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(c) Pester Lloyd / 17 - 2013   WIRTSCHAFT 26.04.2013

 

Arbeitslosigkeit in Ungarn bleibt auf Rekordhoch

Mit Überschriften wie "Arbeitslosigkeit unverändert" und "Beschäftigung leicht gestiegen" versuchen sich die Zahlenauswerter des Statistischen Zentralamtes in Budapest, KSH, dem Zorn Orbáns zu entziehen, der schlechte Nachricht über seine "Tiger-Wirtschaft" gar nicht mag. Denn trotz diverser Rechentricks und der groben Verzerrung durch die kommunalen Beschäftigungsprogramme, gelingt es nicht, den Arbeitsmarkt des Landes schön zu rechnen.

Die Nachrichtenagentur MTI hat die Aktualisierung der Grafiken zur Arbeitslosigkeit seit Monaten beendet, Erfolglosigkeit passt nicht ins Regierungs-PR-Konzept. Hier die Daten bis 2011, die mit dem EU-Beitritt und dem Ausbruch der Finanzkrise die größten Zuwächse bei der Jugendarbeitslosigkeit anzeigen. Genauso einen starken Anstieg erlebte Ungarn aber auch unter Orbán, Anfang 2013 liegt der Wert bei 30,5%, von uns nachträglich markiert.

 

Die Wahrheit: die Arbeitslosenrate in Ungarn erreichte, trotz der Manipulationen, ein Allzeithoch und stand im Schnitt der Monate Januar bis März 2013 bei 11,8%. 509.000 Menschen mussten offiziell als arbeitslos anerkannt werden, hinzu kommen weitere 119.000, die als arbeitssuchend in der Datenbank stehen (5% mehr als zuvor), aber keine Ansprüche auf Arbeitslosenunterstützung haben. Von Hunderttausenden weiteren, die sich gar nicht erst der Bürokratie aussetzen mögen, weil sie lieber schwarz arbeiten oder Angst haben in die kommunale Beschäftigung gezwungen zu werden, ganz zu schweigen. Die offiziell Arbeitssuchenden eingerechnet läge die Quote bei rund 15%. Da die Rate vor einem Jahr schonmal bei 11,8% stand, stimmt das "unverändert" auch, allerdings ist die Zahl der Partizipienten am Arbeitsmarkt nun höher und damit auch die absolute Zahl der Arbeitslosen. Mit der Umdeklarierung der Frührentner und anderer Gruppen zu versicherungs- und steuerpflichtigen Gehaltsempfängern (wenn auch aus der Staatskasse bzw. den Pflichtversicherungen) wird auch die Statistik der Beschäftigten aufgehübscht, was die Regierung von “stetig steigender Beschäftigung” jubeln lässt...

Es gibt dazu einige technische Erklärungen für den hohen Stand der Arbeitslosigkeit, so das Auslaufen von öffentlichen Beschäftigungsprogrammen und saisonale Effekte, doch in der Hauptsache sind es der Arbeitspaltzabbau beim Mittelstand und die fehlende, effektive Förder- und Konjunkturimpulse, lies: eine unfähige Wirtschaftspolitik, das dritte Jahr in Folge unter dieser Regierung. Es gibt schlicht nicht genug Jobs, Investitionen großer ausländischer Konzerne können den Verfall im Mittelbau der Ökonomie nicht auffangen.

Die Arbeitslosenrate bei den bis zu 24jährigen liegt heute bei 30,5%, sie machen einen Anteil von über 18% an allen Arbeitslosen aus. 44,7% suchen seit mindestens einem Jahr einen Job (und behielten dabei ihren Status als anerkannter Arbeitsloser), im Schnitt beträgt die Dauer der registrierten Arbeitslosigkeit heute 15,8 Monate. Nur in Westungarn und in sowie rund um Budapest liegt die Arbeitslosigkeit unter 10%, in einigen Regionen im Norden, Osten und Süden steigt sie auf 25%, in einigen Orten, meist mit hohem Romaanteil liegt sie auch schon mal über 50%.

red.

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