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(c) Pester Lloyd / 49 - 2014   GESELLSCHAFT   02.12.2014

 

Welt-AIDS-Tag: Mehr HIV-Tote in Ungarn als im Vorjahr, "keine Prävention"

Am Welt-Aids-Tag, 1. Dezember, hagelte es harsche Kritik von involvierten NGO´s an der Präventions- und Behandlungspolitik von HIV bzw. AIDS in Ungarn. In den letzten vier bis fünf Jahren sei die Situation in Ungarn "immer schlimmer geworden", so László Mocsonaki vom HIV Forum und heute könne man davon sprechen, dass es "hier überhaupt keine AIDS-Prävention" mehr gibt.

Laut nationalem Seuchenzentrum starben von Januar bis September 11 Menschen in Ungarn an AIDS, vier mehr als im Vorjahr, 36 seien in Behandlung wegen "mit AIDS verbundener Probleme", 209 Neuinfektionen wurden 2014 bisher registriert. Für Mocsonaki, der von einer enormen Dunkelziffer ausgeht, ist das ein Skandal. Während in anderen Ländern HIV/AIDS zwar eine chronische und unheilbare Krankheit bleibe, müssten dort aber keine Menschen mehr daran sterben. Mittlerweile reiche, bei rechtzeitiger Erkennung und richtiger Therapie schon eine Tablette am Tag, um ein würdiges Leben zu führen.

Dagegen steigen die Todesfälle in Ungarn sogar noch an. Allein im ersten Halbjahr 2014 seien bereits mehr Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben als im ganzen Jahr 2013. Zwar wurde Ende 2013 eine "Nationale AIDS Taskforce" installiert, die habe aber bis heute "keine wirkliche Arbeit geleistetet". Man habe einen "Arbeitsplan erstellt", der wurde aber weder zur Diskussion gebracht, noch daraus irgendwelche Maßnahmen in Gang gesetzt, Mocsonaki.

Den Mitarbeitern des Gesundheitswesens fehle "ausreichendes Wissen" über den Umgang mit HIV-Infizierten, ja es sei sogar noch häufig der Fall, dass Patienten erst im Endstadium der ausgebrochenen Erkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert würden. Alles, was im Westen längst Standard sei: Therapiezentren, Schulungen, Vernetzung zwischen Behörden, Sozialarbeitern und Gesundheitswesen, Sensiblisierung an Arbeitsplätzen, Aufklärung in Schulen etc., fehle in Ungarn.

Die Regierung glaube offenbar sich mit der Bereitstellung von 15 Millionen Forint (50.000 EUR) pro Jahr für die HIV-Vorsorge von Verantwortung freikaufen zu können, doch das Geld reiche "für nichts." Es sei vielmehr so, dass man ohne die Gelder der Norway Funds (67.500 EUR 2013) die fünf Präventionsprogramme in fünf ungarischen Städten, die besonders auf die Gefährdungsgruppen der Drogensüchtigen, Prostituierten sowie der "Gay Community" zugeschnitten waren, gar nicht hätte umsetzen können.

 

Die Gesamtzahl der mit HIV lebenden Menschen in Ungarn wird offiziell mit 2.600 bis 4.800 angegeben. Während seit den 2000er Jahren in West- und Mitteleuropa, aber auch in Ostmitteleuropa (PL, CZ , SK) eine relative Stagnation bei rund 5 Neuinfizierten von 100.000 Personen gemessen wurde, steigt die Zahl in Ungarn an, vor allem unter Heterosexuellen. NGO´s fürchten jedoch, dass die "Erhebungsmethoden so löchrig sind, dass eine seriöse Angabe gar nicht mehr möglich ist." In der Grafik von TASZ vom Frühjahr 2014 handelt es sich um die offiziellen HIV- und AIDS-Zahlen, auch diese weisen einen permanenten Anstieg aus.

Die NGO TASZ hat 2012 sieben Hauptkritikpunkte gegen die HIV-Strategie der Orbán-Regierung zusammengetragen (engl.) http://drogriporter.hu/en/7reasons

Ein
weiterer Bericht von TASZ aus 2014, der sehr klar die Problemlage in Ungarn umreisst.

Ein Faktenblatt zu HIV und AIDS in Ungarn von der Weltgesundheitsorganisation (WHO, Stand 2011, engl., pdf) finden Sie
hier.

red.

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