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(c) Pester Lloyd / 04 - 2015   NACHRICHTEN   18.01.2015

 

60.000 Liter Borwasser "verloren": Vorfall in Ungarns AKW Paks von 2013 wurde totgeschwiegen

In Ungarns einzigem Kernkraftwerk in Paks kam es im November 2013 zu einem Vorfall, der erst jetzt an die Öffentlichkeit drang. Danach seien rund 60.000 Liter mit Bor (bzw. Borsäure) angereichertes Wasser aus einem Lagertank ausgeflossen. Borwasser wird in Reaktoren zur Steuerung der Kernschmelze eingesetzt und ist auch Bestandteil von Abkling- und Lagerbecken von gebrauchten Brennelementen.

Happy Störfall: Kinder tollen im Feuerwehrschaum vor dem Hautpeingang des AKW Paks herum. PR-Aktion des Betreibers MVM von 2011

Benedek Jávor, Oppositionsabgeordneter der Partei "Dialog für Ungarn" (PM) berichtete, dass er diese Informationen zunächst gerüchtweise bekommen habe und erst nach einer amtlichen, parlamentarischen Nachforschung auf von den Betreibern (MVM) bestätigt bekam. Diese bestätigten den Austritt, verneinten aber gleichzeitig jedweden Austritt von Radioaktivität. Das Borwasser sei durch schadhafte Leitungen ausgetreten, die durch die Borsäure korridierten und leck wurden. Der Vorfall fand in Block III in einem Lagertank für gebrauchte Brennelement-Kanister statt.

 

Jávor kritisiert, dass weder die nationale noch die internationalen Atomkontrollbehörden (also OAH, Euratom, IAEO) in adäquater Zeit und Umfang unterrichtet worden seien und auch die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt wurde. Zum Zeitpunkt des Vorfalls erschien lediglich eine kurze Nachricht in der Zeitung Világgazdaság, doch enthielt diese unklare, das Problem verniedlichende Angaben seitens der Paks-Betreiber. Im Zusammenhang mit einem AKW sei jedoch jeder "Vorfall" berichtenswert und relevant. Wenn mirnichtsdirnichts 60.000 Liter Flüssigkeit aus einem Becken mit hochradioaktiven Abfällen abfließen könnten, sind auch andere "Vorfälle" denkbar.

Zum Thema:
Solang kein Flugzeug kommt... - Schmutzige Geheimnisse II: Das ungarische Atomkraftwerk Paks und AGNES

Paks wird im Rahmen eines Atomdeals mit Russland bis 2012 für mindestens 12,5 Milliarden Euro um zwei weitere Reaktoren ausgebaut, die alten werden rundsaniert, ihre Laufzeit wird verlängert. Der Deal mit Rosatom bzw. mehreren ihrer Töchter steht sowohl energiepolitisch als auch nationalökonomisch in heftiger Kritik. Es wird befürchtet, dass sich wegen der intransparenten Projektgestzgebung bestimmte Kreise an den Unsummen auf Kosten der Allgemeinheit bereichern und das Projekt nicht ohne massive Strompreis- oder Steuererhöhungen finanzier- und betreibbar wird. Mehr dazu.

red.

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