzeptiert werden.

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Infografik: So munter wird im Moment zwischen EU und UK hin- und hergereist. Infografikquelle: eigene Darstellung

Übrigens: Hart werden all diese Veränderungen vor allem für die Briten. Die reisen nämlich weitaus lieber in EU-Länder als EU-Bürger nach Großbritannien: Fast 20 Milliarden Pfund gaben die Briten im Jahr 2014 für Tourismus in andere EU-Länder aus. Besucher aus EU-Mitgliedsstaaten ließen derweil „nur“ knapp zehn Milliarden Pfund in Großbritannien liegen. 

Alles in der Schwebe: Großbritannien muss nach Brexit erst einmal neu verhandeln

Wie genau und wann die Folgen des Brexit auftreten, lässt sich im Moment noch nicht mit Sicherheit sagen. Großbritannien muss allerlei Abkommen neu verhandeln. Im Moment ist man auf dem Papier auch noch gar nicht ausgetreten. Wenn der
Artikel 50 des Lissabon-Vertrages, der den Austritt eines Mitgliedslands aus der EU regelt, einmal ausgelöst ist, wird sich der Austrittsprozess bis zu zwei Jahre lang hinziehen. Währenddessen dürften auch gleich Handels- und Reiseabkommen mit den europäischen Ländern verhandelt werden.

Leave-Kampagne gewinnen: ja; Premierminister werden: nein – Boris Johnson

Erst dann lässt sich mit Sicherheit sagen, welche Auswirkungen der EU-Ausstieg Großbritanniens für Handel und Verkehr haben wird. Ob die EU den scheidenden Briten dabei sonderlich weit entgegenkommen wird, ist aber mehr als fraglich: Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in einer ersten Reaktion klargestellt, es solle für Großbritannien kein „Kirschenpicken“ geben. Gleiche Vorteile, aber keine Verpflichtungen mehr – das soll es für das Vereinigte Königreich nicht geben.

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 Leave-Kampagnenführer Boris Johnson wird sich nicht für die Cameron-Nachfolge bewerben. Foto: Stuart Boulton – 426421486 / Shutterstock.com

Übrigens: Nach dem Rückzieher des Brexit-Anführers Boris Johnson, der erklärt hat, David Camerons Nachfolge als Premierminister nicht antreten zu wollen, wird schon wieder fleißig spekuliert, ob die Briten nicht doch noch einen Rückzieher machen könnten. Das Referendum ist für die britische Regierung auf dem Papier nicht bindend, und viele „Leave“-Abstimmer sind sich in ihrer Entscheidung ob der drohenden Konsequenzen mittlerweile nicht mehr so sicher. Dass es zu diesem Szenario kommt, gilt letztendlich aber doch als extrem unwahrscheinlich.

Z.T.

 

 

 

 

 

 

 

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