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(c) Pester Lloyd / 32 - 2009 GESELLSCHAFT 04.08.2009
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Tötung mit System

Wieder Mordanschlag auf Roma in Ungarn

Am Gedenktag für die Opfer unter den Roma während der Zeit des Dritten Reiches ereignete sich im ostungarischen Kisléta ein Mordanschlag auf eine Romafamilie. Eine 45jährige alleinerziehende Mutter wurde nachts in ihrem Haus erschossen, ihre 13jährige Tochter lebensgefährlich verletzt. Die Art und Weise dieses un dähnlich gelagerter Verbrechen lässt die Ermittler kaum noch daran zweifeln, dass es sich dabei um eine gezielte Mordserie aus rassistischen Motiven handelt.

Die Polizei ermittelte mit Dutzenden Beamten und sicherte umgehend Beweise. In einer Aussendung teilte sie mit, dass der Fall in eine Serie mit anderen Vorfällen einzuordnen sei. Daher wurde auch dieser Fall einer hundertköpfigen Sonderkommission bei der Generalstaatsanwaltschaft zugewiesen, die eine ganze Reihe von Gewaltverbrechen, mit nun insgesamt acht Mordopfern, bearbeitet. Auch im jüngsten Fall stand das Haus ganz am Ende der überwiegend von Roma bewohnten Siedlung. Zeugen sprachen von vier bis fünf Gewehrschüssen. Nachbarn und auch Behörden, die mit der Frau zu tun hatten, sprachen von einer ganz normalen Frau ohne Verbindungen in zwielichtige Szenen.

Politiker zeigten sich schockiert von dem Ereignis, der Bürgermeister erklärte, dass es in den neunzehn Jahren seiner Amtszeit in seiner Region nie zu derartigen Zusammenstüssen zwischen, wörtlich "Roma und Ungarn", gekommen sei wie anderswo. Csaba Molnár, Leiter des Amtes des Ministerpräsidenten, zeigte sich ebenfalls "schockiert und empört" über das Verbrechen und informierte sich im Krankenhaus von Nyíregyháza persönlich über den Zustand der Verletzten und den Fortgang der Ermittlungen.

István Szepesi, Polizeikommandant der Region erklärte, dass noch in der Nacht rund 100 Polizisten in einem Umkreis von 50km Verkehrs- und Personenkontrollen vorgenommen hätten. Außerdem konnte man Spuren an Zaun und Fenster sicherstellen. Csaba Molnár erklärte, dass der Zusammenhang mit dem Gedenktag der Romaopfer des Holocaust besonders perfide sei, weshalb man mit aller Kraft die Täter suchen, finden und ihrer Strafe zuführen werde.

Die offenen Feindseligkeiten gegenüber den Roma (ca. 600.000 Ungarn) bis hin zum Mord, häuften sich mit Erstarken der rechtsradikalen Partei Jobbik und ihres militanten Arms, der "Ungarischen Garde", die u.a. durch ihre rassistische Rhetorik und martialische Märsche durch von Roma bewohnte Dörfer in Ungarn eine Pogromstimmung gegen die sozial und gesellschaftlich vernachlässigte Volksgruppe geschürt hat. Bei einem nicht geringen Teil der sogenannten Mehrheitsbveölkerung findet diese menschenverachtende Polemik offene und verdeckte Zustimmung, ob sie auch direkt die Täter anstachelte, wird schwer zu ermitteln sein.

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