THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 42 - 2013   NACHRICHTEN   17.10.2013

 

Ungarn verstaatlicht Passagier-Schifffahrt auf der Donau

Die staatliche Vermögensverwaltung MNV hat für kolportierte 750 Mio. Forint, vergleichweise läppische 2,5 Mio. EUR 51% und damit die Kontrolle über die Mahart PassNave, den absoluten Marktführer für den Passagierschiffsverkehr auf der Donau in Ungarn erworben. Die Hintergründe für den Deal sind noch etwas unklar, aber auch nicht so schwer zu erraten.

Da die 22 größeren Passagierdampfer und etlichen Nußschalen der über einhundert Jahre aktiven Mahart-Flotte nicht unbedingt von "nationalstrategischem Interesse" sind, müssen die Motive für den Kauf anderswo liegen. MNV teilt offiziell die ziemlich hohle Begründung mit: "Der Staat möchte sicherstellen, dass die Aktivitäten des einheimischen wie internationalen Wassertourismus unter einheitlichen Regeln stattfinden". Angeblich würde die Übernahme dafür sorgen, dass "zukünftige Dockentwicklungen transparenter und effektiver" abgewickelt werden können als bisher. Hier liegt ein Hinweis: allgemein bekannt ist, dass die Anlegerechte in und um Budapest zwischen der heutigen und den früheren Regierungsparteien aufgeteilt sind, Pest gehört - grob gesagt - den Rechten, Buda den Linken. Mit der Übernahme der Flotte hat sich diese Aufteilung erledigt, auch lassen die kommenden - nun staatlichen - Aufträge zum Neu-, Aus- und Umbau wieder Raum für Phantasie und Manöver. Nötig ist eine Modernisierung der Hafenbereiche sicher längst, aber, je mehr diffuse Schnittstellen zwischen Politik und Wirtschft, umso lohnender wird die Aktion für die einschlägigen Kreise.

 

Wie man jedoch so billig an den Anteil kam, ist ein Rätsel, wenn man nicht die bald zu verlängenden Lizenzen zur Erklärung heranziehen möchte. Immerhin wirft das Unternehmen jährlich rund 500 Mio. Forint (1,7 Mio. EUR) Reingewinn ab, das Eineinhalbfache des Jahresnettogewinns als Kaufpreis ist also ein unerklärliches Schnäppchen. Die 22 Schiffe repräsentieren einen geschätzten Marktanteil von 60% bei den großen Schiffen im Ausflugs- und Stadtrundfahrtsverkehr auf der Donau in und rund um Budapest. Dieser soll massiv ausgebaut werden, schon im kommenden Jahr werden 12 Schiffe hinzugekauft und das Management malt sich bereits eine Armada aus, die den Markt für sich allein beherrscht.

Die Budapester Tourismusbranche wird seit Jahren "umgestaltet". Über neue Lizenzregelungen wurde und wird sowohl der Markt für Stadtrundfahrten wie das Taxigeschäft neu verteilt, wobei man sich bei Letzterem auf eine erhebliche Überversorgung durch die derzeit rund 6.000 Taxis auf Budapests Straßen berufen kann.

red.

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