Hauptmenü

 

 

| More

 

(c) Pester Lloyd / 42 - 2009  WIRTSCHAFT 14.10.2009
_______________________________________________________
 

Vision oder Wahnsinn?

Ungarische TriGranit baut in Bratislava ein "Metropolis"

"In einer überdimensionierten und technisch entfesselten Stadt namens Metropolis leben die einzelnen Gesellschaftsschichten voneinander völlig getrennt. Die Oberschicht genießt paradiesische Lebensverhältnisse, (...) im „Klub der Söhne“ lebt die junge Elite in absolutem Luxus, während die gewöhnlichen Arbeiter im Untergrund in einem Viertel unter der Stadt hausen und in Zehnstundenschichten an überdimensionalen Maschinen schuften müssen..." So beginnt die Inhaltsbeschreibung zu Fritz Langs Filmklassiker Metropolis von 1927.

TriGranit, einer der größten Immobilienentwickler Ungarns und Mittelosteuropas, kündigt nun genau unter diesem vielleicht etwas entlarvenden Namen die Akquisition eines gigantischen Projektes in Bratislava an, dass in einigen Details der apokalyptischen Ahnung Langs durchaus näher kommt, als dem gesunden Menschenverstand lieb sein sollte. Im Süden der slowakischen Hauptstadt, in Jarovciach, wird TriGranit die Planung, Entwicklung, bauliche Realisierung und Vermarktung eines 1,5 Milliarden Mega-Projektes auf 30 ha übernehmen. Das Grundstück wird quasi das Autobahnkreuz ausfüllen, dass Bratislava mit Prag, Wien und Budapest verbindet.

Geplant ist praktisch eine eigene Stadt, mit einem Entertainment-Komplex, Büros, Shopping-Möglichkeiten, einem Aqua Park, Hotels, Golfplatz und Appartements. "Dieses Projekt wird die kommende Top-Destination der ganzen Region werden und die Zahl der Touristen in der Slowakei dramatisch erhöhen", sagt das Unternehmen in einer Aussendung. Die Rechnung, die man aufmacht, könnte man praktisch auch genauso in Wien oder in Budapest erstellen: Man verweist auf einen Einzugsbereich von vier internationalen Flughäfen im Umkreis von ca. 200 km mit rund 40 Mio. Passagieren jährlich und einem Einzugsbereich von rund 29 Mio. Personen. Das Projekt, unter dem Arbeitstitel "Metropolis", ist auf rund fünf Jahre angesetzt, die Bauarbeiten sollen Ende 2010 beginnen, 2015 soll alles fertig sein. In einer ersten Phase sollen bereits bis 2012 Hotels, Tagungszentrum, Golpfplatz, Luxus-Appartements und das Casino fertig gestellt sein.

Kein Raumschiff, keine Vision, sondern Realität. Das Emonika-Center
in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, Foto: TriGranit.hu

Bis zu 10.000 neue Jobs, so meint TriGranit, werden allein in der Bauphase geschaffen, 600 Mio EUR an zusätzlichen Steuereinnahmen könnten im Vollbetrieb jährlich für den slowakischen Staatshaushalt generiert werden. Angeblich 5-6 Millionen Touristen sollen jährlich durch Metropolis geschleust werden, kündigte Simon Bayley, Entwicklungschef des Projektes in Bratislava an. Vorfinanziert wird das Riesenprojekt angeblich nur von TriGranit und Harrah, einem der weltweit größten Casinobetreiber. TriGranit kann in der Slowakei auf etliche erfolgreiche Projekte, darunter insgesamt rund 200.000 Quadratmeter Büros, verweisen, wenn auch noch keines in dieser Größenordnung. TriGranit ist in acht Ländern Mittelosteuropas aktiv und betreut ein Portfolio von ca. 2 Milliarden EUR Wert, weitere Projekte über 4 Mrd. EUR sind in Planung oder im Bau.

Informationen über weitere Projekte von TriGranit auf der Firmenwebseite (engl.)

Weitere Projekte der Gigantomie in der Region:

Zockertempel mit Seeblick
Monster ohne Sinn und Verstand: die King´s City am Velence See in Ungarn

Ein Albtraum für Städteplaner
Frisches Geld für die Trauminsel: Die Álomsziget in Budapest

Kasino-Monster vor Baubeginn
Das Mega-Projekt "Euro Vegas" im Dreiländereck spukt wieder umher

Zur Lage des Budapester Büroimmobilienmarktes:

Selbstkannibalisierung
Büros in Budapest: ein Markt bricht zusammen

| More

 

IHRE MEINUNG IST GEFRAGT - KOMMENTAR ABGEBEN

 

(c) Pester Lloyd

IMPRESSUM

 

Pester Lloyd, täglich Nachrichten aus Ungarn und Osteuropa, Kontakt