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(c) Pester Lloyd / 03 - 2013   NACHRICHTEN 14.01.2013

 

Inflation in Ungarn sinkt auf 5%, Lebensmittel verteuern sich weiter zweistellig

Ein Rückgang der Teuerung um einen halben Prozentpunkt binnen eines Monats auf 5% klingt beim ersten Lesen nach einer spürbaren Verbesserung. Die Zahlen zur Inflation in Ungarn, die uns das Statistische Zentralamt, KSH, jetzt für Dezember 2012 ermittelte, weisen jedoch auch zweistellige Teuerungsraten in Einzelsegmenten auf, durchgehend bei Produkten des täglichen Bedarfs. Es gibt also keinen Grund zur Entwarnung.

Die Preise stiegen im Dezember 2012 gegenüber dem Vorjahresmonat um 5%, für das Gesamtjahr meldet das KSH einen Wert von 5,7%, der höchste Wert in der gesamten EU, noch vor Rumänien mit 4,4%. Die niedrigsten Preissteigerungen melden Schweden mit 0,8% und Griechenland 0,4% (allerdings einhergehend mit einem massiven Einbruch beim Binnenkonsum wegen Mittellosigkeit), der EU-Schnitt lag bei 2,4%. Die Inflation in Ungarn war seit der Wende übrigens nur in sechs weiteren Jahren niedriger, 2003 (4,7), 2005 (3,6), 2006 (3,9) und 2009-11 (4,9, 3,4 und 4,3%), bis 1999 war sie jedes Jahr zweistellig, noch 1995 wurden 28,8% gemessen (siehe Grafik, MTI).

 

Das Statistikamt weist sogleich daraufhin, dass Lebensmittel und Getränke, aber auch Tabak in der Teuerung deutlich über dem Schnitt lagen, während Haushaltswaren und Elektronik sich sogar leicht verbilligten. Nahrungsmittel verteuerten sich in den letzten 12 Monaten im Schnitt um 7%, darunter bilden Eier mit +26,8%, Mehl +14,8%, Schweinefett +16%, Pflanzenöl +13,7% die Spitzenreiter, aber auch Saisonware, also frisches Gemüse und Früchte, aber auch Kartoffeln, die vor allem auf dem Land den wichtigsten Teil der täglichen Ernährung ausmachen, wurden 12,9% teurer, Würste, Salamis etc. stiegen um 12,8%. Während diese Preise durch Missernte und Spekulation getrieben wurden, ist für den teureren Alkohol und Tabak (13,5%) fast ausschließlich die erhöhte Verbrauchssteuer verantwortlich.

Während der Anstief für Strom und Gas mit 4,7% niedriger ausfiel als der Schnitt, stiegen Butan- und Propangas, das in ländlichen Regionen nicht nur zum kochen, sondern oft auch für die Heißwasserbereitung und sogar zum Heizen verwendet wird um 13,3%. Wasser wurde 5% teurer, Abwasser 5,2%. Haushaltswaren, Kleidung und andere Konsumgüter verbilligten sich binnen eines Jahres um 1,8%, ein Preisnachlass, den die Händler wegen der geringen Nachfrage gewähren mussten.

Auch wenn die Inflation im historischen Schnitt im unteren Rahmen bleibt, angesichts der massiven Reallohneinbußen der unteren Gehaltsgruppen wirkt sie in diesem Jahr bei diesen besonders brutal.

Mehr zum Thema in: der Brotpreis, ein Politikum

red.

 

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