Kathmandu/Budapest: Zwei Mitglieder des ungarischen Teams Event Horizont, Dávid Klein und Márton Nagy, haben das Basislager am Dhaulagiri erreicht. Ihr Ziel: den 8167 Meter hohen Gipfel ohne Flaschensauerstoff und ohne Sherpas zu besteigen.
Zwischenlager und Zeitplan
Die Expedition startete am 6. September in Budapest. Nach einer langen Anreise über Kathmandu und Pokhara erreichten die beiden Bergsteiger das letzte Dorf, das noch mit Fahrzeugen erreichbar ist. Von dort aus führte sie nur mehr ein dreitägiger Marsch zum Basislager in 4750 Metern Höhe. Der Angriff auf den Gipfel ist zwischen dem 5. und 15. Oktober geplant, abhängig von Akklimatisierung, Materialtransport und Wetterfenstern. Entscheidend ist eine mehrere Tage stabile Wetterlage, ohne die ein sicherer Aufstieg nicht möglich wäre.
Der Berg und seine Tücken
Der Dhaulagiri I gilt mit seinen 8167 Metern als siebthöchster Gipfel der Erde. Besonders markant erhebt er sich aus dem Tal des Kali-Gandaki-Flusses in Zentrálnepal. Die Route über den Nordostgrat ist die am häufigsten gewählte, doch auch sie birgt hohe Gefahren: Lawinen, extreme Kälte, abrupte Wetterumschwünge. Unter Alpinisten zählt der Dhaulagiri zu den technisch und physisch schwierigsten Achttausendern.
Ungarns Höhenlinien
Das Vorhaben von Klein und Nagy steht in einer langen Tradition ungarischen Expeditionsbergsteigens. Zsolt Erőss, der 2002 als erster Ungar den Mount Everest erreichte, bestieg im Laufe seiner Karriere zehn Achttausender – überwiegend ohne künstlichen Sauerstoff. Nach einem Lawinenunfall 2010 verlor er ein Bein, setzte aber mit Prothese seine Bergtouren fort. 2013 verschwand er am Kangchendzönga, was in Ungarn als nationale Tragödie empfunden wurde.

Eine Generation später wagte Szilárd Suhajda ähnliche Unternehmungen: Broad Peak, K2, Lhotse, ebenfalls ohne Sauerstoff. 2023 scheiterte er am Everest – seitdem gilt er als verschollen. In den 1990er- und 2000er-Jahren prägte auch László Várkonyi die Szene, als Freund und Mentor vieler nachfolgender Expeditionen.
Reinheit und Risiko
Klein und Nagy setzen auf die „saubere Linie“ des Bergsteigens, bei der technische Hilfe so weit wie möglich ausgeschlossen wird. Das erhöht die Gefahr, bedeutet in der internationalen Alpinistengemeinschaft aber besondere Anerkennung. Ihr Unternehmen ist Teil eines größeren Projekts: der „Krone des Himalaja“, dem Versuch, alle vierzehn Achttausender ohne Sauerstoffhilfe zu erklimmen.
Neben sportlichem Ehrgeiz bleibt die Realität unberechenbar. Politische Unsicherheiten in Nepal, die schwierige Logistik und vor allem die Natur selbst könnten jederzeit das Vorhaben scheitern lassen. Lawinen, Höhenkrankheit und Wetterkapriolen sind ständige Begleiter.
Jenseits des Gipfels
Unabhängig vom Ausgang trägt die Expedition schon jetzt Symbolkraft. Sie stellt die Kontinuität dreier Generationen ungarischer Höhenbergsteiger heraus und rückt deren Platz im globalen Kontext der Achttausender erneut ins Licht. Ob Klein und Nagy den Gipfel erreichen, wird sich erst in den kommenden Wochen entscheiden. In die Geschichte des ungarischen Alpinismus aber sind sie damit bereits eingetreten.
Quellen: MTI.hu.
Photos: Dhaulagiri (8167 m), Blick aus dem Flugzeug / Nepal. Sergey Ashmarin – panoramio/Wikipedia. Zsolt Erőss. hoparduc.hu/Wikipedia
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