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(c) Pester Lloyd / 48 - 2009  KUNSTMARKT 27.11.2009
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Der Nikolaus kommt mit dem Hammer

Drei vorweihnachtliche Auktionen in Budapest

Der Budapester Kunstmarkt hat sich längst vom Schnäppchenmarkt der ungewissen Provenienzen zur guten Adresse gemausert. Der Wildwuchs ist noch nicht ganz beschnitten, aber mittlerweile gibt es schon viele verlässliche Adressen, neue kommen hinzu. Drei Auktionen in der Vorweihnachtszeit, mit Objekten ab 50 EUR, einer kleinen kunsthistorischen Sensation und einer spannenden, vielleicht gewagten Neueröffnung - ein Rundblick.

Schwerpunkt auf der Klassischen Moderne:
Galerie Pintér 2.-4. Dezember

Das Auktionshaus Pintér in Budapest wird vom 2-4. Dezember eine große Kunstauktion starten. Insgesamt stehen 600 Werke zu Ausrufpreisen von 14.000 bis 15 Millionen Forint (etwa 50 - 55.000 EUR) auf dem Programm, das Gesamtvolumen der Startpreise beträgt 200 Millionen Forint (ca. 750.000 EUR). Am 2. Dezember werden antike Möbel versteigert, am 3. Dezember Kunstgegenstände und Schmuck, am 4. Dezember klassische und zeitgenössische Malerei. Ein mehr als hundertseitiger Katalog verschafft den Interessierten Überblick. Bereits jetzt können die Objekte auf den 2000 Quadratmetern der Galerie besichtigt werden, auch am Wochenende.

Foto: Galerie Pintér Budapest

Die Auktion bei Pintér ist vor allem auf dem Gebiet der zeitgenössischen Malerei von einiger Bedeutung. Unter den Highlights der Malerei sind Werke von László Tátrai Mednyánszky ab 950.000 HUF sowie der "Heilige Adalbert" von János Vaszary, zum Mindestgebot von 5 Mio HUF. Ebenso vertreten ist Hugó Scheiber, einer der bedeutendsten Vertreter der ungarischen (europäischen) Moderne mit zwei Werken, darunter dem "Nachtclub" ab 4,7 Mio. Forint. Ein Pastell des Bauhauskünstlers Rippl-Rónai ab 1,7 Mio Forint steht ebenfalls zur Auktion wie ein Werk des Spätromantikers Bertalan Székely für 1,65 Mio Forint. Auch die kürzlich im Alter von 105 Jahren verstorbene Malerlegende Tamás Lossonczy ist mit zwei seiner Werke, zwei Ölgemälde von 1973 vertreten, Ausrufungspreise hier 1 Mio. und 1,25 Mio. Forint.

Neben vielen weiteren Vertretern der Moderne und Postmoderne sind auch Werke der sogenannten "Neokonservativen" um die Gruppe Sensaria vertreten: Werke von Zsófiá Balogh, Dániel László, Attila Kondor und Róbert Süto stehen zum Verkauf. Neben allen wichtigen Vertretern der ungarischen Szene von Einst und Jetzt werden auch internationale Künstler angeboten. Darunter Márk Egon Löwith aus Cluj, Edvin Salomon aus Israel. Unter den Kunstgegenständen dominiert der Empirestil sowie der Art Deco, darunter z.b. ein großbürgerliches Kaffeeservice aus dem alten Pest, Stücke aus der Manufaktur Zsolnay, dekorative Stücke des Jugendstil in Preislagen um die 250.000 Forint. Schmuckstücke von historischem Modeschmuck bis hin zu beständigen Brillanten gibt es zwischen 30.000 und 3 Millionen Forint Ausrufungspreis.

Infos und Onlinekatalog: www.pinterantik.hu


Vier Tage und eine Sensation:
1.-4. Dezember bei Polgár

Um die 800 Objekte bietet die Galerie und Auktionshaus Polgár vom 1. bis 4. Dezember dem Publikum in einer vorweihnachtlichen Auktionswoche feil. Als eine kunsthistorische Sensation gilt dabei ein großes Gemälde von Francesco Rosa (siehe Foto unten), dass bei einer Auktion 1999 auftauchte und damals noch nicht zugeordnet werden konnte. Experten identifizierten es später als ein wichtiges Werk des Barockmeisters, das um 1670 entstanden sein muss. Der Ausrufungspreis für dieses "Museumsstück" liegt nun bei 22 Mio. Forint (ca. 83.000 EUR). Es ist vom Denkmalamt allerdings "nationales Kulturerbe eingestuft" und unterliegt somit einem Ausfuhrverbot.

Foto: Galerie Polgár

Weiterhin angeboten wird ein Ölgemälde mit einem biblischen Thema, das dem Umfeld von Paolo Veronese zugeschrieben wird, Start bei 5,5 Mio. Forint, eine Meeresansicht des Utrechter Künstlers Adam Willaerts beginnt bei 8 Mio. HUF, besondere Aufmerksamkeit gilt auch einem datierten und mit Rembrandt signierten Kupferstich ab eigentlich dafür bescheidenen 1,2 Mio. Forint (ca. 4.500 EUR). Unter den ungarischen Schätzen fällt ein schon verloren geglaubtes Portrait aus der Hand von Rippl-Rónai von 1891 auf, dass eine Pariser Schöne zeigt. Es befand sich einst in Besitz des Bildhauers György Zala. Der Rahmen wurde in den Originalzustand versetzt. Der Eigentümer des Auktionshauses Árpád Polgár traut dem Werk, dass bei 4 Mio HUF starten wird, ein Ergebnis von deutlich über 10 Millionen zu.

Mehr als siebzig Jahre abgetaucht waren auch einige Illustrationen von Mihály Zichy, die für 1,4 Mio zum Aufruf kommen. Bei Polgár kommen auch hunderte Kunstwerke unter den Hammer, die einst von Kecskemét den Weg nach Deutschland fanden und dem Medienmogul Josef von Ferenczy gehörten. Dabei ist auch ein Fotoaquarell von Salvador Dalí desweiteren Möbel und Silberzeug. Am zweiten und dritten Auktionstag liegt der Schwerpunkt auf Jugendstilvasen von Zsolnay, Zier- und Gebrauchsporzellan, Möbel des 18. und 19. Jh., am vierten Tag werden Schmuck und Uhren versteigert. Besichtigungen sind bis zum 30. November möglich.

Weitere Informationen: www.polgar-galeria.hu


Neues Auktionshaus in der Falk Miksa
Schwerpunkt: Möbel des 20. Jh.?!
9.-10. Dezember bei Ferenczi és Szénássy

Unter neuem Namen und neuen Besitzern eröffnete eine der größten Galerien im Kunsthandelsviertel der Budapester Falk Miksa Straße als Auktionshaus. Dieser Tage eröffnete dort das "Ferenczi és Szénássy Aukciósház" mit einem schnöde scheinenden, aber fast extravagant anmutenden Schwerpunkt: Möbel des 20. Jahrhunderts. Die Macher wollen durchaus auch erschwingliche Stücke aus den verschiedenen Epochen anbieten und so einige Stilistiken zu Markte tragen, die vor wenigen Jahrzehnten noch Fälle für den Sperrmüll waren. Das Konzept scheint einleuchtend, denn der Einkauf ist immer noch günstig möglich, doch die Verkaufspreise, z.B. beim österreichischen Nachbarn steigen Jahr um Jahr. Die Betonung liegt denn auch auf den "Epochen" von nach 1945, daneben wird zeitgenössische Einrichtung, Gemälde und Grafik angeboten werden.

Foto: Ferenczi és Szénássy

Dieser Tage, am 27. November starteten Ferenczi und Szénássy ihre erste Ausstellung, bis 8. Dezember läuft die Besichtigungsfrist, eine erste Auktion findet vom 9. bis 10. Dezember statt. Dabei, die schon genannten Möbel aus dem vorigen Jahrhundert, dazu Designerware, Grafiken, Plastik. Am 26. November um 19.00 Uhr gibt es zudem eine Sonderauktion für einen guten Zweck, die Reinerlöse gehen der István Károly Kinderstiftung zu. Bei der Hauptaktion ab 9.12. gibt es für echte Kenner u.a. ein Herrenfahrrad von Umberto Dei, eine Sitzgarnitur von Lajos Kozma, aber auch einige Kleinodien von Adolf Loos sowie Hagenauer und aus der Bauhaus-Schule. Am 10.12. stehen Gemälde, Grafiken und Kleinplastiken auf dem Programm, zu Anfangspreisen zwischen 40.000 und 95.000 Forint. Dabei dominieren ungarische Künstler aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Weitere Informationen: www.ferencziaukcio.hu
 

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