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(c) Pester Lloyd / 51/52 - 2012   NACHRICHTEN 17.12.2012

 

Zu links, zu frei, zu schwul: Nationale übernehmen Nationaltheater in Ungarn

Was sich schon lange angekündigt hatte, ist nun bestätigt. Der Vertrag des jetzigen Direktors des Ungarischen Nationaltheaters, Róbert Alföldi (Foto), wird nicht verlängert, ab Juli 2013 übernimmt der regierungstreue Regisseur und Theatermann Attila Vidnyánszky (derzeit Direktor in Debrecen, Foto unten) dessen Posten, womit das wichtigste Haus des Schauspiels in Ungarn (nach dem Parlament) ebenfalls in Fidesz-Händen ist.

Die Geschichten, mit denen sich Alföldi unmöglich gemacht hat, können Sie u.a. hier nachlesen (darin weiterführende Links), ansonsten sei nur zusammengefasst, dass Alföldi schlicht zu liberal, zu links und zu schwul für den Posten ist, während Vidnyánszky eben ein echter Ungar ist bzw. das, was man heute darunter verstehen soll.

Der Regisseur gilt als ein Vertreter des natur-realistischen Stils und einer Art "new romantic" und wird künstlerisch allgemein anerkannt. 2008 gründete er das "Theater der ungarischen Karpaten-Bezirke", leitete zuvor kurzzeitig auch die Oper in Budapest, bis man ihn nach Debrecen schickte. Die Reaktion des bekennenden Fidesz-Anhängers auf die Ernennung eines Neonazis zum Direktor des Neuen Theaters durch den Fidesz-OB in Budapest bestand in: "ungeschickt und improvisiert".

Am Rande sei bemerkt, dass es zu dieser Personalie eine Ausschreibung mit vier Bewerbern gab, sich Vidnyánszky aber schon vor Monaten praktisch selbst ernannt hatte. Der Übernahme des Nationaltheaters wird die baldige personelle Gleichschaltung weiterer Theater folgen, was lediglich die institutionelle Fortsetzung der national-konservativen Staatskultur bedeutet, insofern ist die Übernahme des Nationaltheaters durch die Nationalen nur ein folgerichtiger Schritt. Warum sollte ein nationalistisches Land auch ein weltoffenes Theater-Flagschiff haben? Die Erwartungen der Regierung an den neuen Direktor formulierte Minister Balog bei der Ernennung klar: bei Ihnen können wir sicher sein, dass Sie die nationalen Werte hochhalten...

red.

 

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