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(c) Pester Lloyd / 35 - 2013   WIRTSCHAFT 30.08.2013

 

Geschenkt ist noch zu teuer

Banken in Ungarn verzichten sogar auf zinsfreies Kapital

Das "kreative Wachstumspaket" der Nationalbank wird von den Banken weitgehend ignoriert. Selbst das zinsfreie Kapital lockt die Finanzinstitue kaum mehr aus der Reserve. Die Kretiklemme für den Mittelstand in Ungarn bleibt daher bestehen, denn ihre Ursache ist nicht fehlendes Geld, sondern mangelndes Vertrauen und die Abwesenheiter einer berechenbaren Wirtschafts- und Fiskalpolitik.

Frisch aus der Druckerpresse: der Matolcsy-Forint. Natürlich nur eine Montage,
aber wer weiß, in ein paar Jahren...

Von den insgesamt 750 Milliarden Forint (2,5 Mrd. EUR, ca. 2,5% des BIP, das wären in Deutschland rund 75 Mrd. EUR), die bei der Nationalbank, MNB, für KMU-Kredite und den Umtausch von gewerblichen Forex-Krediten in Forintdarlehen bereitstehen, wurden bis Mitte August lediglich 184 Milliarden (612 Mio. EUR) von den Geschäftsbanken abgerufen. Das meldet die MNB in einer Aussendung vom Donnerstag. Davon wurden ca. 124 Mrd. HUF (412 Mio. EUR) für neue Kredite verwendet, ca. 60 Mrd. (200 Mio. EUR) für die Umschuldung der Fremdwährungskredite. Das Geld erhalten die Banken zinsfrei, allerdings wird die Verwendung zentral bei der MNB überwacht, um die Zweckbindung zu garantieren. Für die Kredite darf höchstens ein Zinssatz von 2,5% p.a. verlangt werden, allerdings regeln die Banken in Ungarn ihre Umsätze ohnehin zunehmend über Gebühren, Provisionen und Fantasieaufschläge.

Die abgerufene Summe entsprach in etwa dem Schnitt an in einem Halbjahr neu ausgereichten KMU-Krediten, das bedeutet die Banken haben praktisch kaum zusätzlichen Kredite ausgereicht, sondern ihren gewöhnlichen Refinanzierungsbedarf einfach nur an einer billigeren Quelle gedeckt. Dass sich die Banken so zögerlich selbst mit diesem "kostenlosen" Geld eindecken, hat vor allem damit zu tun, dass die meisten (ausländischen) Kreditinstitute ihr Kreditgeschäft in Ungarn generell zurückfahren und das dadurch freiwerdende Kapital aus Ungarn konsequent abziehen.

Kredite sollen, so die Vorgabe der Mutterhäuser, möglichst nur noch aus den Spareinlagen der Kunden, nicht mehr mit zusätzlichem Fremdkapital finanziert werden. Da man gleichzeitig bemüht ist, die Einlagen-Kredit-Ratio zu verbessern, obwohl viele Sparer - vor allem auch Unternehmen - u.a. wegen der Transaktionssteuer Einlagen netto abziehen, macht deutlich, wie eng der Spielraum der Banken für eine Kreditvergabe geworden ist. Dieses Verhalten, das auf die Binneninvestitionen geradezu paralysierend wirkt, ist zum Einen eine Konsequenz aus dem Forex-Kreditdebakel mit Ausfallquoten von durchschnittlich 20%, zum Anderen aber eine Folge der massiven und kaum mehr berechenbaren Sonderbesteuerung der Banken seitens der Regierung. Ein weiterer Grund ist, dass die mit dem frischen Geld der MNB ausgereichten Kredite der Zentralbank unerwünschte Einblicke in die internen Vorgänge der Banken eröffnen, die diese ihr verständlicherweise lieber vorenthalten wollen.

 

Die MNB wollte mit den 750 Mrd. Forint, Teil ihrer unter neuer Leitung des orbántreuen Ex-Wirtschaftsministers Matolcsy angekündigten "kreativen Finanzmarktinstrumente" (zu denen auch die niedrigen Leitzinsen und ein denkbarer Einsatz der Devisenreserven für die Haushalts- bzw. Schuldenfinanzierung dienen), die Kreditklemme im besonders schwächelnden Mittelstand durchbrechen und das dringend benötigte und auch schon behauptete Wachstum generieren, doch die Unternehmer scheuen sich, bei einer derart fragilen Konjunkturlage und unvorhersagbaren Wirtschafts- und Steuerpolitik weiteres Fremdkapital aufzunehmen, selbst wenn sie dafür von den Banken als solvent eingestuft würden, was seit 2008 ohnehin immer seltener der Fall ist. Immerhin steht - neben Sonder- und Transaktionssteuer sowie einer zusätzlichen “Sondersondersteuer” auf die Kommunalschulden, bereits das nächste kostspielige Forex-Zwangsumtauschpaket vor der Tür.

Die MNB "erwartet die meisten Vertragsabschlüsse Ende September" und erhofft sich so doch noch einen erfolgreichen Abschluss des Programmes, dessen Deadline man bereits ausgeweitet hatte. Im Gegensatz dazu hören wir aus Branchenkreisen, dass etliche der oben als “abgerufen” genannten Milliarden den Banken regelrecht aufgeschwatzt wurden. Sie sollten die Summen einfach eine Weile “reservieren”, in der Hoffnung, dies verlockt dann doch zum Zugriff, immerhin schönt es die Bilanz der MNB. Indes ist die Gesamtsumme der
Unternehmenskredite in Ungarn weiter rückläufig, die MNB also nicht in der Lage den Trend zu stoppen.

Mehr zur Lage der KMU in Ungarn:
http://www.pesterlloyd.net/html/1242studiekmuungarn.html

cs.sz.

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