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CPAC Ungarn 2025: Orbáns „Patrioten-Zeitalter“ - Rechter Kongress

Bei der rechten Leistungsschau in Budapest stilisiert sich Viktor Orbán zum Bannerträger eines neuen Europas. Hinter der Rhetorik von Souveränität und Patriotismus offenbart sich ein Bündnis reaktionärer Kräfte, das Demokratieabbau, Feindbilder und Geschichtsvergessenheit als politischen Kern frönt.

Mit der diesjährigen Conservative Political Action Conference (CPAC) in Budapest setzt Viktor Orbán seine außenpolitische Strategie der ideologischen Verbrüderung mit der radikalen Rechten fort. Unter dem Motto „The Age of Patriots“ versammelten sich Vertreter rechtspopulistischer und nationalkonservativer Bewegungen aus mehreren Kontinenten – von Trumps USA bis zur Alternative für Deutschland (AfD) und Österreichischen FPÖ. Der Schulterschluss zielt auf die Demontage europäischer Institutionen und demokratischer Standards.

Eine Konferenz als Kulisse für Machtanspruch

Bereits zum vierten Mal fungiert Budapest als Gastgeber der ungarischen Ausgabe der CPAC, jenem ursprünglich US-amerikanischen Festival für rechtskonservative bis offen rechtsradikale Strömungen. Die Veranstaltung dient Orbán nicht nur zur Imagepflege, sondern auch zur internationalen Legitimation seines „illiberalen Staates“. Was 2025 auffällt: Die strategische Ambition, Europa ideologisch umzupolen, ist konkreter geworden.

Der ungarische Premier eröffnete die Konferenz mit einer rhetorischen Hommage an Donald Trump, dessen politisches Comeback in den USA als ermutigendes Signal gefeiert wird. Orbán sprach von einem „Zeitalter der Patrioten“, das nun angebrochen sei – gegen die EU, gegen „globalistische Eliten“, gegen Migration. Europa, so der Tenor, müsse von innen heraus zurückerobert werden. „Brüssel hat unseren Traum von Europa gestohlen und in einen Alptraum verwandelt“, erklärte Orbán unter Applaus.

Ein transnationales Netzwerk der Reaktion

Teilnehmer wie Geert Wilders, Alice Weidel (AfD), Herbert Kickl (FPÖ) oder der chilenische Rechtsintellektuelle Axel Kaiser skizzierten ein Weltbild, in dem liberale Demokratie zur Bedrohung stilisiert wird. Stattdessen forderte man „kulturelle Rückeroberung“, nationale Souveränität und den „Schutz westlicher Zivilisation“. Hinter dieser Rhetorik verbirgt sich ein autoritäres Gesellschaftsbild, das Minderheitenrechte, freie Medien und unabhängige Justiz als hinderlich empfindet.

Dr. Miklós Szánthó vom regimefreundlichen Center for Fundamental Rights präsentierte das altbekannte Feindbild George Soros als Symbolfigur einer angeblich orchestrierten globalistischen Verschwörung. Auch mit 94 Jahren ist George Soros keine Ruhe vergönnt. In altbewährter Manier wird Antiliberalismus mit antisemitischen Untertönen versetzt – ohne dass dies offen ausgesprochen werden müsste.

Kritik, Koordinaten und Koalitionen

Die Referenz an Trumps Rückkehr in das Weiße Haus steht für eine politische Blaupause: Exekutivdominanz, institutionelle Aushöhlung, Polarisierung als Dauerzustand. Orbán baut darauf, dass sich diese Methode in Europa durchsetzen lässt und sieht sich mit dem neuen rechten Block „Patriots for Europe“ auf dem Vormarsch. Nach der Europawahl ist dieser Zusammenschluss nun drittstärkste Kraft im Parlament. Doch die Fragmentierung bleibt: Marine Le Pen, Giorgia Meloni und die PiS aus Polen fehlen – politische Eitelkeiten, aber auch inhaltliche Differenzen verhindern bislang eine geschlossene Front. Internationale Nationalisten, der Widerspruch bleibt ungelöst.

Die in Budapest vorgetragenen Klagen über „linke Dominanz“, „Migrationsfluten“ oder „Brüsseler Zentralismus“ sind nicht neu. Neu ist die Koordination: CPAC fungiert zunehmend als logistisches Zentrum, das Narrative, Netzwerke und Strategien synchronisiert. Die EU-Wahlen 2024 haben gezeigt, dass rechte Parteien profitieren, wenn sie gemeinsame Erzählungen besetzen.

Eine Farce von Freiheit

Das in Budapest zur Schau gestellte Freiheitsverständnis ist selektiv. Es richtet sich nicht gegen reale Einschränkungen durch staatliche Überwachung, Medienkontrolle oder repressives Polizeihandeln, sondern gegen Gleichstellungspolitik, Menschenrechte oder Klimaschutz. Das „Patriotentum“ bleibt ein ideologischer Sammelbegriff ohne demokratische Substanz, aber mit autoritärem Kern.

Dabei demonstriert die Orbán-Regierung selbst tagtäglich, wohin dieser Kurs führt: Zerschlagung der freien Presse, Aushebelung von NGOs, politische Einflussnahme auf die Justiz, systematische Diskriminierung von Minderheiten. Dass Vertreterinnen der AfD dies als „Verteidigung von Zivilisation“ bezeichnen, ist nicht nur zynisch, sondern gefährlich.

Eine Bühne für Demokratieverachtung

Die CPAC 2025 war kein Dialogforum, sondern ein orchestriertes Ritual der Selbstvergewisserung unter Gleichgesinnten. Wer von einem „Zeitalter der Patrioten“ spricht, meint in Wahrheit die Revanche gegen die offene Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, dass Europas Demokratien erkennen: Was sich in Budapest versammelt, ist keine konservative Erneuerung – sondern eine autoritäre Internationale auf dem Vormarsch.

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