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(c) Pester Lloyd / 18 - 2012     WIRTSCHAFT 30.04.2012

 

Addio Nabucco

Die ungarische MOL richtet sich neu aus

Nach fünf Jahren zahlt die MOL ihren Aktionären wieder eine Dividende, der Einstieg des Staates macht es möglich. Nach dem Totalausfall Syrien bohren die Erdgas-Exploristen nun vermehrt im Irak, wechseln also nur das "Schlachtfeld". Auch in Ungarn sucht man weiter. Der Rückzug aus Nabucco ist beschlossene Sache, es wird aber betont, dass Ungarn an sich nichts gegen eine Nabucco-Leitung durch das Land hat.

Der ungarische Energiekonzern MOL zahlt erstmals seit 2007 wieder eine Dividende für die Aktieninhaber. Am Donnerstag beschloss die Generalversammlung insgesamt 45 Milliarden Forint (ca. 157 Mio. EUR) aus den Gewinnen auszuschütten, was 460 Forint (1,60 EUR) pro Aktie entspricht. Die MOL will zukünftig generell 40% der Nachsteuergewinne ausschütten, behält sich aber "Einmaleffekte" zur Reduzierung vor, also z.B. Risikorücklagen, Abschreibungen, Investitionsrücklagen.

Rechts MOL-Chef Hernádi, links, der wirklich den Hut auf hat, Premier Orbán. Zusammen drehen sie am großen Rad...

Die veränderte Dividenpolitik hängt vornehmlich mit dem (Wieder)-Einstieg des Staates bei der MOL zusammen. Dieser hatte im Vorjahr 21,2% der Aktien der MOL von der russischen Surgutneftegas gekauft, die diese zuvor von der österreichischen OMV übernommen hatte, als den Österreichern die versuchte Übernahme der MOL nicht gelang. Der Staat hatte - noch unter der Vorgängerregierung - durch eine "Lex MOL" die Stimmrechte von Neuaktionären beschränkt und die Übernahme damit unmöglich gemacht. Der ungarische Staat hält mittlerweile über 24% bei der MOL und will begreiflicherweise Teile der Gewinne für den Staatshaushalt abgreifen.

Nach Syrien-Ausfall wird Irak wichtiges Bohrfeld
 
Vorstandschef József Molnár erklärte auf der Generalversammlung, dass man bei der Erdgas- und Erdölförderung weiter investieren werde, die Schwerpunkte liegen dabei in Russland, Kasachstan sowie im kurdischen Teil des Irak, wo man allein neun neue Gasfelder anbohren will. So wolle man die Ausfälle der Tätigkeit in Syrien kompensieren, die dem Unternehmen allein im letzten Geschäftsjahr Verluste "von fast einer halben Milliarde Dollar" eingebracht habe. (Am Wochenende wurden zwei MOL-Mitarbeiter in Syrien entführt.) Diese Strategie brachte der MOL-Führung einige (hinter vorgehaltener Hand vorgebrachte) Kritik ein, da man nur ein Krisenland gegen ein anderes Pulverfass austausche.

In den nächsten Jahren werde die Gesamtfördermenge der MOL gleich bleiben, ab 2015 solle es ein Wachstum von 3-4% geben. Auch im ostungarischen Derecske Becken werden die Explorationsarbeiten fortgesetzt, dort hat man ein nicht so kleines Gasfeld entdeckt, das die Abhängigkeit von Importen ab 2015 verringern helfen soll.

MOL steigt bei Nabucco aus, der Weg für eine Leitung bleibt aber frei

Aufsichtsratschef Zsolt Hernádi bestätigte, dass die MOL ihren Anteil an der Nabucco-Projektgesellschaft verkaufen will. Er habe dort seit 2010 seine Bedenken gegenüber der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit des Projektes angemeldet, "aber nie eine Antwort erhalten", weshalb man keine weiteren Finanzmittel bereitstellen werde. Bisher habe die MOL rund 20 Mio. EUR in das Projekt gesteckt. Der Austritt Ungarns bzw. der MOL aus dem Nabucco-Projekt hat vorvergangene Woche für großes Aufsehen gesorgt, zumal nur Tage zuvor der Gasprom-Chef Miller vom Konkurrenz-Projekt South Stream in Budapest weilte.

Ungarn hat beim Verlauf der Pipelines eine Schlüsselstellung inne, weshalb Beobachter und Fachleute auch politische Motive hinter dem von Premier Orbán in Brüssel vorgetragenen Nabucco-Rückzug erkennen. Hier mehr dazu. Allerdings ist Ungarn nicht das einzige Land bzw. MOL auch nicht die einzige beteiligte Firma, die den Sinn des Nabucco-Plans anzweifelt bzw. die Umsetzung unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen für kaum mehr möglich bzw. ökonomisch sinnvol hält.

In diesem Zusammenhang erklärten die Vertreter der ungarischen Regierung, dass man einer Nabucco-Leitung durch Ungarn keine Steine in den Weg legen wird, da man an diversifizierten Lieferwegen weiter interessiert sei, allein die Eigenbeteiligung hält man für zu riskant.
 

red.

 

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