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(c) Pester Lloyd / 34 - 2015 NACHRICHTEN 21.08.2015
Geheucheltes Bedauern: Ungarn soll Gedenktafel für ermordeten Armenier errichten
Das ungarische Verteidigungsministerium hat - nach schriftlichen Forderungen Armeniens - beschlossen, eine Gedenktafel für den armenischen Leutnant Gurgen Margaryan zu errichten, der 2004 während einer NATO-Schulung in Ungarn von einem aserbadschanischen Offizierskollegen, Ramil Safarov, durch einen Schlag mit einer Axt ermordet wurde. Als Hintergrund wurden politische Motive angenommen, die beiden Ex-Sowjetrepubliken befinden sich um die Region Bergkarabach seit den Neunziger Jahren im Kriegszustand.
Der Mörder wurde von einem Budapester Gericht zwar zu einer lebenslangen, damals mindestens 30jährigen Gefängnisstrafe verurteilt, 2012 aber an Aserbaidschan überstellt, wo er nicht nur unmittelbar freigelassen, sondern auch noch vom Staatspräsidenten wie ein Held empfangen wurde. Armenien brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Budapest ab. Kurz darauf bekannte Premier Orbán, persönlich die Anweisung zur Überstellung Safarovs gegeben zu haben.
Sein damaliger Justizminister, der heute EU-Kommissar Navracsics reklamierte, Ungarn habe sich an internationale Übereinkommen gehalten, jedoch war für alle Welt offensichtlich, dass es sich um einen Deal gehandelt hatte, zumal Aserbaidschan eine Freilassung angekündigt hatte. Ungarn spekulierte auf Zugang zu billigem Erdgas aus Aserbaidschan sowie auf den Kauf von Staatsanleihen, um sein Schuldenproblem in den Griff zu bekommen. Die Wirtschaftsbeziehungen zu Aserbaidschan wurden seitdem konsequent ausgebaut, in Baku wurde u.a. ein sog. Handelshaus eröffnet. Sogar Briefmarken mit dem Konterfei des Diktators wurden von der ungarischen Post herausgegeben.
Ein Vertreter Armeniens verlangte in einem Brief, die Gedenktafel direkt am Tatort anbringen zu lassen, ein Gebäude der ehemaligen Militärakademie in Budapest, in dem heute die Universität des öffentlichen Dienstes, eine Fidesz-Kaderschmiede, arbeitet. Das ungarische Verteidigungsministerium will hingegen einen anderen Ort vorschlagen. Armenien möchte dem erst zustimmen, wenn es eine Information über Ort und Umgebung sowie das Aussehen der Gedenktafel hat.
Oppositionelle Politiker nannten die Diskussion um den Standort und die späte Reaktion Budapests "ungeheuerlich" und eine "zynische Heuchelei".
red.
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