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(c) Pester Lloyd / 40 - 2009  KULTUR 05.10.2009
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Auf ein Gläschen mit Vlad Tepes?

In Pécs / Ungarn will man den Keller von Draculas Haus entdeckt haben

Archäologen der Universität Pécs wollen mitten im Stadtzentrum der Kulturhauptstadt Pécs die Keller von Graf Vlad III., Künstlername Dracula, ausfindig gemacht haben, auch wenn noch konkrete Belege dafür fehlen. Lokale Größen feiern das als eine Sensation, Experten sprechen eher von einem Marketinggag kurz vor Beginn der Kulturhauptstadt 2010.

Denn dass am Pécser Széchenyi Platz einmal eine zweistöckige Villa stand, die dem Wojwodengeschlecht aus der Wallachei gehörte, wissen viele Einheimische längst. Insofern hält sich der Sensationsgehalt der Meldung in Grenzen, dass dazu auch ein Keller gehörte. Ausgrabungen und Zuordnungen machen es, nach Angaben eines Historikers, nun wahrscheinlich, dass man die freigelegten Keller der Zeit von Vlad III. Tepes, bekannt als Dracula, zuordnen kann, der hier um 1460 ein Haus besaß. Es gibt ein Dokument vom Ende des 15. Jh., das bereits von "Draculas Haus" spricht.

Die Ausgräber der Universität sprechen von einer bedeutenden mittelalterlichen Kelleranlage und hoffen auf weitere Funde. Nun mag es ja ein glückliches zeitliches Zusammentreffen sein, dass diese "Entdeckung" mit dem Jahr der Kulturhauptstadt fast zusammenfällt. Doch Zweifler melden fachliche Bedenken an. Es gibt bisher nicht ein Fundstück, dass sich einer bestimmten Person, also auch nicht dem Herrn Grafen zuordnen lässt. Auch könne man von der dokumentarischen Erwähnung aus dem Mittelalter keineswegs auf den exakten Ort schließen. Ausschließen will es aber auch niemand. Erschließen hingegen will der Tourismus die zentrale Ecke auf jeden Fall. (Vielleicht als gespenstischer Weinkeller mit dem gepanschten Stierblut des Herrn Vincze?)

In Rumänien wird der Kult um den brutalen Herrscher, der eigentlich aus der Wallachei stammt, in einem Maße betrieben, wofür Kitsch schon ein zurückhaltendes Wort ist. Doch die erhofften Touristenmassen blieben bisher aus. Ob die Organisatoren der Kulturhauptstadt nun auf diesen alten Zug aufspringen werden, steht noch nicht so ganz fest. Ein Werbefeldzug mit dem Bild des vermeintlichen Blutsaugers könnte aber, angesichts der teuren Skandalserie bei der Vorbereitung des Kulturhauptstadtjahres, auch nach hinten losgehen.

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