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(c) Pester Lloyd / 29 - 2012     WIRTSCHAFT 18.07.2012

 

Verbrannte Erde

Ungarn lässt 1500 Hektar Maisernte vernichten und die Bauern im Stich

Ende Juni wurden auf behördliche Anweisung hin Maispflanzen von 1.500 Hektar vernichtet, weil das aus Rumänien importierte Saatgut der deutschen Firma Saaten Union mit genveränderten Bestandteilen kontaminiert war. Das Landwirtschaftsministerium wies erst kurz vor der Erntereife alle betroffenen Bauern an, den Mais zu vernichten, viel zu spät, um noch etwas reparieren zu können. Dabei lagen die Proben bereits lange vor. Die Bauern bleiben nun wohl auf dem Schaden sitzen.

Auf Rückfrage des Pester Lloyd beim Saatgutimporteur erläuterte Zoltán Blum, Geschäftsführer der Saaten-Union Hungária Kft. dass sein Unternehmen "im Frühjahr 2012 das Saatgut aus Rumänien" "mit Vorlage des erforderlichen Zertifikates zur Bestätigung der GMO-Freiheit" importiert und der zuständigen Behörde gemeldet hatte. Das Zertifikat stammte von einem "deutschen akkreditierten Labor, so wie es die gesetzliche Regelung erfordert."

 

Während der weiteren Aufbereitungsprozesse in Ungarn wurden Ende März weitere 2 Proben genommen, die bei einem anderen akkreditierten deutschen Labor untersucht worden sind. "Auch diese Untersuchungen haben die GMO-Freiheit der Partie bestätigt mit einer Untersuchungsgenauigkeit von 0,01%." Mitte Mai bzw. Mitte Juni "untersuchte die Behörde dann selbst Proben, die aber bereits Mitte April gezogen worden sind. Dort wurde eine Kontamination von 0,1% mit dem Event MON 810 festgestellt." So wurden "wir erst Mitte Juni seitens der Behörden mündlich über den Vorgang informiert.", so Blum gegenüber dieser Zeitung.

Das Landwirtschaftsministerium bestand aufgrund der gesetzlichen Gegebenheiten auf der Vernichtung. Die "Ursache für die aktuell schwierige Situation ist die sehr zögerliche Vorgehensweise der Behörden." urteilt Blum. "Diese hatte die Proben zu einem Termin gezogen, zu dem es möglich gewesen wäre, entweder die Aussaat zu verhindern, oder frühzeitig die aufgelaufene Saat abzutöten und danach mit nur kleiner Terminverzögerung eine neue Aussaat durchzuführen. In jedem Falle hätten dadurch die jetzigen Schwierigkeiten der Anbauer verhindert bzw. deutlich vermindert werden können."

Blum versucht nun Abhilfe zu schaffen, obwohl er sich selbst die Kontaminierung nicht so recht erklären kann, denn sein Unternehmen hat mit GMO nichts zu schaffen. Zwischen Nachlässigkeit und Schlamperei, einer Partisanenaktion der Gensaat-Mafia oder einem Anschlag von Konkurrenten ist also alles denkbar.

"Wir bedauern es sehr, dass hier eine Situation entstanden ist, die in dieser Form nicht hätte entstehen müssen bzw. dürfen. Unsere Vorgehensweise und Handhabung des Saatgutes entsprach zu jeder Zeit den gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien." Das Unternehmen "prüft" jetzt, "welche Möglichkeiten bestehen den betroffenen Landwirten in dieser Situation Hilfe zu leisten." Das an sich lobenswerte Gesetz richtet durch unprofessionelle Umsetzung also selbst Schaden an. Es schützt die Konsumten, vernichtet aber die Bauern.

 

Erst Anfang 2011 wurde das GMO-Verbot in Ungarn parlamentarisch bestätigt und gefestigt,  im Juni wurde es ein weiteres Mal verschärft. Damit wurden auch die Kontrollbefugnisse des zuständigen Minsiteriums ausgeweitet, das daraufhin umfangreiche Kontrollen auch in Lebensmittelregalen begann. Bereits im März meldete übrigens das Landwirtschaftsministerium "Hunderte Hektar mit illegal angebautem Genmais" und ordnete die Vernichtung an.

red.

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