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(c) Pester Lloyd / 03 - 2015   POLITIK / WIRTSCHAFT 16.01.2015

 

MET - Die Gelddruckmaschine eines Mafia-Staates: "So macht man heute in Ungarn das meiste Geld"

Immer wieder taucht im Zusammenhang mit den umfassenden Vorwürfen von Korruption und Machtmissbrauch in Ungarn der Name einer Firma auf: MET. Mit aktiver Hilfe der Politik verschwinden über die Off-Shore-Unternehmung Milliarden von Steuergeldern und Volksvermögen in private Taschen. Mindestens so beängstigend und schädlich ist der Missbrauch staatlicher Strukturen und die Ausschaltung des Rechtsstaates. Immerhin, die neue Freundschaft Orbáns mit Russland lässt sich so viel besser verstehen...

Wir bringen hier die deutsche Übersetzung eines längeren, aktuellen Beitrags des Autors "magyarip" beim News-Portal www.444.hu.

"So macht man heute in Ungarn das meiste Geld"

> MET hat mit Erdgas seit 2011 riesige Profite gemacht
> Dazu war die Hilfe der Regierung und der staatseigenen MVM (Ungarische Elektrizitätswerke) nötig
> Russen sind auch beteiligt
> Obwohl MET so viel Geld verdient, benötigt der Geschäftspartner MVM Staatszuschüsse

Während der vergangenen vier Jahre erhielt eine in der Schweiz angesiedelte Firma, die sich zum Teil im Eigentum verschiedener off-shore-Unternehmen befindet, die Möglichkeit, ihre Besitzer auf eine einzigartige Art und Weise zu bereichern.

Dem ungarischen Ableger der MET gelang es, riesige Geldmengen anzuhäufen, in dem man eine herausragende Position auf dem heimischen Erdgasmarkt besetzte, Dank Regierungsaufträgen und wundersamer Verträge. Allein 2012 betrug der Gewinn nach Steuern fast 50 Milliarden Forint (nach heutigem Kurs ca. EUR 155 Mio.).

 

Die Regierung war so großzügig, dass alle drei Oppositionsparteien (MSZP, Jobbik und LMP) mittlerweile Anzeigen wegen Unterschlagung, Betrug und Geldwäsche erstattet haben. Die nationale Ermittlungsbehörde aber kann kein Verbrechen erkennen und hat keinerlei Verfahren eingeleitet. Vor über einem Jahr forderten die MSZP und jetzt auch die LMP formal die Offenlegung der Gasverträge zwischen MET und MVM. Die Parteien warten noch immer auf eine Gerichtsentscheidung.

Wie alles begann...

Es ist nicht klar, ob die Beseitigung des KÁT (staatliches Stromerzeugungsfördermodell) eine Rolle beim Erfolg von MET spielte oder ob das Eine dem Anderen folgte, aber die Geschichte beginnt hier.

KÁT war eine spezielle Art von Staatsbeihilfe für konventionelle Kraftwerke wie für Erzeuger Erneuerbarer Energien, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen. Davon profitierten viele Kommunen, die dadurch günstiger Fernwärme beziehen konnten. Das System ging von der "verbundenen Produktion" aus und förderte die Erzeuger von Strom und Wärme, weil ihre effiziente Energieverwendung umweltfreundlicher ist. Auf diese Weise qualifizierten sich auch Gasturbinenkraftwerke für diese Staatszuschüsse.

Premier Orbán 2014 bei Präsident Putin in Moskau. Hier wurde der 10 Mrd. EUR Atomdeal besigelt, der Dimensionen hat, gegen die die MET-Geschichte wie eine Randnotiz wirken wird. Foto: MTI

Die KÁT-Zuschüsse wurden in die Strompreise einkalkuliert. Doch 2011, nach langen Debatten, wurden die Energieerzeuger aus der Förderung ausgenommen, was zu einem großen Skandal wurde. So gerieten darüber, z.B., der damalige Staatssekretär für Energiefragen, János Bencsik (heute "Demokrata"-Herausgeber und CÖF-Chef, Anm.) und der damalige Fidesz-Fraktionschef János Lázár aneinander, der die Gesetzesänderung einbrachte. Lázár gewann die Schlacht und ab Juli 2011 erhielten die Produzenten und Strom und Wärme keine Zuwendungen mehr aus KÁT, die dann wiederum keine Preisnachlässe an Dutzende Städte weitergeben konnten.

Aus diesem Grund gab die Regierung ein Dekret heraus, bedürftigen Kommunen subventioniertes Gas zu liefern, dafür wurden 585 Mio. Kubikmeter Erdgas aus den strategischen Reserven verwendet. Auf diese Weise konnte man die Verteuerung der Fernwärmekosten für viele Städte vermeiden. Allerdings war es nun nötig geworden, die Gasreserven wieder aufzutanken.

Wir tanken auf, wir tanken auf

Schauen wir also zuerst auf die Wiederbefüllung der strategischen Gasreserve, denn das war das größte Geschäft.

Seit Jahren war es möglich, Erdgas aus Westeuropa preiswerter einzukaufen als aus Russland, basierende auf den Verträgen (mit Gazprom) von 1995. (Natürlich konnte das aus Westeuropa strömende Gas auch ursprünglich aus Sibirien kommen, es war eben mehr eine Frage der russischen Preisgestaltung.)

In der Hoffnung auf billigeres Westgas, erließ die Regierung ein Dekret, mit dem die HAG-Pipeline zwischen Ungarn und Österreich gebührenfrei verwendet werden konnte. Normalerweise würden die Gashandelsunternehmen um die Nutzung der Pipieline-Kapazitäten konkurrieren, wobei der Meistbietende das Nutzungsrecht erwirbt, was im übrigen eine EU-Vorgabe ist.

Wie auch immer, der außerordentliche Auffüllbedarf ermöglichte die zeitweise Aufhebung dieser Vorschrift. Im Namen der Energiesicherheit ermöglichte die Regierung den Zugang zur Pipeline ohne eine Ausschreibung zwischen Juli 2011 und Juli 2012. Die Regierung war sehr großzügig. Die Entwicklungsministerin Néméth machte einen dicken Strich: Im Interesse der Auffüllung von 585 Mio. m3, um die Opfer der KÁT-Einstellung zu kompensieren, durften nun 2,9 Mrd. m3 ohne Auschreibung transportiert werden, in anderen Worten: sehr billig.

Doch damit nicht genug: das Dekret für den Sonderzugang zur Pipeline wurde Jahr für Jahr verlängert, immer mit dem Verweis auf die Energiesicherheit. Das derzeitige Arrangement ist bis Ende Juni 2015 gültig.

In den vergangenen vier Jahren wurde es so möglich, insgesamt 19,6 Mrd. m3 Erdgas zu importieren, ohne für das Recht der Pipeline-Nutzung bezahlen zu müssen. All das, um 585 Mio. m3 Gas zu ersetzen. Damit war die HAG-Pipeline so ausgelastet, dass sie während dieser Zeit kein anderer Anbieter nutzen konnte. In anderen Worten: während die Regierung  jemanden in eine sehr vorteilhafte Position brachte, hat sie gleichzeitig alle Wettbewerber aus dem Weg geräumt.

Laut dem Dekret waren ursprünglich zwei Unternehmen zum Gasimport ohne Ausschreibung befugt: der Gashändler MVMP, im Eigentum der staatlichen MVM und - in kleinem Umfang E.ON. Doch die Gashandelstöchter Letzterer wurden 2013 vom Staat übernommen (zu einem völlig überhöhten Preis, Anm. d. Red.) und an MVM angliedert, das auf diese Weise zum einzigen Begünstigten dieses Arrangements wurde.

Abseits des langfristigen Gasliefervertrages mit Russland konnte also nur noch der Staat Gas billiger importieren. Dennoch machte noch jemand Geld daraus. Um genauer zu sein: vor allem Einer machte Geld daraus.

Die Eigentümer der MET-Gruppe, Grafik: www.444.hu

Wie kommt nun MET ins Spiel?

Die Profite aus dem Verkauf von billig importiertem Gas durch die MVMP hätte den Eigentümer bereichern können - den Staat. Oder es hätte billiger an die Verbraucher verkauft werden können und auf diese Weise die Energiekosten senken können. Doch man tat beides nicht. Die sich ansammelnde Profite wurden von der ungarischen Tochter der in der Schweiz ansässigen MET Holding gesammelt.

Das funktioniert so:

> Eine der MET-Töchter, METI, kaufte billiges Gas in Westeuripa
> Es verkaufte dieses Gas an der österreichisch-ungarischen Grenze an die MVMP
> MVMP importierte das Gas bei Nutzung des von der Regierung gewährten freien Pipelinezuganges
> Am selben Tag verkaufte die MVMP das Gas mit einem minimalen Gewinn an die MET (ung. Tochter, Anm.)
> MET wiederum verkaufte das Gas dann an Ungarn, zu welchem Preis auch immer

In der Praxis gestattete der Staat also einem privaten Marktteilnehmer exklusiv die Nutzung der Pipeline, was durch den Umstand belegt wird, dass MET der MVMP lediglich 0,01 EUR pro Kubikmeter für den Transport über die Grenze zahlte. Das von MET bezogene Gas selbst war 2012 rund 32 Forint (ca. 10 Cent) pro m3 billiger als das aus Russland bezogene.

Vor einem Jahr, publizierte eine unbekannte Person Teile des Vertrages zwischen MVM und MET im Internet, sonst hätte man bis heute nicht herausgefunden, was dort läuft.

Und was wurde aus dem Gas, das man aus den Lagern nahm?

Die ganze Sache begann, als die Regierung 585 Mio. m3 Gas aus den strategischen Reserven freigab, um jenen zu helfen, für die Fernwärme wegen der Streichung von KÁT (s.o.) teurer wurde. Außerdem ging ein Teil dieses Gases an MET.

Als offizieller Grund dafür wurde angegeben, dass niemand sonst dieses billige Gas brauchte. Als die Regierung das Dekret herausgab, das MVM zur Freigabe des billigen Gases verpflichtete, hatte jedes Fernwärme-Unternehmen und jeder mögliche Nutznießer bereits seine Jahresverträge abgeschlossen. MVM entschied daraufhin, dass man, so man das Gas nicht direkt an die im Stich gelassenen Verbraucher verkaufen konnte, man es über eine Ausschreibung anbieten wird.

Im September 2013 und im Februar 2014, richteten die MSZP-Abgeordneten Tibor Kovács und Istvßan Józsa eine Anfrage an die damalige Entwicklungsministerin. Aus ihrer Antwort wird ersichtlich, was geschah.

Von den 585 Mio. m3 freigegebenen Gases wurden nur 270,6 Mio. m3 indirekt an frühere Bezieher subventionierter Fernwärme weitergegeben. Mit anderen Worten: die Hälfte der Gasbestände wurden an Händler verkauft. Wie sich aus der Antwort der Ministerin im Februar 2014 ergibt, war dieser Händler MET.

Alles wurde mit dem Regierungsdekret gerechtfertigt, dass die Gasreserve freizugeben war. Wenn man dafür keine Kunden fand, sei es nur logisch, die Restmengen durch öffentliche Ausschreibungen zu verkaufen - mit der Anforderung, dass der Händler das Gas selbst an die "KÁT-Opfer" verkauft.

Zu viel Geld, zu wenig Geld

Seit 2012 war es augenscheinlich, wer daran verdient. Obwohl die Gashandelssparte der MVM das Jahr mit einem Verlust von einer halben Milliarde Forint (rund 2 Mio. EUR) abschloss, konnten die MET-Eigner in der gleichen Zeit Dividenten in Höhe von umgerechnet rund 150 Mio. EUR einkassieren.

Lange Zeit war MVM einer der größten Geldbringer für den Staat. Darüberhinaus verfügte MVM immer über große Barreserven. Genau aus diesem Grund sprang MVM im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhundert regelmäßig dem Budget bei, wenn es dort ein Problem gab.

Im Vergleich zu den Verlusten, die der Staat machte, waren die MVM-Verluste vernachlässigbar. Doch auch eine der MOL-Beteiligungen, die FGSZ hat bei diesem Konstrukt verloreen, denn es konnte jahrelang keinen Zugang zur HAG-Pipeline erreichen. Glücklicherweise ist MOL der 40%-Eigentümer der MET...

Aber wer sind die Eigentümer?

Das ist nicht mit ganzer Sicherheit erkennbar. Selbst der Vorstandschef der MET Hungary Zrt., Gergely Szabó, war nicht willens, diese Information zu geben (auf Anfrage der Zeitung "Figyelő").

Was sicher ist, ist, dass die MET Holding AG in der Schweiz registriert wurde und zahlreiche Tochtergesellschaften hat. 40 der Holding gehört MOL, 10% werden von einer Schweizer Firma namens MET ManCo AG gehalten, in der ein Benjámin Lakatos Anteile hält. Der 38jährige, der auch Manager bei der MET Holding ist, arbeitete zuvor für MOL und gilt als Vertrauter dese MOL-Vorstandschefs Zsolt Hernádi.

50% der Firma gehört der WISD Holding, die über ein kompliziertese Off-Shore-Netzwerk zahlreiche Firmen aus verschiedenen Branchen besitzt. Atlatszo.hu (das ungarische Investigativ-Portal, ähnlich Wikileaks), fand kürzlich heraus, dass die WISD Anteile an Unternehmen im Eigentum von István Garancsi und György Nagy hält. Garancsi ist der Besitzer des Videoton Fußballklubs (Székesfehérvár, Zweitmannschaft: FC Felcsút, Puskás Akademie) und ein guter Freund von Ministerpräsident Viktor Orbán und Zsolt Hernádi. In der heimischen Geschäftswelt ist György Nagy als Verbündeter von OTP-Chef Sándor Csányi bekannt.

Garancsi und Nagy wiederum sind Eigentümer der WISD durch ihre jeweiligen Firmen auf Zypern: Inather Ltd. und Westbay. Der dritte bekannte Eigentümer von WISD ist die Small VAlley Investments Ltd., die auf den British Virgin Islands registriert ist. Nach unseren Informationen gehört die Firma Russen, sie halten insgesamt so 20% an der MET Holding. Der vierte Miteigentümer von WISD ist eine Schweizer Firma auf den Namen Deneb Algedi Invest AG, deren Eigentumsreche auch auf Benjámin Lakatos lauten.

Viktor Orbán tritt auf

Im Herbst des vergangenen Jahres publizierten eine schweizerische und eine rumänische Zeitung Artikel, die behaupten (eher mutmaßen, Anm. d. Red.), dass der Grund für Orbáns Reisen in die Schweiz mit dem MET-Geschäft zusammenhängen. Eine Anzahl von ungarischen Energiexperten sind der Meinung, dass diese Artikel in den ausländischen Medien eine Warnung westlicher Geheimdienste seien, ein Zeichen, dass sie die undurchsichtigen Energie-Deals der ungarischen Regierung mit Russland auf dem Schirm haben. Die Artikel erschienen in zwei relativ kleinen internationalen Zeitungen, die nicht den Ruf auf "Breaking News"-Storys von weltwirtschaftlicher Bedeutung haben,

Schon bevor der Schweizer Artikel erschien (im "Tagesanzeiger", Anm. d. Red.), gab es Gerüchte, dass MET für den Premier sehr wichtig sei. Die Theorie war, dass das Unternehmen ein wichtiger Teil der neuen ökonomischen Elite sei, die rund um den ungarischen Regierungschef organisiert wird.

Die Russen wurden auch gebraucht

 

MOL gründete 2007 das Unternehmen, das sich zur MET Holding entwickelte und MOL war zu Beginn auch ihr einziger Eigentümer. 2004 verkaufte MOL seine Gashandelstochter, doch mit MET erhielt man sich die Möglichkeit, eines Tages wieder in dieses Geschäft einsteigen zu können.

2009 kaufte eine in Belize (Normeston) registrierte Firma die Hälfte der Anteile von MET, das war der Punkt, an dem die Russen einstiegen. In dem zentralamerikanische Belize gilt die Institution der "Anteilseinetzung", d.h., dass nur die Personen einen Rechtsanspruch auf die Dividenden haben, die ihre Aktien physisch und vorweisen können. Dass Russen hinter dieser Firma stehen, bestäigte Gergely Szabó, Vorstandschef der MET Hungary gegenüber "Figyelő". MET benötigte die Russen, um an billiges Gas zu kommen. (...) Sie sind das andere Standbein für MET´s wundersamen Aufstieg.

So funktioniert das Geschäft

Der Handel mit Erdgas ist das profitabelste Geschäft in Europa, weil:

> Riesige Mengen davon benötigt werden und es in riesigen Mengen gehandelt wrd. Selbst eine geringe Marge garantiert gigantische Gewinne in kurzer Zeit
> Es durch Pipelines geliefert wird, was die Errichtung Monopol-Situationen erleichtert. Nur wer Zugang zu den Pipelines hat, kann auch Gas verkaufen
> Der Markt von staatlicher Regulierung beeinflusst wird. Wer die Bevorzugung der Autoritäten genießt, muss sich keine Sorgen um Konkurrenten machen
> Es ist fast unmöglich nichtrussisches Gas zu beziehen. Wer also mit Russland in guten Beziehungen steht, dem regnet es Gold.

In unseren Breiten fast alles Erdgas kommt aus Russland, wo der Staat ein Monopol besitzt und wo eine Firma, nabens Gazprom, die Produktion, den Handel und die Belieferung in Händen hat. Die Russen bemühen sich stets um langfristige Verträge, mit jedem Land einzelne. Der derzeitige Vertrag mit Ungarn aus dem Jahre 1995 läuft im Sommer 2015 aus. Es gibt keine Vereinbarung über eine Verlängerung und deshalb ist in diesen Tagen auf dem ungarischen Gasmarkt eine Menge Bewegung.

Die Langzeitverträge sind immer auch politische Entscheidungen. Gazprom verkauft sein Gas zu Preisen, die um das Dreifache variieren. Es gab Zweiten, da verkaufte Gazprom Gas nach Bulgarien für 600 USD pro 1000 Kubikmeter, kassierte aber von Weißrussland nur 167. Es gibt kaum ein anderes Produkt auf der Welt, das einen so unbestimmbaren Preis hat. Niemand weiß, wie hoch die Produktionskosten in Russland wirklich sind und die Russen verkaufen Gas an ihre Kunden, wie es ihren politischen Interessen gerade ansteht.

Die Käufer haben wenig Wahl. In Ungarn zum Beispiel heizen die meisten Haushalte mit Gas und der größte Teil des Stroms wird aus Gas erzeugt, uvnerzichtbar für die Industrie. Also Gas ist notwendig, aber fast unmöglich, zwischen Lieferanten zu wählen. Anders beim Erdöl. Es gibt einen Ölpreis, weil es verschiedene Quellen gibt. Öl kommt in Barrels und Containern von fast überall her, daher ist der Ölpreis weitgehend einheitlich. Das ist beim Gas, das durch Pipelines strömt, nicht so.

Es geht doch billiger

Das Gas kommt also ins Land auf der Basis einer 1995 vereinbarten Preisstruktur. Doch wenn die Russen wollen, liefern sie Gas auch billiger.

Die Russen selbst erschufen ein Schattenmodell. In verschiedenen Fällen und scheinbar zum Schaden für ihren eigenen Markt, verkaufen sie Gas billiger zu verschiedenen Nutznießern. Dazu setzen sie Handelsfirmen auf, denen es erlaubt ist, Gas von Gazprom zu reduzierten Preisen zu erwerben, um es dann auf dem Markt weiterzuverkaufen, immer noch billiger als durch die Langzeitverträge, aber immer noch mit einem respektablen Profit.

Die Russen betreiben solche Broker-Firmen aus zwei Gründen: zum Einen ermöglicht es ihnen, die unter ihren eigenen Leuten beiseite zu räumen, die ins Visier des Kremls geraten sind und auf der anderen Seite erschafft und kontrolliert man Oligarchen und Politiker der Zielländer. Es ist ein gutes Investment zur Erpressung von Oligarchen im Zielland, das auf die Politik auch noch wirkt, wenn der Einfluss der Firmen und Politiker durch Machwechsel geschwunden ist. Wenn ein Land einmal abhängig von billigem Gas ist, wird sich dessen Regierung zweimal überlegen, ob sie das graue Geschäft mit den Russen auf Kosten höherer Energiepreise beendet oder ob man nicht lieber doch die warmen Sessel der Oligarchen der vorherigen Regierungsperiode übernimmt.

Auf diese Weise ist es möglich, eine Menge Geld zu verdienen, ohne echte Arbeit zu verrichten. Die Broker-Firmen verkaufen die gleiche Ware, aus den gleichen Quellen wie ihre Wettbewerber. Sie bekommen die Ware nur preiswertet. Außer Papierkram ist da nichts zu tun.

Es gibt einige Hindweise, dass MET zum Teil diesem Modell folgt. Es liegt bisher kein Beweis dafür vor, aber einige heimische Energiemarktexperten glauben, dass es wahrscheinlich ist, dass die Firma, Dank ihrer russischen Teilhaber, russisches Gas billiger beziehen kann.

Wie funktioniert ein ausgeklügelteres Modell?

Die größte dieser Art von Broker-Firmen (lies auch: Vermittler), das je existierte war das russisch-ukrainische RosUkrEnergo, das zu seinen Hochzeiten 2006 in weniger als einem Jahr 785 Mio. USD Gewinn erwirtschaftete (das ist ungefähr die Hälfte der Gewinne der österreichischen OMV im Jahre 2013). Dazu brauchte man weder Raffinerien, noch Tankstellen oder sonst irgendein Zubehör. Das einzige, was nötig war: ein paar Anwälte in der Schweiz. RosUkrEnergo kaufte Gas zum Diskont-Preis in Russland und verkaufte es auf die andere Seite, in die Ukraine. Das Gas bewegte sich nicht, die Transaktion fand nur auf dem Papier statt. Die Hälfte der Firma gehörte dem ukrainischen Oligarchen Fmitrij Firtas, die andere Hälfte der Schweizer Tochter der Gazprom.

Reuters schätzt, dass Gazprom durch die billigverkäufe in Summe rund 2 Mrd. USD an Firtas verloren hat. Allerdings war Firtas für lange Zeit einer der einflussreichsten Menschen in der Ukraine, mehr als die Hälfte der Abgeordneten im Parlament hörten auf seine Anweisungen und manipulierten die Politik so, dass sie den russischen Anforderungen genügte.

2009 war Firtas eine Weile aus dem Geschäft gedrängt worden als Julia Timoshenko ukrainische Ministerpräsidentin wurde, doch dann nahmen sie ihn zurück. Erst seit der Abdankung Janukowitschs verschwand er wieder von der Bildfläche und ist zur Zeit unter Hausarrest in Wien und behauptet, dass ungarische und rumänische Mörder sein Leben bedrohen würden.

Wie auch immer, die ungarische Connection basiert nicht nur auf Firtas. Er war Eigentümer der früheren ungarischen Unternehmung EMFESZ, das zu seinen besten Zeiten ein Viertel des ungarischen Gases lieferte und ebenfalls mit billigem Gas von RosUkrEnergo agierte. Aus dem Nichts wurde EMFESZ so zum 27. größten Unternehmen dese Landes nach Umsatz, woran man sieht, was für Geldmengen in diesem Geschäftsmodell bewegt werden können.

Ist MET das neue EMFESZ?

Mit dem Scheitern des Schattenmodells von Emfesz (es gab hier eine heftige Anwaltsschlacht und letztlich eine Enteignung in der Schweiz, kurz: die Russen übernahmen die Firma von dem ukrainischen Oligarchen, Anm.d.Red.), starb der einheimische Mitspieler aus. Doch es scheint, dass die neue Firma, MET, an seine Stelle tritt, nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Russen an die Stelle von Firtas traten. Sie wurden 2009 Miteigner von MET, im gleichen Jahr als Firtas und Emfesz aus dem Gasgeschäft geworfen wurden.

MET wurde zum großen Gewinner der KÁT-Umstellung im Sommer 2011 als auch Ungarn udn Russland ein neues Kapitel in ihren Energiebeziehungen eröffneten. Zu dieser Zeit nämlich erwarb die ungarische Regierung 21,4% Anteile der MOL von der russischen Surgutneftegaz, einem Unternehmen, das u.a. Treibstoff an die russische Armee liefert und so wenig man über ihre Eigentümer sagen kann, ist es doch klar, dass sie dem Kreml sehr nah sind.

Der Erwerb der MOL-Anteile erschien damals wie ein Sieg: mit Hilfe des Staates wurde verhindert, dass die Russen bei MOL mitreden konnten, die Regierung verkaufte das Geschäft daher auch als Erfolg im Sinne der Nationalen Sicherheit. Im Rückblick war das Geschäft jedoch nur der Startschuss für eine neue russisch-ungarische Energiekooperation unter Involvierung der politischen Führung beider Länder. Bis 2011 hat Fidesz Russland noch mit Argwohn behandelt, doch seitdem vertieft sich eine neue Freundschaft und immer mehr Kooperationsvereinbarungen belegen das.

MET expandiert

 

In diesen Tagen verstärkt sich MET sichtbar und die Ambitionen der Firma gehen offenbar über die Gaslieferungen an Ungarn hinaus. Im Vorjahr erwarb man das Kraftwerk Dunamenti, das Strom aus Gas herstellt und der zweitgrößte Strompruduzent des Landes ist. Das Kraftwerk, in französischem Eigentum, war fast Pleite als es MET kaufte und rettete, weil es billigeres Gas als die Franzosen heranbringen konnte. Auf die gleiche Weise erwarb MET die GDP Suez Energy Holding Hungary, den lokalen Stromhändler des französischen Konzerns.

Offshore ist kein Problem

Offiziell bekämpft die ungarische Regierung die Tätigkeit von offshore-Firmen in Ungarn. Die neue Verfassung verbietet staatlichen Unternehmen, Geschäfte mit solchen Firmen zu machen, deren Eigentümerstruktur nicht transparent ist. Unter den MET-Eigentümern befinden sich eine ganze Reihe von offshore-Unternehmen, die, mit machtvoller Hilfe des Staates, fantastische Möglichkeiten in Ungarn finden.

Ende

Übersetzung eines Beitrages aus dem ungarischen Newsportal www.444.hu
Link zum Originalbeitrag, erschienen am 14. Januar 2015
Englische Übersetzung von
www.budapestsentinel.com
Deutsche Übersetzung: Pester Lloyd

Anm: MET arbeitet, wie auf deren Webseite ersichtlich auf ähnliche Weise auch in Rumänien, Österreich, Slowakei, Kroatien und Serbien und baut überall, neben dem lukrativen Handel auch das Netzwerk an Kraftwerken sowie den Einfluss auf Netzbetreiber aus. http://group.met.com/en/met-group-companies Die Stelleenanzeigen legen eine Ausdehnung des Geschäftsfelder Richtung Türkei nahe.

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