Hauptmenü

 

Unabhängiger Journalismus braucht die Hilfe seiner Leserinnen und Leser! - Was wir beim PESTER LLOYD vorhaben und wie Sie uns helfen können...

 

PESTERLLOYD BANNER590X60PX-AUB8

 

(c) Pester Lloyd / 21 - 2017    GESELLSCHAFT     23.05.2017

Familienfest der Menschenhasser: Ungarns Regierung richtet "World Family Congress" aus

Ende dieser Woche findet in Budapest der sogenannte "Weltfamilienkongress" statt. Die dahinter stehende US-Organisation, World Family Congress (WFC), versammelt ein Konglomerat von Homophoben, militanten Abtreibungsgegnern, christlichen Fundamentalisten, Rassisten, Frauenfeinden und erzreaktionären Machisten. Für die ungarische Regierung kein Problem, im Gegenteil, man freut sich darauf "die Hauptstadt der Familie" zu sein, um die demographischen Probleme und den "Werteverlust" zu bewältigen.

UPDATE: MTI teilte am Donnerstag mit, dass Premier Orbán eine Rede beim WFC halten wird.
UPDATE: Am Mittwoch, 24.5. äußerte sich der als Redner angekündigte Minister des Trump-Kabinetts Ben Carson zum Thema Armut. Sie sei Sache des “geistigen Zustands” der Betroffenen.

1721wfc (Andere)


Wenn sich von Soros finanzierte NGOs in der ungarischen Zivilgesellschaft engagieren, ist das für die Orbán-Regierung eine verbrecherische Einmischung ausländischer Agenten in die Belange der Nation. Lädt man indes eine US-Organisation ein, die den eigenen ideologischen Idealen entspricht, handelt es sich um internationale Kooperation, die natürlichste Sache der Welt. So viel zum von Orbáns Lautsprechern stets lamentierten Thema Doppelstandards...

 

"Budapest wird in der zweiten Wochenhälfte die Hauptstadt der Familien" sein, freut sich die für Familie und Jugend zuständige Staatssekretärin im Balog-Ministerium für "Human Ressources", Katalin Novák im Staatsfernsehen. Am Donnerstag beginnt in Budapest der viertägige "Weltkongress der Familien" unter Schirmherrschaft der ungarischen Regierung. Er findet zum elften Male statt, zum ersten Mal in Budapest. Das ist kein Zufall, ist doch der WFC in Osteuropa besonders engagiert, wo man auf genau jene überkommenen Welt-, Familien- und Frauenbilder trifft, die man in den USA mit viel Sponsorengeld promotet.

Staatssekretärin Novák freut sich auf das "Demographische Forum" am Donnerstag, an dem "Wissenschaftler, Politiker und Vertreter von NGOs (!)" teilnehmen werden, am Freitag auf den eigentlichen Familienkongress mit den Hauptreden, am Samstag geht es um "Pro-Lebens-Angelegenheiten" beim Thementag "One of Us", am Sonntag schließlich gibt es auf der Andrássy út ein "riesiges Kinderfest".

Novák sieht den Sinn der Veranstaltung darin, den "im Westen zu beobachtenden Verfall von traditionellen Werten, der zu einer demographischen Krise geführt hat", aufzuhalten. Ungarn sei "vorbildlich in seinen Regierungsentscheidungen, die in ihrer Familienpolitik diese traditionellen Werte aufrecht" erhalte.

Mit wem lässt sich Budapest da ein? Der WCF, ein Verein sich christlich nennender Fundamentalisten aus den USA, hat unter anderem enge Kontakte nach Russland und hat maßgeblich an den homophoben Anti-LGBT-Gesetzen dort mitgewirkt, auf einer Konferent im georgischen Tbilisi im Vorjahr verbreiteten Redner des WCF Verschwörungstheorien von "Genderideologie" und "Kulrturmarxismus", die LGBT-Gemeinschaft wurde mit Pädophilen gleichgesetzt. In Ungarn freut sich WCF-Direktor auf eine Regierung, die "ihre strategische Führungskraft beim Schutz der natürlichen Familie in Europa" unter Beweis gestellt habe.

WCF-Aktivisten und deren Muttergesellschaft, die Internationale Organisation für die Familie (früher das Howard-Center für Familie, Religion und Gesellschaft) fordert den Stopp von Schwangerschaftsberatung, Abtreibungsverbote ohnehin und stellt sich, wo immer möglich, gegen jede Ausweitung von Rechten für gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Bei der Eröffnungszeremonie werden vor allem religiöse Scharfmacher den Ton angeben, darunter der Pfarrer Jim Garlow der "Skyline Church", der russisch-orthodoxe Pope Dimitry Smirnov, der in Russland die "Patriarchalische Familienkommission" leitet und Homosexualität als Seuche bezeichnete.

Ein Blick auf die Rednerliste eröffnet Abgründe der Menschenfeindlichkeit: Das ist der Vertreter der All Defence Familie Vereinigung, ADF, von Benjamin Bull, einer regelrechten homophoben Hassgruppe. Er wird über Networking, Kampagnenführung und Spendenwesen sprechen. Bull unterstützte die 2013 in Indien wieder eingeführte Kriminalisierung von Homosexualität, die dort bis zu zehn Jahre Gefängnis bedeuten kann. Derzeit engagiert sich seine Gruppe bei den sogenannten "Bathroom Bills", mit denen die für Transgender geschaffenen Toilettenräume in öffentlichen Einrichtungen wieder abgeschafft werden sollen.

Weiters auf der Rednerliste: Ben Carson, Mitarbeiter der Trump-Regierung und verantwortlich für Stadtentwicklung und Wohnungsbau, der Homosexualität für eine Sache hält, die sich die Menschen aussuchen und dass Vergewaltigung im Knast Schwule hervorbringt. Widerstand gegen die Obama-Regierung nannte er eine Notwendigkeit, um "Massenmord zu verhindern" (Abtreibung).

Der WCF-Vorstand Don Feder, engagiert sich auch bei der Federation for American Immigration Reform, ein Verein des Neonazis John Tanton. O-Töne: "Amerikas Geschichte wurde von weißen Männern, in der Mehrheit Christen geschrieben". Er wird über den "demopgraphischen Winter" sprechen, eine Verschwörungstheorie, die geheime Kräfte daran werkeln sieht, die Geburtenrate der weißen Rasse zu Gunsten einer Umvolkung zu reduzieren.

Eine Rede wird auch der republikanische Kongressabgeordnete aus Nebraska, Jeff Fortenberry, halten, der in seinem Staat u.a. dafür gesorgt hat, dass Homosexuelle umstandlos aus ihren Jobs gefeuert werden, - getarnt wird das mit einem Passus, dass der Arbeitgeber seine religiösen Gefühle verletzt sehen könnte. Fortenberry hat sich auch Ruhm verschafft, in dem er gegen den Violence Against Women Act stimmte sowie eine Verfassungsinitaitive anstiftete, die die Ehe als Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau festschreiben sollte. Er meint, die LGBT-Community würde "eine Kultur des Todes" schaffen, die "allmählich die menschliche Familie in der westlichen Zivilisation beseitigt".

Weiter am Start: Theresa Okafor, vom der Stiftung für Afrikanisches Kulturerbe in Nigeria, die u.a. dafür gesorgt hat, dass Homosexuelle in Nigeria systematisch verfolgt und eingesperrt werden sowie Versammlungen dieser Gruppen verboten sind. Ihrer Ansicht nach stecken LGBT-Gruppen und die islamistische Boko Haram in ihrem Land unter einer Decke (sic!), um sich gegen die Christen des Landes zu vereinen.

Everett Piper, Präsident der Oklahoma-Wesleyan University bezeichnete "Libereale und LGBT-Aktivisten" als "Verbreiter ideologischen Faschismus", die einen "Krieg gegen die christliche Kultur" führten. Auch für ihn ist klar, dass Islamisten und Säkularisten gegen das Christentum kooperieren, wobei Ex-Präsident Obama die Fäden zieht.

 

Austin Ruse, Präsident des Center for Family and Human Rights (C-Fam), einer einflussreichen Gruppe von LGBT- und Frauenhassern, forderte unter anderem, dass "linke Professoren, die Homosexualität und Pädophilie lehren gefeuert und erschossen" gehören.

Sharon Slater aus Arizona leitet die Family Watch Group, ein offen als Hassgruppe gegenüber LGBT auftretender Verein, der sich bei der UN und in afrikanischen Organisationen hervortut. Slater meint, Homosexualität kann "erfolgreich behandelt werden", Homosexualität prädistiniere zu Kindesmissbrauch und Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen hätten "ernsthafte Probleme".

Der "Journalist" Franciso Tatad, der unter dem phillipinischen Diktator Marcos als Informationsminister tätig war, befindet sich seitdem auf einem Feldzug gegen alles, was nicht dem christlich-fundamentalistischen Weltbild entspricht. Homosexuelle seien nicht nur einfach Gottesleugner, sie hassten Gott und gehören daher bekämpft.

1721pride2012 (Andere)


All diese Gestalten treffen in Budapest auf eine ganze Reihe hochamtlicher Gesinnungsgenossen. Homophobie, primitivster Machismo, frauenfeindliche Politik spiegeln sich in Ungarn seit Orbáns Wiederantritt 2010 nicht nur in diversen offenen Äußerungen, die ganze Menschengruppen beleidigen, sondern auch in politischen Entscheidungen - und sie sind mehrheitsfähig.
Mehr dazu.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Staatssekretär Nicht-Heterosexuelle
als "krankhaft Irre" bezeichnet. Der LGBT-Gemeinde sind noch gut die gewalttätigen Angriffe auf die Gay Pride Paraden in Erinnerung die belegen, dass es auch in Europa Länder gibt, in denen es für Menschen gefährlich sein kann, andere zu lieben.

red.


Wir wollen für Sie schneller und mobiler werden: Der Pester Lloyd sucht Unterstützung für ein neues Redaktionssystem

Liebe Leserinnen und Leser in Nah und Fern,

Wir arbeiten gerade an der Beschaffung und Implementierung eines neuen Redaktionssystems (Content Management Systems - CMS). Dieses wird die Arbeit der Redaktion deutlich erleichtern und beschleunigen, weil es uns damit erstmals möglich sein wird, die Online-Zeitung von jedem Ort aus umstandslos mit neuen Beiträgen zu bestücken, ohne auf Computer mit spezieller Softwareausstattung angewiesen zu sein. Außerdem werden die Ressorts übersichtlicher gestaltet und ein Video-Kanal möglich.

1716plaktionTitel (Andere) (2)


Die Kosten für die Software und deren Installation / Schulung sowie einen in einem sicheren Drittland gemieteten Back-up-Server für eine Sicherheitskopie liegen bei insgesamt 2.800.- EUR.

Die Hälfte dieses Betrages konnten wir bereits aus Zuwendungen unserer Leser aus den vergangenen Monaten beiseite legen, für den Restbetrag möchten wir Sie einladen, uns mit einer Spende zu unterstützen, um den Pester Lloyd zukunftsfähig, mobiler und schneller zu machen, was gerade angesichts der sich mutmaßlich zuspitzenden Entwicklungen der kommenden Monate eine wichtige Komponente einer effektiven Berichterstattung darstellt. Die Einführung der neuen Software ist für den Sommer geplant, wir werden hier über den Fortschritt berichten.

Zuwendungen können Sie über paypal anweisen, an:
online@pesterlloyd.net oder über diesen Link: www.paypal.me/pesterlloyd oder durch eine Banküberweisung. Die Kontodaten übermitteln wir Ihnen umgehend, wenn Sie uns einfach eine kurze Mail an: redaktion@pesterlloyd.net  übermitteln möchten.

Eine weitere Möglichkeit der Unterstützung besteht in der Schaltung einer Annonce, z.B. für Stellenangebote oder Dienstleistungen Ihres Unternehmens. Auch hierzu erhalten Sie von uns über
redaktion@pesterlloyd.net gerne ein auf Sie zugeschnittenes Angebot.

Herzlichen Dank für Ihre Treue und großzügige Unterstützung über all die Jahre,

Ihr Pester Lloyd
 





 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

 

 

 

 

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854