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(c) Pester Lloyd / 28 - 2015     NACHRICHTEN    06.07.2015

 

Anspannung in Szeged: Rechtsextremisten in Ungarn bedrohen Flüchtlinge und Helfer

Aktivisten der Bürgerrechtsgruppe MigSzol (Migrant Solidarity Group of Hungary) und private Unterstützer bemühen sich seit einigen Tagen, Flüchtlingen, die von den Grenzbehörden zum Hauptbahnhof Szeged zur Weiterreise in eines der Flüchtlingslager geschickt werden, wenigstens kleine Überlebenshilfen zu geben. So werden Lebensmittelspenden gesammelt, auch Kleidung, Windeln, Kinderspielzeug und an mehreren Stellen verteilt.

Die Aktivisten haben dafür eigens Marktstände errichtet, um die Hilfe in geordnete Bahnen zu lenken. Viele Privatpersonen schließen sich spontan der Hilfe an. Manchmal besteht die Hilfe auch nur in der Bereitstellung eines Internetzuganges oder Auskünften, im Überreichen einer Tüte Milch oder eines Sandwich`. Mit Hilfe der Bahnmanager hat man vor dem Bahnhofsgebäude Waschgelegenheiten eintereichtet. Eine aktuelle Reportage von vor Ort finden Sie bei den englischsprachigen Kollegen von Budapest Beacon, hier.

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Freiwillige verteilen Hilfsgüter an Flüchtlinge, die in Szeged auf der Durchreise sind. Foto: MTI

Diese tätige Hilfe, ein kleiner Akt der Humanität, ist rechtsextremen Gruppen aber offenbar ein Dorn im Auge. Am Montagnachmittag tauchten - nach übereinstimmenden Berichten der Portale delmagyar.hu und hvg.hu - zunächst vier sichtbar als Angehörige der sog. "Betyárság" (dt. in Anlehnung an historische Figuren in etwa Freibeuter, Geächtete, Gesetzlose, - Ableger der neonazistischen Garden aus dem Umfeld der Jobbik) erkennbare Männer am Szegeder Bahnhof auf und pöbelten Aktivisten an. Diese wandten sich daraufhin an die Sicherheitskräfte, was eine Alarmkette auslöste. Binnen kurzer Zeit fuhren 50 bis 60 weitere uniformierte Rechtsextremisten in privaten Autos vor, die Polizei ist mit einem entsprechenden Aufgebot vor Ort, trennt die Lager und begleitet auch Flüchtlinge, um Übergriffe zu vermeiden.

 

Augenzeugen beschreiben die Situation in Szeged als "sehr angespannt", ein "offener Konflikt" sei aber noch nicht ausgebrochen. Ähnliche Gruppen brüsteten sich im Internet bereits, "auszurücken, um an der Grenze für Ordnung zu sorgen". Es gibt vereinzelte, jedoch bisher unabhängig nicht verifizierbare Berichte von Vorfällen, in denen Rechtsextreme eigenständig "Jagd" auf Grenzübertreter gemacht und diese den Behörden auch unter Anwendung von Gewalt übergeben haben sollen.

Der Vorfall am Montag ist nicht der erste, Aktivisten von MigSzol berichten immer wieder von teils angetrunkenen Personen, die in Szeged übergriffig geworden sind und einsschlägige Parolen riefen sowie auch die ungarischen Helfer zum Verlassen des Landes aufforderten. Solange die Polizei mit adäquaten Kräften vor Ort sei, stelle das noch kein Problem dar, so
MigSzol. Szeged ist die einzige ungarische Großstadt, die von einem Bürgermeister der linksliberalen MSZP und nicht von einem Fidesz-Politiker regiert wird.

Mehr zur aktuellen Flüchtlingspolitik in Ungarn

red.


 



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