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(c) Pester Lloyd / 11 - 2013   AKTUELL 15.03.2013

 

Schneechaos in Ungarn + + + Live-Ticker

Heftiger Wintereinbruch in Ungarn löst Notstand aus, Nationalfeiertag abgesagt

Hunderttausende sind ohne Strom, Dutzende Orte abgeschnitten, Hunderte übernachteten im Auto, auch zu Mittag waren noch Tausende auf Straßen “festgefroren” etliche Straßen sind gesperrt, auch Bahn und Öffis fahren nur sporadisch. Die Regierung sagte alle Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag ab, die Opposition schloss sich mittlerweile vollzählig an und verlegte ihren Aufmarsch auf Sonntag. Kritik am Katastrophenmanagement wird laut, einige Fidesz-Politiker treten auf, Armee im Einsatz.

Wir beenden an dieser Stelle den Live-Ticker und liefern Updates jetzt bei entsprechender Relevanz auf dieser Seite. Wir bedanken uns für die große Aufmerksamkeit im In- und Ausland! Die Redaktion

Stand 16.03. 8 Uhr und weitere Updates hier

17:56 Uhr: Die Autobahn M1 konnte auf einer Spur wieder geöffnet werden, in den meisten Landesteilen taut es, der Wind lässt nach, allmählich entspannt sich die Lage etwas. Straßensperrungen wegen Unbefahrbarkeit oder Staus gibt es dennoch in 13 Komitaten, allein um Györ sind 30 Straßen unpassierbar. Bis alle Festgesessenen befreit werden, dürfte die Nacht hereinbrechen. Hunderte sitzen nun seit 24 Stunden in ihren Fahrzeugen fest. In Turnhallen in Tatabánya, Györ und anderswo wurden Notunterkünfte eingerichtet. Auch sind für die Abendstunden erneute Schneefälle und ein Wiedererstarken der Winde gemeldet. Indes hält die Diskussion über das Krisenmanagement an, wie zu hören, steht Innenminister Pintér auch regierungsintern in der Kritik.

Bergungsarbeiten in der Gegend um Veszprém

Innenminister Pintér vor Ort: “unverantwortliche Autofahrer” sind für ihn Schuld.
Er versprach, dass niemand eine zweite Nacht im Auto verbringen muss...

Fahrzeuge des Österreichischen Roten Kreuzes auf der M1 im Hilfseinsatz.

16:53 Uhr: Alle drei Mobilfunkanbieter, Telenor, Vodafone und T-Mobile melden partielle Netzausfälle, vor allem in solchen ländlichen Gegenden, wo die Stromausfälle länger anhalten. Die Basisstationen für die Funkantennen könnten sich nur kurze Zeit über Notsysteme selbst versorgen. Man arbeite mit Hochdruck an der flächendeckenden Wiederherstellung der Dienste.

Ein Schnappschuss aus dem Komitat Veszprém. MTI.

16:31 Uhr: Auch aus Bulgarien und dem Kosovo werden erste Todesopfer aufgrund heftiger Regenfälle, Überflutungen und Sturm gemeldet.

16:29 Uhr: Ministerpräsident Orbán ist vorzeitig vom EU-Gipfel in Brüssel nach Ungarn zurückgekehrt und ließ sich direkt am Airport Ferihegy vom Leiter des Katastrophenamtes, Generalleutnant György Bakondi, über den Stand der Dinge informieren, meldet MTI.

 

16:28 Uhr: Innenminister Sándor Pintér ließ sich am Hot-Spot M1-Autobahn blicken und gab den Autofahrern die Schuld an den Zuständen. Der Katastrophenschutz sei über die Wetterwarnung im Bilde gewesen, aber mit Windgeschwindigkeiten über 100 km/h konnte niemand rechnen. Wenn aber dann, trotz der Warnung die Leute losfahren, zum Teil mit Sommerreifen und bei 10 Meter Sicht rasen müssen, sei das Chaos nicht abwendbar. Man solle sich aber nicht sorgen, “Jeder wird aus seinem Gefängnis befreit.”

16:18 Uhr: Seit fast 24 Stunden ist ein Bus auf der Strecke Budapest-Zalaegerszeg unterwegs. Hungrige Passagiere berichten, dass sie bisher von niemandem Hilfe bekommen hätten und man fürchtet, noch die ganze Nacht auf der Strecke bleiben zu müssen. Ein Fahrer auf der M1 berichtet, dass er nach 18 Stunden Verweildauer das erste Polizeifahrzeug gesehen hätte. Besonders nette Zeitgenossen versuchten indes auf der Standspur, die für die Hilfskräfte reserviert ist, voran zu kommen, was das Chaos weiter vergrößert.

16:09 Uhr: Seit ca. 2 Stunden mehren sich über MTI die Erfolgsmeldungen von Hilfskräften und offiziellem Katastrophenamt, während die amtliche Agentur zuvor noch recht offen über die Missstände berichtete. Auch das Antiterrokommando TÉK setzt Jeeps und Schützenpanzer (siehe Foto) ein, um Menschen von der Autobahn zu evakuieren, heißt es.

16:07 Uhr: Hier die aktuelle polizeiliche Liste der derzeit gesperrten Straßen in Ungarn
http://www.police.hu/friss/fej20130315_21.html

16:01 Uhr: Ein Offizier der ungarischen Armee zeigte sich “hoffnungsvoll”, dass man bis zum Abend alle auf Straßen eingeschlossenen Fahrzeuge bzw. ihre Insassen “befreit” haben wird. Mittlerweile seien “Dutzende” Militärfahrzeuge im Einsatz. Die Armee schleppe nicht nur Autos von den Straßen, sondern helfe auch bei der Wasserversorgung von Krankenhäusern, mit Blutspenden und transportiere gestrandete Passagiere von Bussen und Bahnen an sichere Orte. Der Alarm sei gestern 22 Uhr ausgelöst worden.

16:00 Uhr: Das ungarische Rote Kreuz hat ein Einkaufszentrum in Budaörs, unweit der Autobahn M1/M7 vor den Toren Budapests zu einem Hilfsstützpunkz umfunktioniert.

15:48 Uhr: Die Regierungspartei Fidesz gibt sich angefressen, weil die MSZP das Katastrophenmanagement der Regierung zu kritisieren wagte: die Äußerungen des Parteichefs Mesterházy seien der “skrupellose Versuch, politisch von der Not anderer zu profitieren”. MSZP-Chef Mesterházy hatte dem Innenministerium vorgehalten, nicht ausreichend für diesen Fall vorbereitet gewesen zu sein, obwohl das Wetteramt schon vor Tagen deutlich gewarnt hatte. Die MSZP sollte nun den Helfern nicht in den Rücken fallen. Es sei keine Zeit für Vorwürfe, sondern Zeit für Kooperation, so Fidesz.

15:42 Uhr: Ein Polizeihubschrauber versucht derzeit ein kleines Kind von der Autobahn M1 zu bergen, das dringend medizinische Hilfe braucht.

15:36 Uhr: Offiziell - von Seiten des Innenministeriums - wird derzeit die Zahl von drei Todesopfern im Zusammenhang mit dem Blizzard und seinen Folgen gemeldet, 57 Orte seien noch von der Außenwelt abgeschnitten, rund 5.000 Fahrzeuge stehen derzeit noch im Stau oder sind mit Beschädigungen bzw. Havarien auf Straßen gestrandet. Das Katastrophenamt warnt vor selbsttätigen Versuchen, z.B. durch das Entfernen von Leitplanken von den Straße herunterzukommen. Dies würde nur zu Anarchie und nochmehr Durcheinander führen. Zur Erinnerung: einige Autofahrer und deren Angehörige sind bereits seit über 20 Stunden eingeschlossen. Der Innenminister will sich nun vor Ort an der M1 selbst ein Bild machen, um sicherzustellen, dass alles Nötige getan wird.

15.34 Uhr: Wir sind aus der Pause zurück. Danke für die Geduld.
Hier eine aktuelle Impression aus dem Komitat Borsod. MTI.

14:43 Uhr: Kampfpanzer als Räumfahrzeuge, hier unweit von Györ, Foto: MTI

14:35 Uhr: Am Grenzübergang Nickelsdorf haben sich fünf Schneeräumfahrzeuge aus Österreich zum Dienst in Ungarn gemeldet. - In Györ wurde das Fußballstadion des Györi ETO FC zum Notaufnahmelager umfunktioniert.

Zwischenfazit 14.30 Uhr: noch immer sitzen Tausende Menschen auf eisesglatten, sturmumtobten Straßen in Ungarn fest, die Bergung geht nur sehr langsam voran. Die Wetterbedingungen bleiben schlecht, der Bahnverkehr ist weiterhin stark eingeschränkt, Busse verkehren in den acht  am meisten betroffenen Notstands-Komitaten (siehe Karte) kaum oder gar nicht. Über 200.000 Ungarn sind weiter ohne Strom. Die allgemeine Auffassung ist, dass das Katastrophenmangament des Innenministeriums heillos überfordert war und ist und das Land schlicht über zu geringe technische und personelle Ressourcen verfügt, die organisatorisch so vernetzt sind, dass sie schnell und schlagkräftig einsatzfähig sind. Das Militär kann nur punktuell helfen, es wurde, per Gesetz, vom Katastrophenschutz entbunden. Während die Helfer bis ans Limit gehen, um Menschen zu befreien, produzieren sich führende Regierungspolitiker in der Provinz auf Veranstaltungen zum Nationalfeiertag, Premier Orbán weilt in Brüssel, sein Vize in Rumänien.

 

14:22 Uhr: Ein Blick zum Nachbarn. Auch in der Slowakei sind rund Zehntausend ohne Strom, einige Straßen sind gesperrt. Der Transitverkehr wurde für die Region Bratislava und an den Grenzübergängen nach Tschechien, Österreich und Ungarn vorerst gestoppt, nur LkW mit dem Bestimmungsort Slowakei werden noch hereingelassen, man will so das Havarie-Potential verringern. Die Bahn fährt, man muss aber mit Verspätungen von 1-2 Stunden rechnen.

14:18 Uhr: Die Kollegen von index.hu publizieren einen Hilferuf. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern, ein und vier Jahre alt, hängen mittlerweile seit 20 Stunden (!) zwischen Kilometer 98 und 100 auf der Autobahn M1 fest. Sie sind hungrig und wünschen sich neben etwas zu essen auch ein paar Nachrichten, wie es weitergeht. Index veröffentlichte deren Handy-Nummer mit, zumindest wird ihnen - solang der Akku hält - nun nicht mehr langweilig sein...

Die Unwetterkarte des Meteorologischen Dienstes für Freitag Details zu den Wetterwarungen hier: http://www.met.hu/idojaras/veszelyjelzes/riasztas/

14:11 Uhr: Der aktuelle, amtliche Wetterbericht zeigt keine Entspannung vor Samstagmittag an. Für den Freitagabend werden weiter heftige Stürme, Eisregen, Schneefälle in den besonders betroffenen Gebieten vorhergesagt, die erst in der Nacht langsam nachlassen. Temperaturen am Abend und in der Nacht -4 bis -10 Grad Celsius, morgen -1 bis +4 Grad.

13:56 Uhr: Landesweit ist das Rote Kreuz auch mit vielen freiwilligen Helfern unterwegs, um die in ihren Autos eingeschlossenen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, also mit warmen Getränken, Decken, Nahrung, Treibstoff für die Autoheizung. Das Problem ist jedoch vielerorts, dass selbst die Helfer kaum oder nur sehr langsam vorankommen. Das Ungarische Rote Kreuz begrüßt ausdrücklich auch die Hilfe der Österreichischen Kollegen, die sich gerade per Konvoi auf den Weg nach Ungarn machen. Gerüchte, wonach man die Hilfe ablehnte, bestätigten sich nicht, es wurde lediglich gewarnt, dass man für das Durchkommen auf den Straßen keine Gewähr geben könne.

Etliche Gemeinden im Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg sind nicht nur von der Strom- sondern auch von der Wasserversorgung abgeschnitten.

13:54 Uhr: Immer mehr Oppositionspolitiker, aber auch Kommentatoren in den Medien schießen sich auf das Katastrophenamt beim Innenministerium ein. Man habe die deutliche Wetterwarnung ignoriert, eine Karte auf der Webseite zeige immer noch keine Warnungen an, man habe lediglich die Wetterkarten des Meteorologischen Dienstes übernommen. Eine Krisenabstimmung habe nicht stattgefunden. Zudem zeige sich nun, wohin der Entzug der Aufgabe des Katastrophenschutzes von der Armee (durch eine Gesetzesnovelle” geführt habe. Es gibt in Ungarn niemanden, der die Menschen vor solchen Katastrophen schützen könne.

13:48 Uhr: Schadensmeldungen aus dem Komitat Zala: Umgestürzte Bäume haben Häuser und Autos beschädigt, Busse und PkW hängen auch hier auf Straßen fest. Einige Abschnitte der Straße 75 sind gesperrt.

13:33 Uhr: Die Wartezeit am Grenzübergang Záhony (zur Ukraine) beträgt für LkW ca. 4 Stunden, meldet MTI. Das ist bemerkenswert: bei gutem Wetter stehen die LkW dort im Schnitt einen halben Tag...

13:29 Uhr: Auch für die Slowakei gibt es Unwetterwarnungen, hier der Link mit einer Karte zu den gefährdeten Regionen bzw. Straßen: http://www.zjazdnost.sk/map/view.html

13:22 Uhr: Erstmals dringen auch genauere Meldungen aus Ostungarn durch. Im Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg im äußerten Nordosten des Landes sind rund 70.000 Menschen in 98 Orten ohne Strom. Das Foto zeigt, warum. Für Nordungarn werden 80.000 Menschen gemeldet, die ohne Elektrizität auskommen müssen.

13:20 Uhr: Tarlós, Kosa, Lázar, die drei Fidesz-Bürgermeister (Budapest, Debrecen, Hódmezövásárhely), die es sich nicht verkneifen konnten, öffentliche Reden über den Freiheitskampf 1848/49 zu schwingen, ereilt im Web ein mittlerer Shit-Storm. Angesichts tausender, die auf den ungarischen Straßen vergeblich auf Hilfe warten, empfinden viele Äußerungen wie: “Wir müssen jeden Tag aufs Neue für unsere Freiheit kämpfen...” als etwas deplatziert. Man wäre gern erst einmal aus dem eigenen Auto befreit, aber da versagt, so der immer lauter werdende Tenor auch in den Medien, die Staatsmacht derzeit. Orbán ist in Brüssel, sein Vize Semjén reitet durch ein rumänisches Dorf...

13:02 Uhr: So. Da wäre auch der versprochene Kampfpanzer. Was der wirklich macht, außer herumzubrausen war auch auf der Seite von idökép (Wetterbild) nicht zu erfahren, sieht aber schnittig aus, wie er neben der M1 entlangschießt. Da wir bei idökép das Bild geklaut haben, als Wiedergutmachung hier der Link dorthin: http://www.idokep.hu/percrol-percre Die Seite bietet auch einen News-Ticker zu den Ereignissen mit User-Bildern und interessanten Links. Wer kein Ungarische versteht, bleibt hier, wer es versteht, darfm mal kurz draufschauen.

 

13:02 Uhr: Der Tesco-Parkplatz in Budaörs, vor den Toren der Hauptstadt wurde zu einer Art Notaufnahmelager umfunktioniert, wo hunderte gestrandeter Autoinsassen mit dem nötigsten versorgt werden. Das Pester Katastrophenamt meldet stolz, dass man dort auch Informationen “in vier Sprachen” verbreitet.

13:00 Uhr: Das Komitat Fejér, vom Blizzard besonders hart getroffen, meldet 18 Orte, die von der Außenwelt abgeschnitten, etliche Straßen, die unbefahrbar sind. Unfälle und gestrandete Fahrzeuge auch hier.

12:58 Uhr: Da greift sich nicht nur der Vizepremier an den Kopf. KDNP-Chef und Orbán-Vertreter Zsolt Semjén (der Chef kämpft gerade an der Front in Brüssel) weilt derzeit in Rumänien, wo er in Târgu Secuiesc / Kézdivásárhely an einer Husarenparade anlässlich des ungarischen Nationalferitages teilnimmt. Dort herrscht offenbar besseres Wetter. Das könnte das Innenministerium zur Aufheiterung per MMS an die Eingeschlossenen senden... Foto: MTI

12:51 Uhr: Der Innenminister lässt gerade über alle Mobilfunknetze SMS an die Bevölkerung senden, vor allem an die Tausenden, die in ihren Fahrzeugen ausharren müssen: “Wir werden Ihnen helfen. Bleiben Sie in jedem Falle in Ihren Fahrzeugen. Wenn Ihnen der Sprit ausgeht, wechseln Sie in andere Fahrzeuge! Der Innenminister.” - Einige antworteten ihm bereits, auch im Internet: Warum hat er uns nicht gewarnt, bevor wir in die Autos eingestiegen sind? / Bin gerade beim Lunch, melde mich später etc.

12:48 Uhr: Wir dachten, die Armee ist im Katastropheneinsatz. Stattdessen erreichen uns diese Bilder, die Honvéd paradiert beim Fidesz-Vize in Debrecen... Inzwischen (Bild hierunter) müssen sogar Abschleppwagen abgeschleppt werden... Fotos: MTI

Update 12:38 Uhr: Na endlich. Das erste Panzerbild, ein Räumpanzer wurde auf der M1 gesichtet. Die T-72 suchen wir noch, wie wollen den Lesern ja was bieten. Die ungarischen Kollegen lassen sich hinsichtlich der auf dem Silbertablett servierten Kalauer auch nicht lumpen: Nationalfeiertag in Ungarn: russische Panzer auf den Straßen etc. Auch: Die Österreicher kommen...

Update 12:29 Uhr: Das österreichische Rote Kreuz startet in den nächsten Stunden ein Hilfskonvoi Richtung Ungarn. Damit soll den auf der Autobahn M1 festhängenden hunderten Autoinsassen technische Hilfe, aber auch heißer Tee, Essen, wärmende Decken und Treibstoff zukommen. Der Konvoi aus 30-40 Fahrzeugen wird gerade zusammengestellt und soll in zwei-drei Stunden vor Ort sein, möglicherweise stellt der öster. Autobahndienst auch einen Schneeräumer zur Verfügung.

Update 12:26 Uhr: So ganz mochten Fidesz-Politiker doch nicht auf ihre Feiertagsauftritte verzichten. Staatssekretär Lázar, Bürgermeister von Hódmezövásárhely sowie Vize-Fidesz-Chef Kosa, OB von Debrecen, hielten Reden, auch OB Tarlós in Budapest machte eine Ansprache im Rathaus. Die Opposition ließ sich über das Internet “hören”.

Update 12:01 Uhr: Der Innenminister hat auf einer kurzen Pressekonferenz nochmals den Notstand, nun landesweit ausgerufen. Bei ihm liefen nun im Krisenzentrum alle “Fäden” zusammen. Er sprach von Wetterbedingungen, die “es kaum je zuvor gegeben” habe. mit Eisregenstürmen von bis zu 120 km/h, starken Schneefällen und Verwehungen über 3 Meter. Er hat die Armee “eingeladen”, mit ihren Ressourcen mitzuhelfen...

Update 11:59 Uhr: Inzwischen nehmen Kommentatoren das großzügige Angebot der Honvéd auseinander, mit Panzern zur Straßenräumung auszurücken. Solche sind nämlich nirgendwo gesichtet worden, kein Wunder, von den 26.000 Armeeangehörigen sind rund 3.000 bei der unmittelbar “kämpfenden” Truppe, doch auch von diesen ist der größte Teil am Donnerstagabend aus Anlass des Nationalfeiertags nach Hause gefahren. Die ungarische Armee steckt selbst im Stau, konstatiert eine Zeitung.

Update 11:53 Uhr: Fünf Orte im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén sind weiterhin unerreichbar: Hejce, Regéc, Mogyoróska, Fony, Korlát. 18.000 Menschen sind ohne Strom, ein Verantwortlicher des Stromversorgers ÉMÁSZ (Teil von ELMÜ, Haupteigner die deutsche RWE) konnte nicht sagen, wann die Peobleme behoben sein werden. Die Wetterbedingungen machten Reparaturarbeiten fast unmöglich.

Update 11:38 Uhr: Zwischenstand der Katastrophenschützer: 13.000 Menschen von der Außenwelt abgeschlossen, 5.700 Autos und 18 Eisenbahnzüge mit Insassen sind derzeit gestrandet.

Update 11:28 Uhr: Ein LkW-Fahrer auf der Landstraße 99 bei Györ berichtet am Telefon von der dramatischen Lage. Hunderte Autos seien auf der Straße regelrecht eingefroren, er schätzt rund 1.500 Menschen sind auf der Straße gefangen. Es gibt kein Hin und kein Zurück. Er habe noch hunderte Liter Diesel, aber vielen Fahrzeughaltern gehe der Sprit aus, weshalb einige versuchten bei Eisregen und bis zu 100km/h starkem Sturm zu Fuß zur nächsten Tankstelle zu kommen, um an Kraftstoff und etwas zu essen für ihre Familien zu kommen.

11:34 Uhr: Lost in Budapest. Die Feiern zum Nationalfeiertag sind abgesagt, doch die von Fidesz extra mit Sonderzügen aus Polen herangekarrten “Solidaritätsdemonstranten” zeigen, wo sie schonmal da sind, trotzdem Flagge.

Update 11:27 Uhr: Die LMP hat sich vor dem Café Pilwax versammelt (ein Ausgangspunkt der 48er Revolution), mehr als zwei Handvoll Menschen wurden es nicht. “Aber mehr als auf der Regierungsveranstaltung” scherzte einer der Teilnehmer.

Update 11:20 Uhr: Der Straßendienst ist sporadisch wieder erreichbar, hält aber mit den Entwicklungen nicht Schritt http://internet2.kozut.hu/utinform/Lapok/kezdolap.aspx Unfälle und Straßenzustand kommen mit rund einer Stunde Verspätung auf die Webseite. Die Macher empfehlen einen Blick in die Medien...

Update 11.18 Uhr: Während Premier Orbán “die Interessen Ungarns bei der EU verteidigt”, weilt sein Vize, Zsolt Semjén in Rumänien, wo er in Târgu Secuiesc / Kézdivásárhely gerade eine Husarenparade anlässlich des ungarischen Nationalferitages abnimmt. Dort herrscht offenbar besseres Wetter.

Update 11.14 Uhr: Innenminister Sándor Pintér hat jetzt für die betroffenen Komitate (siehe Karte unten) den Notstand ausgerufen.

Update 11.12 Uhr: Mehr als einen Meter hohe Schneeverwehungen werden aus dem Komitat Bács-Kiskun gemeldet. Die Straßen 5205 und 5203 sind vollgesperrt, die 55er ist nur teilweise befahrbar. Auch hier ist heftiger Eisregen mit Stürmen die Ursache.

Update 11.07 Uhr: Die größte ungarische Oppositionspartei MSZP hat Premier Orbán (der gerade in Brüssel ist) aufgefordert, Innenminister Pintér und den Chef des Katastrophenamtes sofort abzulösen. Der Wetterdienst hatte bereits vor einer Woche eine entsprechende Wetterwarnung für heute herausgegeben, das Katastrophenamanagement habe vollständig versagt, tausende hilflos gebliebene Menschen müssten darunter leiden. Weder Straßendienst, noch Feuerwehr oder Polizei seien der Lage gewachsen.

Der Rest vom Fest. MTI stellte gerade dieses Bild vom Nationalmuseum ein, wo der Festakt zum Nationalfeiertag stattfinden sollte. Alle Veransaltung von Staat, Regierung und Opposition sind abgesagt.

Update 10.52 Uhr: Die Armee rückt am Nationalfeiertag aus. Honvéd-Einheiten machen sich mit Kettenfahrzeugen, darunter T-72 Kampfpanzer, auf den Weg, Fahrzeuge von den vereisten Autobahnen und Landstraßen freizuschleppen. Vor allem bei LkWs und Bussen sind die normalen Räumfahrzeuge des Straßendienstes meist überfordert, die russische Technik aber sei winterhart und zuverlässig, meldet das Verteidigungsministerium.

Update 10.47 Uhr: Die Eisenbahn MÁV meldet in einer aktuellen Aussendung “sehr große Probleme”. Durch den Eisregen sind viele Oberleitungen beschädigt, der starke Wind macht auch Streckenräumeungen unmöglich, etliche Züge kamen und kommen so gar nicht an ihr Ziel. Verspätungen sind praktisch im gesamten Streckennetz angesagt. Besonders betroffen sind die Strecken Budapest-Szolnok-Nyíregyháza-Záhony, Miskolc-Nyíregyháza und Budapest-Hatvan-Miskolc, wo teilweise Züge seit Stunden unbeweglich auf den Gleisen harren. Auf den Strecken Budapest-Komárom-Győr (also auch den internationalen Anbindungen Richtung Wien, München) kann derzeit nur ein Gleis freigehalten werden, mit massiven Verspätungen und Zugausfällen ist zu rechnen.

Stillstand auf der M1 und der M7 von Budapest auswärts. Stand: 10.04 Uhr

Update 10.33 Uhr: Das Komitat Komárom-Esztergom meldet 11 Ortschaften, die nach wie vor nicht auf dem Straßenweg erreichbar sind. Die Polizei rät dringendst davon ab, ins Auto zu steigen “und zu versuchen irgendwo hinzukommen”. Momentan machen vor allem Vereisungen das Fahren fast unmöglich. Unbefahrbar sind die Straßen zwischen und um Ács und Nagyigmánd, Nagyigmánd und Tárkány, Kömlőd und Kecskéd, Bokod und Dad, Kömlőd und Dad, Ászár und Győr, Tatabánya und Umgebung, Tarján und Tardos.

Gänzlich von der Außenwelt abgeschlossen sind in diesem Komitat zur Zeit:
Kömlődö, Csatká, Tárkány, Cséme, Nagyigmándo, Kisigmándo, Aká, Császár, Súr, Ácsteszér und Vérteskethely

Update 10.28 Uhr: Das Chaos nimmt kein Ende. Allein im Komitat Veszprém werden mit Stand 10 Uhr “hunderte gestrandete Autos” gemeldet, rund 650 Personen warten darin auf Hilfe, einige bereits seit der Nacht. Mittlerweile habe man - so das in der Kritik stehende Katastrophenamt - alle zur Verfügung stehenden “Einheiten” in Marsch gesetzt, auch kommunale Baufahrzeuge sollen helfen, die Straßen von havarierten Fahrzeugen freizuräumen.

Update 10.22 Uhr: Die Webseite des Straßendienstes (Útinform) ist zusammengebrochen. Bitte versuchen Sie es später wieder: http://internet2.kozut.hu/

Update 10.08 Uhr: Der Landespolizeichef und der Leiter des Katastrophenamtes wollen um 11 Uhr eine Pressekonferenz zur Lage abgeben.

Update 10.02 Uhr: Das feierliche Hissen der Nationalflagge am Parlament, unmittelbar neben dem Denkmal des 1848/49er Freheitshelden Lajos Kossuth dürfte fast die einzige sichtbare Handlung am diesjährigen Nationalfeiertag bleiben...

Update 9.54 Uhr: Wegen der Wetterbedingungen hat auch die Milla nun ihre für 17 Uhr angekündigte Demo abgesagt und auf Sonntag 15 Uhr verlegt. Ebenso cancelten LMP und 4K! ihre Veranstaltung für 14 Uhr. Damit bleibt der Nationalfeiertag 15. März - nach jetzigem Stand - das erste Mal in der jüngeren Geschichte des Landes demonstrationsfrei

Update 9.38 Uhr: Am staatlichen Katastrophenmanagement werden erste kritische Stimmen laut. Verwehte und havarierte Autofahrer aus dem ganzen Land berichten, dass sie seit Stunden vergeblich auf Hilfe warten, auch auf Straßen, die nicht durch Staus verstopft und befahrbar sind. In Medien wird die Frage aufgeworfen, was die vielen - und PR-mäßig weidlich kommunizierten - Zusatzmilliarden für den Katastrophenschutz bringen, wenn es in der Stunde der Not drunter und drüber geht. Auf Facebook und Twitter sind Posts zu lesen, wie: Schön, Orbán, dass Du uns von der Finanzmafia und dem IWF befreit hast, nun befreie uns auch aus unseren Autos und gib uns Strom...

Stromausfälle aufgrund von Wetterlagen (Eis, Hagel etc.) sind in Ungarn relativ häufig, das Stromnetz ist - in Teilen - stark sanierungsbedürftig, vor allem auf dem Lande. Dahingehend haben sich weder die staatliche MVM, noch E.ON oder die anderen Netzbetreiber mit Ruhm bekleckert.

Die Autobahn M7. Unfälle führten zu kolometerlangen Staus, die teilweise die ganze Nacht über nicht aufzulösen waren.

Ein gigantischer Wintereinbruch seit Donnerstagmittag und die ganze Nacht über macht den Nationalfeiertag in Ungarn zu nichte. Starke Schneefälle, begleitet von massivem Sturm führten zu Verwehungen und zu Vereisungen, zwei Massenkarambolagen auf der M1 und der M7 ließen jeweils mehr als 40 Autos ineinander crashen, ein Mann starb, mehrere wurden verletzt. Insgesamt gab es auf Ungarns Straßen bis zum morgen 130 registrierte Verletzte. Der ca. 40 Kilometer lange Stau auf der M7 bei Tata führte dazu, dass Hunderte die Nacht in ihren Fahrzeugen verbringen musste. Das Katastrophenamt meldete, dass rund 8.000 Menschen die Nacht in Behelfsquartieren verbringen mussten und rät dringenst davon ab, mit dem Auto zu fahren, zumal heute, wegen des Nationalfeiertags ohnehin arbeitsfrei ist.

Am Freitagmorgen waren rund 20 Orte in Westungarn, weitere 12 Orte in Ostungen von der Außenwelt abgeschnitten, 150 Landstraßen und Autbahnteilabschnitte sind unbefahrbar, Hunderttausende Menschen sind ohne Strom, einige tausend auch von Gas- und Wasserversorgung abgeschnitten. Einige Bahnstrecken können überhaupt nicht bedient werden, auf anderen kam und kommt es zu Zugsausfällen und großen Verspätungen.

Auch in der Hauptstadt mussten etliche Straßenbahn- und Buslinien eingestellt werden, die Überlandlinie Volánbus setzte bis Nachmittag alle Fahrten aus. Für den Nachmittag werden weitere rund 10 cm Neuschnee bei heftigem Wind erwartet, für Teile des Landes im Westen und im Osten herrscht den ganzen Tag die Wetterwarnstufe Rot.

Die Regierung sagte aufgrund der Lage alle staatlichen Feiern zum Nationalfeiertag ab, auch die oppositionelle Bewegung Gemeinsam 2014 verzichtet in einer Erklärung von heute morgen 7 Uhr auf ihre geplante Großdemonstration, G2014-Chef Ex-Premier Bajnai hatte sich zudem gestern noch eine Sportverletzung zugezogenen und liegt mit angeknackstem Fußgelenk im Bett. Ebenso sagten die regierungstreuen “Friedensmärschler” ihre Kundgebung ab, ein Sonderzug aus Polen traf gestern trotzdem ein, die Kameraden haben dann heute Freigang in Budapest. Auch die neofaschistische Jobbik sagte ihren Aufmarsch ab. Die Oppositionsgruppe Milla, die für 17 Uhr eine Großdemo am Kalvin Platz bzw. Straße des 15. März angekündigt hatte, will (Stand 23 Uhr, Donnerstag) daran festhalten, bitte jedoch um winterfeste Kleidung. Die MSZP plante eine Veranstaltung in Miskolc.

red.

 

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