Am Samstag dem 28. Juni 2025 trotzte Budapest einem von der Polizei verhängten Verbot und entsandte eine Welle bunter Solidarität durch seine Straßen. Unser Liveticker meldete bereits um 10:06 Uhr: „Trotz Drohkulisse: Über 35.000 bei Pride erwartet.“ Dem folgten Meldungen über wachsende Menschenmassen, erst 30.000, dann 35.000, später an die 100.000 und schließlich bis zu 200.000 Menschen, die stolz unter dem Pride‑Banner zogen. Ein großer Teil der BesucherInnen war erstmals auf einer Demonstration – Familien aus ganz Ungarn waren vertreten. Trotz vereinzelter rechtsextremer Störungen blieb der Marsch friedlich. Gleichzeitig fand eine pro‑Orbán‑Demonstration statt.
Um 20:19 Uhr beendete unser Liveticker das Geschehen: „Mit Ende der Budapest Pride beenden auch wir unseren Liveticker. Danke fürs Mitlesen!“ Analysten und Kommentatoren sprach(en) gar von 200.000 TeilnehmerInnen – ein massiver demokratischer Turnout gegen Orbáns Versuch der Kriminalisierung.
Jämmerliche Reaktionen Orbáns
„Befehle aus Brüssel“?
Am Sonntag reagierte Viktor Orbán mit krassen Worten: Er bezeichnete die Parade als „ekelhaft und beschämend“ und unterstellte der EU, den Marsch geplant zu haben. In einem Beitrag für den „Warriors’ Club“ schrieb er:
„Brüssel hat den Befehl erteilt, dass es in Budapest eine Pride geben muss. Ihre Marionetten‑Politiker haben ihn ausgeführt…“
Orbán erwähnte explizit Drag‑Shows, Männer in High Heels und Broschüren zur Hormonersatztherapie – das passe nicht zur „ungarischen Kultur“. Seine implizierte Befürchtung: Die 3,7 Millionen Bürger, die bei der „Gender‑Abstimmung“ 2022 für traditionelle Werte gestimmt hätten, würden durch den Marsch marginalisiert.
Orbáns Hauptgegner Péter Magyar witzelte: Orbán sei „König des Pride in Europa“, denn noch nie habe jemand „so eine Masse mobilisiert, um gegen sich selbst zu demonstrieren“.
Ein Symbol für demokratische Resilienz
Ein sich über Monate aufschaukelnder Streisand-Effekt hat zu einer empfindlichen Niederlage Orbáns geführt Aus dem ursprünglich mehr oder weniger reinen LGBTQ+-Fest wurde eine breite Kundgebung für Versammlungsfreiheit, Bürgerrechte und Demokratie gegen Orbáns Illiberalismus.
30 Staaten und über 70 EU‑Abgeordnete zeigten Präsenz – laut Reuters ein Zeichen, dass Grundrechte nicht verhandelbar sind.
Eine bisher nie dagewesene Menschenmenge, allen Schätzungen angesichts einer aufgebauschten Repressionskulisse zum trotz, zeigt eindeutig dass die Bevölkerung auf Angriffe auf Grundrechte reagiert.
Die Regierung nutzte Gesichtsüberwachung, Bußgelder oder juristische Drohungen der Marsch zeigte sich unbeeindruckt und stärkte damit das Vertrauen der Bevölkerung in zivilgesellschaftlichen Selbstschutz.
Selbstfaller
Orbán hat den Marsch zum Zentrum seiner Rhetorik gemacht – und hätte nicht besser gegen seine eigene Politik mobilisieren können. Der Protest zeigt als Signal an Europa, dass Ungarn nicht homogen autoritär ist und allen Ungarn, dass die Zeit für politischen Wandel gekommen ist.
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