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(c) Pester Lloyd / 30 - 2013   WIRTSCHAFT 22.07.2013

 

Orbán im Krieg mit Magnaten?

OTP-Chef lässt eigene Bankaktie fallen

In einem überraschenden Schritt hat der Vorstandsvorsitzende und Großaktionär der größten ungarischen Bank, OTP, Sándor Csányi, in der Vorwoche einen Großteil seiner Aktien an seinem Unternehmen verkauft. Der Schritt erschütterte die Börsenteilnehmer derart, dass andere Anteilseigner panikartig ebenfalls Verkäufe tätigten
, die rund das Dreifache des Csányi-Paketes betrugen, was die Aktie am Freitag zu einem Absturz von über 10% brachte. Sie wurde kurz vor Handelsschluss vom Handel ausgesetzt, gemäß den Börsenvorschriften. Insgesamt verlor die OTP-Aktie binnen 2 Tagen rund 14%.

Orbán und Csányi hier noch auf Du und Du.

Csányi hat mit dem Verkauf rund 26 Millionen EUR eingenommen, einige andere Vorstände und Direktoren taten ähnliches bereits in den Vormonaten, wenn auch längst nicht in diesem Ausmaß. Csányi, der als Big Player in der ungarischen Wirtschaft gilt und neben dem Bankgeschäft auch ein großes Lebensmittelimperium (Pick- und Herz Salami, Teleki Wein etc. etc.) mit seinem Sohn betreibt, hat relativ gute Kontakte zu allen bisherigen Premiers gepflegt und kam besonders mit Orbán gut aus. Bei den bisherigen Forex-Kredithilfspaketen schnitt die OTP immer günstiger ab als andere Banken.

Daher fragen sich die Analysten, warum Csányi nun diesen schlagartigen Verkauf seiner Anteile eingeleitet hat. Tenor: Ankündigungen weiterer Forex-Kreditablösemodelle und Zementierung von "Sondersteuern" zu Lasten der Banken - wieder ohne vorherige Konsultation mit den Banken - hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, Csányi wollte sowohl für Orbán wie auch für die Finanzmärkte einen Warnschuss setzen.

 

Bereits zuvor hatte sich Orbán mit einem anderen einflussreichen Regionaloligarchen, Sándor Demján, überworfen, auch Ikarus- und Videoton-Privatisierer Széles war über die Volvo-Rába-Kooperation zu seinen Ungunsten nicht sonderlich erfreut. Alle Drei gelten als multiple Magnaten, die mit Regierungen aller Richtungen kooperierten bzw. sich arrangierten. Denkbar ist, dass Orbán nun rein eigene Leute in Stellung bringen will und dabei einige Bereinigungen vornehmen muss, ein Effekt, den man in Russland nach Jelzin auch unter Putin beobachten konnte, wenn auch in ganz anderen Dimensionen.

Die Regierungspresse versucht zu beschwichtigen und schreibt davon, dass Csányi lediglich seine Rente vorbereitet, auch gesundheitliche Gründe könnten eine Rolle spielen, schließlich habe sich der Manager im Februar einer “schwerwiegenden Herzoperation” in Deutschland unterzogen, so “Magyar Nemzet”. Die OTP lässt das dementieren, ohne die tatsächlichen Beweggründe für Csányis “Panikverkauf” zu nennen.

red.

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