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(c) Pester Lloyd / 12 - 2013   WIRTSCHAFT 21.03.2013

 

Negative Stagnation

Einkommen in Ungarn bleiben niedrig und disproportional

Das statistische Zentralamt in Budapest, KSH, hat am Donnerstag die Januardaten bezüglich der offiziell registrierten Einkommen in Ungarn veröffentlicht. Gemessen werden Unternehmen mit mindestens fünf Angestellten, Staatsbetriebe, öffentlicher Dienst und Non-Profit-Unternehmen. Danach stiegen die durchschnittlichen Bruttoeinkommen im Januar 2013 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,5%, die Nettoeinkommen - im Schnitt - um 3,9%.

Der Medianwert für Vollzeitangestellte lag danach insgesamt bei 223.800 Forint brutto (nach heutigem Kurs von 305 HUF/EUR sind das ca. 733.- EUR), die Angestellten in der freien Wirtschaft bekamen 230.700 HUF, jene im öffentlichen Dienst 211.700, Betroffene der kommunalen Beschäftigungsprogramme, Közmunka, für die der gesetzliche Mindestlohn außer Kraft gesetzt wurde sowie andere "staatlich geförderte" Arbeit, schnitt bei 82.100 HUF brutto ab (EUR 270.-). (Ein Köszmunkas erhält nach Abzug der Steuern bei einer 40-Stunden-Woche am Ende des Monats rund 43.000 Forint (140.-) ausbezahlt, der reine Sozialhilfenormseatz beträgt 28.800 Forint (94.- EUR).

Der Durschnittsanstieg beim Bruttoeinkommen von 2,5% teilt sich somit auf 3% im Wettbewerssektor und 1,8% im öffentlichen Sektor auf (ohne Közmunkas). Hinzu kommt, dass die Angestellten im öffentlichen Dienst pro Monat im Schnitt (tatsächlich betraf das die untersten Einkommensgruppen) weitere 10.000 Forint aus der Staatskasse als "Kompensation" erhielten, um die ihnen aus der Flat tax erwachsenden Einbußen zumindest nominal auszugleichen.

Wie immer führt der Finanz- und Versicherungssektor die Liste der höchsten Durchschnittsbruttos an, hier erhielt man 458.300 Forint monatlich (1.500.- EUR), gefolgt von IT und Telekommunikation (405.000.-), dem Energiesetor (347.000.-). Am Ende der Skala landen - ebenfalls wie immer - die Hotlerie und Gastwirtschaft (146.000 HUF bzw. 478.- EUR) sowie Land- und Forstwirtschaft mit 166.200 Forint.

Der durchschnittliche Nettoverdienst lag im Januar 2013 in den gemessenen Wirtschaftsbereichen (!) offziell bei 146.600 Forint (480.- EUR), wobei Bürotätigkeit mit 187.700, körperliche Arbeit im Schnitt mit 105.300 Forint (345.-)  monatlich entlohnt wurde. Die Nettolöhne stiegen demnach um 3,9% (um 4,2%, wenn man die Köszmunka herausrechnet). In der Wirtschaft betrug der Anstieg 4,6%, bei Haushaltsinstitutionen 2,8%. Da die Inflation im Januar knapp unter 4% lag, konnten die Angestellten in der freien Wirtschaft den 3,4%igen Realeinkommensverlust aus dem Vorjahr minimal reduzieren, während die öffentlich Bediensteten weiter draufzahlen. Mehr zum höchsten Reallohnverlust in Ungarn seit fünf Jahren: http://www.pesterlloyd.net/html/1308reallohnvleruste.html In Summe kann man also von negativ stagnierenden Einkommen sprechen.

Die Rechnung ist ohnehin nur theoretisch, da die teilweise zweistelligen Preissteigerungen für Waren des täglichen Bedarfs natürlich auf jene Gruppen viel stärker durchschlagen, die eine höhere Quote ihres Einkommens dafür aufbringen müssen, sprich die Geringverdiener. Die Regierung kommuniziert, wie stets, immer nur die nominalen Zuwächse und spricht von "stetig wachsenden Einkommen" unter ihrer Politik. Vor allem die Besserverdiener profitieren von der asozialen und für den Haushalt teuren Flat tax von 16% auf alle Einkommen, die obersten Schichten kamen so zu Einkommenszuwächsen von bis zu 40%, während die untersten Einkommensschichten wegen des Wegfalls der Freibeträge (außer bei Familien mit mehreren Kindern) Einbußen durch die "faire, proportionale Steuer" (Regierung) hinnehmen mussten.
 

red.

 

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