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Vierter Drohnenangriff auf Druzhba – Pipeline erneut in Brand - Energiepolitik

Budapest/Bratislava/Bryansk. In der Nacht zum Sonntag haben ukrainische Drohnenkräfte erneut ein Teilstück der russischen Druzhba-Pipeline in der Region Bryansk attackiert. Dabei kam es laut Angaben aus Kyiv zu einem Brand mit erheblichen Schäden. Die Pipeline, die Ungarn und die Slowakei weiterhin mit russischem Rohöl versorgt, gerät damit zum wiederholten Mal innerhalb weniger Wochen ins Fadenkreuz der militärischen Auseinandersetzung.

Der ukrainische Drohnenkommandeur Robert Brovdi, Rufname „Madyar“, bestätigte die Operation. Er gilt als zentrale Figur hinter der Serie koordinierter Angriffe auf russische Energieanlagen. In Ungarn sorgt seine Rolle für politischen Widerspruch: Die Regierung in Budapest belegte Brovdi in dieser Woche mit einem Einreiseverbot – eine symbolträchtige Maßnahme, die auch vor dem Hintergrund seiner ungarischen Wurzeln aus Transkarpatien politische Sprengkraft hat.

Energiepolitik auf dünnem Fundament

Ungarn bezieht den Großteil seiner Ölimporte weiterhin über die südliche Druzhba-Leitung. Im Unterschied zu den meisten EU-Staaten bestehen in Budapest keine ernsthaften Bestrebungen, sich kurzfristig von russischen Energieträgern zu lösen. Der offizielle Kurs verweist auf nationale Interessen, Versorgungssicherheit und fehlende Alternativen. Kritiker bemängeln jedoch seit langem die strukturelle Abhängigkeit und die damit verbundene außenpolitische Bindung an Moskau.

Die jüngsten Angriffe rücken dieses Spannungsfeld erneut in den Fokus. Zwar wurden bislang keine konkreten Lieferausfälle gemeldet, doch steigt die Nervosität spürbar – nicht nur in den betroffenen Regionen, sondern auch im Energieministerium. Eine offizielle Stellungnahme aus Budapest blieb zunächst aus, das Einreiseverbot gegen Brovdi gilt jedoch als indirekte Antwort und Versuch, innerungarischen politischen Druck abzufedern.

Bratislava zwischen Gesprächsbereitschaft und Abhängigkeit

Aus der Slowakei kamen zurückhaltendere Töne. Premierminister Robert Fico warnte vor einer weiteren Destabilisierung der regionalen Energiearchitektur und betonte die Notwendigkeit diplomatischer Lösungen. Erst vergangene Woche hatte er sich mit Präsident Volodymyr Selenskyj im westukrainischen Uschhorod getroffen. Kyiv bot bei diesem Anlass erneut an, mittelfristig auch Öl und Gas für die Slowakei bereitzustellen – ein Vorschlag, dem Bratislava bislang mit Skepsis begegnet.

Fico stellte in Aussicht, man werde „jede realistische Option prüfen“, um die nationale Versorgung zu sichern. Gleichzeitig betonte er, dass zwischen ihm und Selenskyj „deutlich unterschiedliche Auffassungen“ hinsichtlich des Kriegsverlaufs und möglicher Ausstiegsstrategien bestünden.

Eskalation mit Signalwirkung

Der nunmehr vierte Angriff auf die Druzhba-Pipeline innerhalb weniger Wochen unterstreicht die strategische Stoßrichtung Kyivs: Ziel ist nicht nur die Einschränkung russischer Einnahmen aus dem Ölgeschäft, sondern auch eine indirekte Einflussnahme auf europäische Staaten, die bislang an russischen Energielieferungen festhalten.

Die Angriffe treffen damit auch die politische Argumentationslinie der ungarischen Regierung. Das Einreiseverbot gegen Brovdi kann als Versuch gewertet werden, die nationale Positionierung zu festigen, ohne die eigene Energieabhängigkeit offen infrage zu stellen. Dieser Spagat wird zunehmend untragbarer: Wie lange lässt sich diese europäisch isolierte Politik aufrechterhalten, wenn Krieg und Versorgungspolitik sich zunehmend überschneiden?

Aus den USA kommen von Präsident Trump unterdessen gewohnt widersprüchliche Signale: Noch vor Kurzem gab es ein „I am very angry“ Posting von Trump nacht Bitte darum von Orbán, nun wirft er – ohne konkrete Länder zu nennen – Europa vor weiterhin russisches Öl zu kaufen. Eine klare Linie ist nicht erkennbar.

Mit der Freundschaft (russisch: Druzhba) scheint es entgültig vorbei zwischen Europa und Russland, ein weiteres Festhalten daran von Seiten Ungarns kommt mit Risiken welche die Chancen wohl bei weitem übersteigen. Das Pokern der ungarischen Regierung in den letzten Jahren scheint gescheitert: Zwar kann die Ukraine den Krieg nicht gewinnen, ist von einem Verlieren aber ebenso weit entfernt – wie zahlreiche militärische Projektionen tief in Russland beweisen: Die Druzhba-Pipelines werden keinerlei Versorgungssicherheit mehr geben können.

Redaktioneller Hinweis:
Dieser Artikel ist Teil unserer laufenden Berichterstattung über die militärischen Angriffe auf die Druzhba-Pipeline und deren geopolitische Folgen. Frühere Beiträge beleuchteten die Struktur der Pipeline, die Abhängigkeiten in Mittelosteuropa sowie die Rolle Kyivs in Energiefragen und Abhängigkeiten inmitten des Krieges.

Verkauf der Druzhba Pipelines. Die Südlinie

Quellen: ntv.de

Titelbild: Anlagen von Rosneft, staatlichem Bertreiber der Druzhba Pipelines.

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