Globale Störung trifft zentrale Internetinfrastruktur – ungarische Seiten und Medienhäuser, darunter auch der Pester Lloyd, zeitweise beeinträchtigt
Budapest/San Francisco. Der globale Ausfall bei Cloudflare am Dienstag hat erneut sichtbar gemacht, wie empfindlich das Internet auf Störungen reagiert, die aus dem Inneren seiner großen Infrastrukturdienstleister kommen. Über mehrere Stunden hinweg erschienen Fehlermeldungen auf Webseiten und Plattformen aller Art. Dienste, die sich im alltäglichen Gebrauch inzwischen wie Grundversorgung anfühlen, reagierten nicht oder nur stark verzögert. Auch Teile der ungarischen Medienlandschaft hatten Probleme. Für einige Stunden war auch der Pester Lloyd nur eingeschränkt erreichbar.
Cloudflare als Schwachstelle
Cloudflare, ein US Unternehmen, das weltweit Webtraffic filtert, beschleunigt und gegen Angriffe absichert, verzeichnete am späten Vormittag mitteleuropäischer Zeit eine Störung, die binnen Minuten globale Auswirkungen zeigte. Die Ursache lag laut Unternehmen in einer automatisch generierten Konfigurationsdatei, die unerwartet stark anwuchs. Sie erreichte ein Volumen, das die Software zum Absturz brachte, welche den Datenverkehr für zahlreiche Cloudflare Dienste filtert und weiterleitet.
Während für Nutzer nur die lapidaren Hinweise „Website unavailable“ oder „Connection failed“ sichtbar waren, suchte das Unternehmen nach der Ursache. Gegen 14:48 Uhr Londoner Zeit meldete Cloudflare, man habe einen Fix implementiert und beobachte die Situation, bis alle Dienste wieder stabil laufen. Einen Angriff schloss der Anbieter aus. Der Fehler liege intern, nicht bei externen Akteuren.
Abhängigkeit von einem unsichtbaren Torwächter
Cloudflare ist im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent, obwohl seine Netze hinter Millionen von Websites arbeiten. Der britische Cybersicherheitsexperte Alan Woodward beschrieb das Unternehmen als Gatekeeper der modernen Netzinfrastruktur. Es filtert Botverkehr, blockiert DDoS Angriffe, überprüft Nutzeranfragen und beschleunigt den Weg von Inhalten zum Endgerät. Wenn ein solcher Gatekeeper ins Straucheln gerät, wird sichtbar, wie engmaschig die technische Abhängigkeit inzwischen ist. Selbst große Dienste wie X oder OpenAI verzeichneten parallel erhebliche Ausfälle.
Diese Konzentration macht Störungen nicht nur besonders weitreichend, sie erschwert zugleich die Risikobewertung. Kaum ein Seitenbetreiber kennt im Detail, wie viele seiner Funktionen, Schnittstellen und Sicherheitsvorkehrungen an Cloudflare gekoppelt sind. Der Vorfall zeigt, wie wenig Redundanz im globalen Netz tatsächlich vorhanden ist.
Auswirkungen in Ungarn
Ungarische Nutzer bemerkten die Störung insbesondere im Bereich digitaler Medien. Mehrere Nachrichtenseiten – darunter pesterlloyd.net, telex.hu, index.hu, 24.hu und 444.hu – luden nur fragmentarisch oder gar nicht. Auch kleinere Portale, die Cloudflare für einfache Sicherheitsfunktionen oder für die Zwischenspeicherung von Inhalten nutzen, waren betroffen. Ein Blick auf regionale Störungsportale zeigte ein klares Bild: unzählige Fehlerberichte kamen fast zeitgleich. Das Cloudflare Rechenzentrum in Budapest arbeitete nach Unternehmensangaben zwar durchgehend normal, dennoch konnten lokale Dienste den Verkehr nicht korrekt verarbeiten, da der Ausfall an zentralen Stellen des globalen Netzes lag.
Für unabhängige Redaktionen wie den Pester Lloyd bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Die technische Infrastruktur liegt oft auf mehreren Ebenen bei externen Anbietern, und Redaktionen halten zwar Notfallroutinen bereit, aber die Möglichkeiten sind begrenzt, wenn der Verkehr auf globaler Ebene hängen bleibt. Innerhalb Ungarns zeigte sich zudem, wie schnell kleinere Kultur-, NGO- und Lokalinitiativen, die stark auf kostengünstige Infrastruktur setzen, von technischen Störungen ausgebremst werden können.
Quellen: The Guardian, Reuters, Forbes, Downdetector Magyarország.
Photo: Eingangsbereich des Cloudflare-Büros in San Francisco, aufgenommen von HaeB




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