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(c) Pester Lloyd / 35 - 2013   POLITIK 26.08.2013

 

Hilfssheriff auf dem Schulhof

Pensionierte Polizisten sollen an ungarischen Schulen für Ordnung sorgen

Das heute beginnende neue Schuljahr bringt den ungarischen Schülern nicht nur einen weiter "geschärften" nationalen Rahmenlehrplan, sowie Lehrer, die unter der Fuchtel eines an sozialistische Zeiten erinnernden
"Karrieremodells" samt "Ethikkodex", verpflichtenden Fortbildungen und Einheitsgewerkschaft (versüßt durch Gehaltserhöhungen für den gehorsamen Teil der Lehrerschaft) stehen, sondern auch über hundert "Schulsheriffs", die für "Recht und Ordnung" an den Schulen sorgen sollen.

Die sogenannten "Verbrechenspräventionsberater" sollen zunächst an 200 staatlich verwalteten Schulen eingesetzt werden, Aufsicht und Einsatzplanung wird vom Klebelsbergzentrum, der zentralen staatlichen Schulbehörde übernommen. Das Personal setzt sich überwiegend aus ehemaligen Polizisten zusammen, die aus der Frührente zurückbeordert wurden, sie sollen "in Situationen eingreifen, die normalerweise einen Polizeieinsatz erfordern", definiert eine Abteilungsleiterin des Polizeipräsidiums das Aufgabenfeld ziemlich schwammig. Ob die Berufsrückkehrer hoheitliche Berechtigungen bekommen, also wieder den Status von Polizisten inne haben werden, ließ sie offen. "Jeder Berater soll maximal drei Schulen betreuen, ihre Anweisenheit soll aggressives Verhalten und Drogenmissbrauch in den Schulen verringern." heißt es in einer Aussendung. Dabei sollen sie die "Schulleitung informieren, welche polizeilichen Maßnahmen vorgesehen sind." heißt es dort weiter.

 

Sowohl die Opposition aber auch Bildungsfachleute verurteilen das Programm scharf, es sei ein weiterer Schritt in einen Law-and-Order-Staat und gänzlich ohne Sinn und Verstand. Zum Einen sei die rechtliche Rolle und exekutive Kompetenz sowie die Aufsicht der Hilfspolizisten nicht geklärt, eine transparente Eignungsprüfung gibt es nicht, zum anderen fehle es pensionierten Polizisten sowohl an jeder pädagogischen Grundkompetenz sowie an interkultureller Sensibilisierung, um tatsächlich präventiv tätig sein zu können.

Viel mehr seien die Schulsheriffs eher als Abschreckung und Statement der Staatsmacht gedacht, die damit ein weiteres Mal belege, dass es ihr nicht um die Bearbeitung der Ursachen für Kriminalität und Asozialität, sondern nur um Unterdrüclung der Symptome gehe. Die Gelder für das Programm wären in der Installation von Sozialarbeitern und der Schulung von Vertrauenslehrern sowie einer Erhöhung des Anteils von pädagogischem Personal mit Romaherkunft an Brennpunktschulen deutlich besser angelegt.

red.

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