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(c) Pester Lloyd / 25 - 2011  GESELLSCHAFT 20.06.2011

 

Immergleiches Ritual

Die 2011er Gay Pride Parade in Budapest

"Ausländische Schwule gehen auf Budapester Einwohner los." So die wahrlich sensationelle Meldung der ungarischen Nachrichtenagentur MTI, die sich auf einen Polizeibericht stützt. Dabei lief die Gay Pride Parade in Budapest am Samstag recht ruhig in den üblichen traurigen Ritualen ab. Auf der einen Seite ein bunter Haufen Demonstranten, auf der anderen die uniformierte Agression von Neonazis und anderen Homophoben.

Während auf der einen Seite rund 1000 bis 1500 Menschen, arunter viele Aktivisten aus Westeuropa, in bunten Kostümen für die Rechte von Homosexuellen demonstrierten und entsprechende Reden hielten, versammelten sich in Demonähe einige Hundert rechtsextremistische Gegendemonstranten. Die Polizei trennte beide Gruppen mit großem personellen Aufwand und setzte u.a. Tränengas ein als einige Randalierer die Demo stürmen wollten. Zusätzlich kontrollierte die Polizei den Zugang zur Demo derart massiv, dass viele Sympathisanten gar nicht erst zum Demozug stoßen konnten, womit die Zahl der Teilnehmer, die ohnehin nicht berauschend war, noch kleiner gehalten wurde.

Die Zusammenstöße waren deutlich geringer als in den Vorjahren, es wurde aber auch klar, dass es für Schwule und Lesben in Ungarn - wie in fast ganz Osteuropa - bis heute unmöglich ist, ohne massiven Polizeischutz einen bunten Umzug zu veranstalten, eine allmählich ermüdende Feststellung, zu der auch gehört, dass es Homophobie in allen Teilen der Gesellschaft gibt, es sich Fidesz-Abgeordnete aber nicht nehmen ließen, auf die jugendgefährdende Kraft solcher Umzüge und die womögliche Heilbarkeit von Homosexualität hinzuweisen...

Am Rande der Demo wurden laut Polizei und der offiziösen Nachrichtenagentur MTI "zwei österreichische Studenten unter dem Verdacht des Rowdytums verhaftet" und am Sonntag wieder freigelassen, gegen sie laufen weitere Ermittlungen, weil "der Verdacht besteht, sie hätten Einheimische provoziert." so die Agentur wörtlich.

Die Darstellung der Teilnehmer liest sich etwas anders: "Nach Ende der Pride machten sich die Aktivist_innen aus Österreich auf den Weg zum Bus, als sie von ca. 15 Neonazis physisch als auch mit einem bestialisch stinkendem Spray attackiert wurden. Beim Eintreffen der Polizei, behaupteten die Neonazis jedoch, sie wären von den antihomophoben Aktivist_innen angegriffen worden. Daraufhin wurden alle Aktivist_innen, die inzwischen in den Bus geflüchtet waren von der Polizei brutal aus dem Bus gezerrt. Ihnen wurden die Pässe abgenommen und sie wurden anschließend einzeln den Neonazis vorgeführt. Diese identifizierten willkürlich zwei Teilnehmer_innen als vermeintliche Täter_innen..."

 

Unabhängige Berichte von dem Vorfall liegen nicht vor, allerdings erscheint es als sehr vage, dass österrichische Gay-Aktivisten ungarische Neonazis überfallen. Für die Verschandelung der deutschen Sprache in ihrer Aussendung wäre eine Strafe allemal angebracht. Bezeichnend ist, dass die Polizei die vermeintlichen Opfer nur als "Anwohner" bezeichnete. Wenn auch die wahren Umstände hier nicht ganz klar sind, sei darauf hingewiesen, dass die größte Polizeigewerkschaft des Landes mit 5.000 Mitgliedern, die TRMSZ, sich offen dem rechtsradikalen Spektrum zuordnet, die Motivation vieler ungarischer Polizisten daher jenseits der Belange von "Homos" zu finden sein wird. Von den gewaltbereiten Gegendemonstranten wurde, nach Auskunft der Polizei, niemand verhaftet.

Fotos von der Demo von unserem Reporter Stefano Solaro:

 

Budapest und die EU, das ist “Sodom und Gomorra”, steht auf dem T-Shirt, dieser kreuztragenden Dame.

Massive Polizeikräfte müssen dafür sorgen, dass ein Häufchen bunten Volkes unverletzt durch die Stadt paradieren kann...

Rund 1.500 Teilnehmer fanden sich zur 2011er Gay Pride Parade zusammen, Abschluss und Höhepunkt einer Woche schwul-lesbischer Kulturveranstaltungen in der ungarischen Hauptstadt.

“Menschenrechte sind mein Stolz”, steht auf dem Wagen von Amnesty International. Gar nicht so selbstverständlich, das mit den gleichen Rechten für alle...

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