THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 32 - 2014 WIRTSCHAFT 08.08.2014

 

Steigende Anleihezinsen: Ewig klammes Ungarn will schnell nochmal die Kassen füllen

Das staatliche Schuldenamt ÁKK hat in einem Anfall leicht erklärlicher Panik sämtliche Angebote für den Verkauf ungarischer Staatsanleihen aufgestockt. Aufgrund verschiedener Faktoren, die meisten davon übrigens hausgemachte (Forex-Kreditpolitik, Bankensteuern und -gängelung, Haushaltspolitik etc.), stiegen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen in den vergangenen Tagen in ähnlichem Ausmaß wie der Forint gegenüber dem Euro absackte (bis auf 317).

 

Die 10-Jahres-Staatsanleihen notierten bereits am Mittwoch erstmals seit langem wieder bei über 5% p.a. Nun beeilt sich das ÁKK den chronischen Refinanzierungsbedarf für dieses Jahr durch noch vagabundierendes Kapital in kurz- und mittelfristigen Anleihen, die noch zu Kosten von 3,6 bis 4% verkäuflich sind, zu decken. Auch diese stiegen binnen zwei Wochen um 0,8 Prozentpunkte, lagen aber seit rund 2 Jahren sensationell niedrig (wenn auch meist doppelt so hoch wie IWF-Kredite). Man sammelte umgerechnet rund 300 Mio. EUR binnen 24 Stunden an den Finanzmärkten ein, ein schlappes neues Allzweck-Stadion also.

 

Entgegen einem weit verbreiteten, über die Regierungspropaganda unterstützten Ammenglauben vor allem bei Fidesz-Fans, ist Ungarn nach vorzeitiger Rückzahlung der IWF-Kredite nicht schuldenfrei. Kürzlich wurde bekannt, dass ein einziger US-Fonds bereits über 12% der ungarischen Staatsschulden hält, die seit Monaten sogar offiziell wieder über der Grenze von 80% des BIP stehen und sich zu rund 78 Mrd. EUR summieren, aber weder die verdeckten Schulden bei Staatsfirmen, noch den dräuenden Mega-Kredit von 10 Mrd. EUR aus Moskau für den Paks-Ausbau spiegeln. Ein Minister deutete an, dass "strategische Erwerbungen" in diesem Jahr, weiteren "Korrekturbedarf" am Budget zeitigen könnten, dabei ist das (offizielle) Defizit längst an der Maastricht-Schranke festgenagelt.

Die Devisenreserven des Landes sanken binnen eines Monats um ca. 800 Mio. EUR auf rund 34 Mrd. EUR, zum einen, weil der Außenhandelsüberschuss auf 610 Mio. EUR schrumpfte, zum anderen, weil Ende Juni eine 1,8 Mrd. USD-Anleihe fällig wurde. Ein Abbau der für Ungarn enormen Summe zu "Krisenreaktionszwecken" wird politisch nicht ausgeschlossen.

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red.

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