(c) Pester Lloyd / 32 - 2009 POLITIK 06.08.2009 _______________________________________________________
Nazi-Garde will in Kisléta patrouillieren
Weitere Reaktionen auf den Mord an einer Roma in Ungarn
Auch die rechtsextremistische "Ungarische Garde" mischt nun, zwei Tage nach
dem feigen Mord an einer Mutter, in der Debatte um die Sicherheit mit. Der Bürgermeister des Ortes Kisléta, wo Montagnacht der Mord geschah, erhielt einen
Anruf eines unbekannten Mannes, der sich als ein Vertreter der "Ungarischen Garde" ausgab und ankündigte, Motorradpatrouillen in dem Ort installieren zu
wollen. Damit soll Racheakten der "Zigeuner an den dort lebenden Ungarn" vorgebeugt werden.
Angeblich habe die magyarische Bevölkerung um einen solchen Schutz angesucht,
nachdem sich Roma des Ortes über die Berichterstattung des tendentiösen Nachrichtenkanals Hír TV beschwert hatten. Dessen Reporter waren im Dorf
unterwegs und hatten die Bewohner, betont suggestiv, nach möglichen anderen als rassistischen Motiven hinter dem Mordanschlag befragt. Der Bürgermeister und
auch andere Bewohner hatten bereits zuvor die Getötete als "anständigen Menschen" bezeichnet, der nichts weiter wollte als ein ruhiges Leben führen und
sich um die Erziehung seiner Tochter kümmertn. Der Senderchef rechtfertigte die Befragung als seine "journalistische Pflicht". Der Bürgermeister kündigte an, jede
Art von rechtsradikalen Aufmärschen unterbinden zu lassen. Gestern versammelten sich rund zweihundert Menschen zum Gedenken an die beiden Opfer des Anschlags.
Mittlerweile ist klar, dass es sich um eine Anschlagsserie handelt. Die Polizei
verwies nicht nur auf die Vorgehensweise, sondern auch auf die eingesetzte Waffe. Diese sei identisch mit der von mindestens zwei weiteren Fällen. Auch
Ministerpräsident Bajnai will sich nun persönlich vom Fortgang der Ermittlungen informieren lassen und wird sich auch mit dem Staatspräsidenten konsultieren.
Auch der zuständige Parlamentsausschuss wird sich zu den Vorfällen beraten.
Der Chef der Romaselbstverwaltung berief alle Minderheitenvertreter zu einer
dringlichen Sitzung ein. Dort sollten Forderungen zum Schutz der Menschen vor solchen Angriffen formuliert und dann an die Exekutive weitergegeben werden.
Heute wurde zudem bekannt, dass die in älteren Fällen zu Hilfe gerufenen FBI-Spezialisten gerade einen Tag vor dem neuen Mord das Land verlassen hatten.
Sie hätetn ihren Job getan, die Ungarn verfügten über alle notwendigen Fähigkeiten, um die Verbrechensserie aufzuklären, hiess es.
Hektische Betriebsamkeit - Erste Reaktionen auf den Mord in Kisléta
Tötung mit System - Wieder Mord an Roma in Ungarn
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(c) Pester Lloyd
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