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(c) Pester Lloyd / 50 - 2012   NACHRICHTEN 11.12.2012

 

Ungarn beschließt Gedenktag zur Vertreibung der Ungarndeutschen

Das ungarische Parlament hat am Dienstag beschlossen, alljährlich den 19. Januar als Nationalen Gedenktag für die Vertreibung der Ungarndeutschen / Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg zu begehen. 333 Abgeordnete stimmten für diesen Antrag, es gab keine Gegenstimmen. Der 19. Januar markiert den Tag im Jahre 1946, an dem der erste Transport mit Ungarndeutschen auf die Reise ging.

Historiker streiten darüber, ob die Vertreibung der sich überwiegend seit dem 18. Jahrhundert in  Landwirtschaft / Weinbau angesiedelten Ungarndeutschen eine Forderung der Sowjetregierung war oder maßgeblicher von ungarischer Seite ausging. Sie war zumindest Teil des Potsdamer Abkommens, Ungarn war danach ermächtigt, die gesamte "deutsche Bevölkerung auszusiedeln", ungefähr die Hälfte, also rund 250.000 (auch aus der Slowakei, Rumänien) wurdenvertrieben. Doch auch von ungarischer Seite gab es Widerstände gegen die Vertreibungspolitik. Der erste Nachkriegsinnenminister, Bibó, erklärte, dass "wir nun mit unseren Deutschen tun, was wir vor einem Jahr mit unseren Juden taten." Er musste daraufhin zurücktreten.

Neben den gewaltsamen Verbringungen nach Deutschland, einschließlich der Enteignung, Entrechtung und Demütigung, ging die Nachkriegszeit auch mit der Deportation etlicher Ungarndeutscher in sowjetische Arbeitslager einher. Während der Nazizeit waren “die Deutschen” in Ungarn im nazistisch übernommenden Volksbund zusammengefasst, was von den Siegern dann in Kollektivschuld umgedeutet wurde. Ungarndeutsche entgingen damals den Vertreibungen nur deshalb, weil ihre Gemeinden in der Nähe von Kohlebergwerken (z.B. in der Baranya oder der Region Tata, auch im Pilis) lagen, wo man sie als Arbeitskräfte benötigte.

Ihre Assimilierung, die schon in mehreren Wellen Ende des 19.Jh. und Anfang dese 20. Jh. sowie nach dem Ersten Weltkrieg begann, vor allem im städtischen Raum, aber auch durch gezielte Magyarisierungspolitik, schritt während der Kádárzeit weiter voran, was vor allem im Verlust der deutschen Sprache messbar wurde, nur in wenigen Gemeinden werden die alten Dialekte noch genuin gesprochen. Viele bedeutende Politiker, Künstler, Wissenschaftler des Landes haben deutsche Wurzeln, nicht wenige von ihnen so z.B. der Komponist der Nationalhymne, Franz / Ferenc Erkel, gingen letztlich ganz im magyarischen Nationalismus auf. Den Einfluss des Deutschen in Ungarn kann man heute noch an vielen Nachnamen ablesen, wie z.B. bei Ex-Präsident Schmitt, häufig werden diese Namen jedoch auch mit denen jüdischer Ungarn verwechselt.

Wie für alle anerkannten ethnischen Minderheiten in Ungarn gibt es heute eine Landesselbstverwaltung sowie örtliche Unterstrukturen, mit denen in erster Linie Bildungs- und Kultureinrichtungen betrieben und die entsprechenden staatlichen Fördergelder verteilt und verwaltet werden. Eine direkte parlamentarische Vertretung, wie sie z.B. die Slowako- oder Rumänienungarn in den Nachbarländern haben, gibt es für ethnische Minderheiten in Ungarn nicht. Für die nächste Legislaturperiode sind einzelne Alibi-Mandate im Parlament für Minderheitenvertreter reserviert. Noch einige Zehntausend Menschen bekennen sich als Ungarndeutsche.

Ungarn hat nun neben drei Nationalfeiertagen (Märzaufstand 1848, Heiliger Stefan, 1956) auch mehrere Gedenktage, zu den Themen: Trianon, Holcaust sowie Opfer des Kommunismus.

Weitere Infos unter:

http://www.ungarndeutsche.de

red.

 

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