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Wie Rumänien den Populismus besiegte – und was Europa daraus lernen kann - Nicușor Dan

Rumänien hat mit der Wahl von Nicușor Dan zum Präsidenten ein bemerkenswertes Zeichen gesetzt. Der Sieg eines pro-europäischen Zentrumsvertreters über den rechtsextremen George Simion bietet Hoffnung für die rumänische Demokratie und dient auch als potenzielles Modell für andere europäische Staaten.

Ein etwas unerwarteter Triumph der Mitte

Nicușor Dan, ein ehemaliger Mathematiker und Bürgeraktivist, amtierender Bürgermeister von Bukarest, gelang es, in der Stichwahl einen Rückstand von mehr als 20 Prozentpunkten aufzuholen und mit 53,6 % der Stimmen zu gewinnen. Diese bemerkenswerte Wende wurde durch eine beispiellose Wählerbeteiligung von 65 % ermöglicht – die höchste seit 1996. Dan’s Sieg wird weithin als Erfolg für pro-europäische und demokratische Kräfte gefeiert, insbesondere angesichts der wachsenden Bedrohung durch rechtsextreme und Kreml-gesponsorte Kräfte.

Der Anti-Politiker als Hoffnungsträger

Dan’s politischer Aufstieg unterscheidet sich deutlich von dem seiner Konkurrenten. Ohne die Unterstützung etablierter Parteien oder großer PR-Maschinen präsentierte er sich als pragmatischer Problemlöser: als Mathematiker der die Politprobleme lösen will. Seine Karriere begann mit dem Engagement für den Erhalt historischer Gebäude in Bukarest und dem Kampf gegen illegale Bauprojekte und die damit einhergehende Korruption. Als Bürgermeister konzentrierte er sich auf grundlegende, oft vernachlässigte Infrastrukturprojekte, wie die Modernisierung des maroden Heizsystems der Hauptstadt. Sein Ansatz: weniger Rhetorik, mehr konkrete Ergebnisse.

Populismus ohne Substanz

Im Gegensatz dazu setzte George Simion, Führer der rechtsextremen Partei AUR, auf populistische Parolen und medienwirksame Auftritte. Er vermied tiefergehende politische Debatten und konzentrierte sich stattdessen auf soziale Medien, um seine Botschaften zu verbreiten. In 30-Sekunden Reels auf TikTok können echte Inhalte angenehm ausgespart werden. Das hat Rumänien schon in der ursprünglichen Wahl mit Călin Georgescu schmerzlich festellen müssen: gegen massive Manipulation mittels russischen Trollfabriken und TikTok sieht die Rumänische Demokratie alt aus. Eine Annulierung und ein Verbot der Kandidatur von Georgescu waren eine demokratiepolitische Notbremse mit einhergehenden Vertrauensverlust.

Die Mitte als Gegenmodell

Dan’s Erfolg zeigt, dass die politische Mitte, oft als langweilig oder ineffektiv abgetan, eine überzeugende Alternative zu extremistischen Strömungen bieten kann, so sie sich auf ’normales‘ beziehungsweise fundamentals besinnt. Sein unideologischer, sachorientierter und transparenter Ansatz spricht insbesondere Wähler an, die von den traditionellen Parteien enttäuscht sind und nach glaubwürdigen Lösungen für alltägliche Probleme suchen. In einer Zeit, in der politische Diskussionen oft von Polarisierung und emotionaler Aufladung geprägt sind, bietet Dan’s Stil eine erfrischende Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung. Mathematisch trockene Politik, sozusagen.

Eine Absage an russische Einflussnahme

Simion’s Wahlkampf war durchzogen von pro-russischen Narrativen, darunter die Behauptung, dass die Unterstützung Rumäniens für die Ukraine das Land in einen Krieg ziehen könnte. Diese Rhetorik fand jedoch keinen Anklang bei der Mehrheit der Wähler. Dan hingegen positionierte sich klar als Unterstützer der Ukraine und betonte die Bedeutung der europäischen Integration und der transatlantischen Partnerschaften für Rumäniens Sicherheit und Wohlstand.

Lehren für Europa

Der rumänische Wahlausgang bietet vielfältige Erkenntnisse für andere europäische Länder, die mit dem Aufstieg populistischer Bewegungen konfrontiert sind. Er zeigt, dass es möglich ist, extremistische Kräfte durch eine Kombination aus authentischer Führung, pragmatischer Politik und klarer Abgrenzung von destruktiven Narrativen zu besiegen. Integrität ist am Ende des Tages, was viele WählerInnen vermissen und suchen. In einer Zeit, in der die europäische Einheit und demokratische Werte unter Druck stehen, liefert Rumänien ein ermutigendes Beispiel dafür, wie die politische Mitte erfolgreich verteidigt werden kann.

Quellenhinweis:

Dieser Artikel basiert teilweise auf dem Beitrag „How Romania defeated populism: a blueprint for Europe“ von Maria Branea, veröffentlicht am 2. Juni 2025.

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