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(c) Pester Lloyd / 17 - 2015     WIRTSCHAFT    21.04.2015

 

Ungarn frackt schon: MOL setzte erste "unkonventionelle" Gasförderung in den Sand

Wie hier ausführlicher berichtet, plant die ungarische Regierung den Weg für die "unkonventionelle" Öl- und Gasförderung, also das Fracking, frei zu machen und hat dazu bereits eine entsprechende Steuer massiv - von 12 auf 2% - gesenkt. Nun wird bekannt, dass MOL schon seit geraumer Zeit Fracking betreibt, mit sehr mäßigem Erfolg...
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Die Initiative, die vor allem im Zusammenhang mit lukrativen Geschäften fidesz-naher Firmenstrukturen auf dem sogenannten grauen Gasmarkt zu sehen ist, widerspricht der bisherigen Einstellung der Regierung, die Fracking als zu riskant betrachtete und erst weitere Erkenntnisse über diese Technologie sammeln wollte.

Doch die Größenordnungen scheinen zu verführerisch: während das Land über eigene, konventionell förderbare Erdgasreserven von rund 72 Milliarden Kubikmetern verfügen soll, stehen dem 2.387 Milliarden Kubikmeter in Gestein gebundenem, also "unkonventionell förderbarem" Gas gegenüber, eine Menge, die das Land über ein Jahrhundert von Importen unabhängig machen könnte.

Eine interne Studie der Ungarischen Bergbau- und Geologiebehörde, die jetzt in einer Publikation der Akademie der Wissenschaften zitiert wurde, bringt ans Licht, dass das Fracking in Ungarn längst über die Planungsphase hinaus ist. Danach fördert eine Explorationstochter der teilstaatlichen MOL bereits seit 2012 im ostungarischen Berettyóújfalu Erdgas mit der Methode, also mit Hilfe von hohem Wasserdruck und der Einbringung von Chemikalien. Daraus ergibt sich ein enormes und kaum abschätzbares Gefahrenpotential für Wasserwirtschaft, Umwelt- und Landschaftsschutz sowie für die Gesundheit von Anwohnern. Die internationale Öl- und Gaslobby negiert diese Risiken mit aggressivem Marketing (auch auf diesen Seiten wurde das probiert).

 

Allerdings stoßen die Fracking-Gasförderungen der MOL an Grenzen, sowohl der Fördermenge wie auch der Wirtschaftlichkeit. Am Anfang, so besagt es o.g. Studie, lieferte das Gasfeld noch täglich bis zu 72.000 Kubikmeter, schon nach ein paar Monaten ging der Ertrag aber auf 15.000 bis 20.000 zurück, nach nur einem Jahr brachte man nur noch 10.000 Kubimeter zu Tage. Von 2012 bis Ende 2014 förderte man so 14 Mio. Kubikmeter, man hätte aber wenigstens 100 Mio. gebraucht, um - unter heutigen Preisen - wirtschaftlich zu sein. MOL bezifferte den Verlust für das Experiment mit rund 5,5 Mrd. Forint (17 Mio. EUR). Dieses Wirtschaftlichkeitsproblem haben auch die großen Gasfelder in Amerika, was sich aber ändern wird, wenn die Rohstoffpreise einmal wieder anziehen werden.

Wie wir erfahren konnten, waren am MOL-Versuch mehrere Ingenieure deutscher Energiekonzerne als "Beobachter" beteiligt.

red. / cs.sz.
 

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