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(c) Pester Lloyd / 37 - 2013   WIRTSCHAFT 12.09.2013

 

Wachstum erzwingen

Ungarn pumpt weitere Milliarden in die Kreditwirtschaft

Nationalbankchef Matolcsy wirft die Gelddruckmaschine ein weiteres Mal an und erhöht das "Kredite für Wachstum"-Programm von bisher 750 auf 2.000 Milliarden Forint (6,6 Mrd. EUR). Diese Gelder sollen die Kreditvergabe für den heimischen Mittelstand ankurbeln, wurden bisher aber
von den Banken nur zaghaft abgerufen. Wachstum soll erzwungen werden, die Maßnahmen lösen aber nicht die strukturellen Hemmnisse und könnten ein teurer Bumerang werden.

Das hat mehrere Gründe: zwar bekommen die Banken das Geld für einen 0-Zins, aber sie dürfen es nur für 2,5% an KMU für Kredite oder die Forex-Umschuldung weiterverborgen. Damit verdienen die Banken also kaum Geld. Die Neuvergabe von Krediten ist gegenüber der Vorkrisenzeit in Ungarn bereits um 88% zurückgegangen, bestätigte Bankenvereinigungschef Pátai, die exzessive Besteuerung der Institute und das über den Köpfen der Banken stehende Damoklesschwert eines Zwangsumtausches aller Forex-Kredite (mit Kosten für die Banken von bis zu 3 Mrd. EUR), befördern vor allem die Einigelung der Banken, inkl. Kapitalabzug in Größenordnungen.

Die Banken haben bereits in der ersten Runde die solventen Antragsteller bedient, das Mehrgeld wird nicht zwangsläufig zu mehr Kreditvergaben führen, eher schon zu einer weiteren Umschuldung, für das das billige Geld gerade recht kommen mag, die sich aber kaum in Wirtschaftsimpulsen auswirkt. Die Banken in Ungarn kranken an zwei strukturellen Defiziten: zu 20% faule Krediportfolios und ein nimmersatter, unberechenbarer Staat.

MNB-Chef Matolcsy, der sich für seine "kreativen" Finanzmarktinstrumente gerne selbst lobt, ist angesichts der für Ungarn extrem niedrigen Inflationsquote von 1,3% im letzten Quartal (wegen der gesetzlichen Energiepreissenkungen) mutig geworden, manche meinen, fahrlässig. Denn die Bereitstellung der für Ungarn gigantischen Summe wird einen Mehraufwand an Zinsen von bis zu 80 Mrd. HUF p.a. durch die Ausgabe von zusätzlichen kurzfristigen Anleihen zur Gegenfinanzierung nach sich ziehen, die sich direkt im angespannten Staatshaushalt wiederfinden werden.

Doch "die Zentralbank erwartet einen zusätzlichen Wachstums-Boost", allein aus ihrem Kreditprogramm von 1,8 bis 2,4%, was die für dieses Jahr angenommenen Kennziffern um das 3fache, die für das kommende Jahr um das eineinhalb- bis zweifache übersteigen würde. Die Summe von 2.000 Milliarden entspricht rund 6% des BIP und 20% der Bilanzsumme der Nationalbank. Flankiert werden soll das Programm durch "weitere Leitzinssenkungen", die "möglich sind", so Matolcsy, der den Leitzins zuletzt auf den Allzeittiefststand von 3,8% brachte.

Experten wundern sich daher gar nicht mehr, warum der Forint kaum mehr unter die 300-Forint-Marke kommt, obwohl andere regionale Währungen sic stärken konnten. Ein schwacher Forint aber verschärft die Situation der Forex-Schuldner weiter, was Konsum und Investitionen schadet und damit das "Wachstumspaket" neutralisiert, so dass die Nationalbank, sprich der Steuerzahler am Ende nur auf deren Kosten sitzen bleiben könnte. Doch Matolcsy hat offenbar die politische Vorgabe, das längst behauptete Wachstum nun zu erzwingen, koste es, was es wolle. Mag man das teilweise zurückerlangte Primat der Politik über die Finanzwirtschaft auch begrüßen, das Ausschalten kaufmännischer und volkswirtschaftlicher Vernunft wirkt dabei kontraproduktiv.

cs.sz. / red.

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