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(c) Pester Lloyd / 44 - 2009  MEDIEN 29.10.2009
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Schlag gegen Sláger

Zwei beliebte Radiosender in Ungarn verlieren ihre Lizenzen

Sláger Rádió und Danubius Rádió, zwei der führenden populären Rundfunksender in Ungarn, wurde die Verlängerung ihrer Lizenzen verweigert. Die zuständige Stelle zur Frequenzvergabe, ORTT, stimmte gegen das Gebot der beiden Sender. Die freigewordenen Frequenzen gehen damit für die nächsten sieben Jahre an zwei Konsortien mit Namen FM1 und Advenio. Hinter allem steckt ein heftiger politischer Machtkampf um die Vorherrschaft auf dem Medienmarkt.

Nach der Verkündung der Entscheidung, begab sich der Vorsitzende des Frequenzausschusses ORTT, der Sozialist László Majtenyi umgehend vor die Presse und erklärte, dass er ganz und gar nicht einverstanden und zufrieden mit diesem Ergebnis sei. Er habe die Gebote von Advenio und FM1 (Est Media Group) nicht unterstützt und dafür votiert, diese "wegen formeller Fehler" und "unseriöse Business- und Finanzpläne" abzuweisen. Leider hat er jedoch als Vorsitzender des Gremiums kein Stimmrecht, so wollen es die Regeln.

Die Party könnte für Sláger Rádió bald vorbei sein.

Sein Kollege von den Liberalen, János Timar, teilte die Auffassung von Majtenyi und blieb der Abstimmung fern. "Ich denke nicht, dass der Fall geschlossen ist, es ist eher der Beginn eines Skandals," sagte Majtenyi gegenüber der Nachrichtenagentur MTI und fügte an, dass man die Frequenzvergabe durchaus gerichtlich anfechten könne. Der ORTT-Chef sprach es zwar nicht aus, aber indirekt unterstellte er dem rechtskonservativen Lager (Fidesz), sich die Freuquenzen unter den Nagel gerissen zu haben.

Sláger Rádió kündigte bereits an, alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen zu wollen, um auf Sendung bleiben zu können. Der Sender wurde 1998 gegründet und ist in 81% des Landes zu empfangen. Er gehört mit Abstand zu den beliebtesten Rundunksendern des Landes, fast jeder Taxifahrer hat ihn laufen, in etlichen Büros und Lokalen läuft Tag und Nacht Sláger Rádió. Der Eigentümer sieht in dem Vergabeverfahren denn auch einen Angriff auf die Medienfreiheit. "Es wurde eine politische Entscheidung getroffen, was bedeutet, dass Ungarns Demokratie und Pressefreiheit einen schweren Schlag erlitten hat."

Die nationalkonservative Opposition des Landes, die im nächsten Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die absolute Macht in Ungarn übernehmen kann, warf dem sozialliberalen Lager - durchaus mit Recht - eine Dominanz in der Presselandschaft vor. In den letzten Jahren wandelt sich die Lage aber immer mehr zu Gunsten der Rechten, denen nun bald derselbe Vorwurf gemacht werden kann. Sláger Radio & Co waren allerdings nicht wirklich linke Radiosender, aber offenbar auch nicht rechts genug. Eine unabhängige Medienlandschaft hatte Ungarn auch seit der Wende nicht. Die privaten Zeitungen oder Kanäle sind fast alle interessensgebunden, was sie auch schamlos zur Schau stellen, die öffentlich-rechtlichen Sender sind ebenfalls parteilich und/oder belanglos.

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