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(c) Pester Lloyd / 19 - 2011  KULTUR 09.05.2011

 

Neue Filmförderung in Ungarn: Punkte machen

Während einer Diskussion im Rahmen der 42. Ungarischen Filmwoche hat sich der von der Regierung mit der Neustruktuturierung der staatlichen Filmförderung beauftragte hungaro-amerikanische Produzent Andrew G. Vajna teilweise zu seinen Plänen geäußert.

Er erklärte, dass der neue "Nationale Filmfonds" sich "nicht in den kreativen Prozess einmischen werde", sondern lediglich einen "Rahmen für das Filmemachen" stellt. Seine weiteren Ausführungen lassen jedoch auf das Gegenteil schließen. Nach Meinung des Produzenten solcher Streifen wie Rambo, Terminator und Stirb langsam, sind "Drehbücher die Essenz eines jeden Filmprojektes". Nach seinem Konzept würden "Geschichten, Ideen, Scripte" in einem "Punktesystem" bewertet, das u.a. Kriterien wie "die Entwicklung einer Geschichte, die Gestaltung von Charakteren" sowie "die kulturelle Message" des Projektes benotet. Hinzu käme die "professionelle Reputation" von Regisseuren und Produzenten. Die Bewertung werde schriftlich ausgearbeitet, so "dass klar wird, warum ein Projekt angenommen oder abgelehnt wurde."

"Wir können und wir wollen ein gerechtes Fördersystem" aufbauen, schließlich "wollen wir Filme machen, nicht die Leute davon abhalten." Im übrigen würde sein persönlicher Geschmack keine Rolle bei der Neustrukturierung spielen. Einfluss auf geförderte Produktionen werde man auch nicht nehmen, "aber den Fortgang wöchentlich einschätzen." Im ersten Jahr der Neuordnung könnten mit rund 300 Mio. Forint ca. 10-20 Filme gefördert werden. Man wolle die Filme auch für das Ausland sehenswert machen und die Leute wieder in die Kinos bringen.

In der letzten Woche hatte das Justizministerium den staatlichen Filmfonds per Eildekret aufgelöst, wegen Missmanagement und ca. 40 Mio. EUR Schulden. Man spricht - für Kenner der Szene kaum überraschend - von einem regelrechten Fördersumpf, der sich in den letzten Jahren entwickelt hatte. Der Hollywoodproduzent Vajna ist jedoch nicht nur ein in höchster Not hinzugezogener externer Fachberater, sondern verfolgt auch selbst Interessen in der ungarischen Filmindustrie, als Miteigner eines hochmodernen Filmstudios in der Nähe von Budapest. Kritiker bemängeln, dass eine einzelne Person, noch dazu ein "Freund" des Premiers über die Zukunft der Filmförderung entscheiden soll und vermuten Motive der politisch-ideologischen Einflussnahme, wie sie schon in vielen Kulturbereichen zu beobachten sind.

 

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