(c) Pester Lloyd / 23 - 2011
POLITIK 06.06.2011
Tausende Lehrer demonstrieren gegen die Politik
Am Sonntag versammelten sich nach
unterschiedlichen Angaben zwischen 3.000 (staatliche Nachrichtenagentur MTI) und über 10.000 (Organisatoren) gewerkschaftlich organsierte Lehrer aus dem ganzen Land nach einem
Sternmarsch durch die Innenstadt von Budapest vor dem Gebäude des Ministeriums für Nationale Ressourcen, dem auch das Bildungsressort zugeordnet ist. Die Proteste der
Lehrerschaft richten sich in erster Linie gegen Reformpläne, die eine empfindliche - und nach Auffassung der Gewerkschaften - ungerechtfertigte Anhebung der Arbeitszeiten vorsehen, gegen eine
Abschaffung der Frühpensionierung sowie gegen eine ideologisch geprägte Bildungsreform. Dabei haben sich die Demonstranten vor allem auch persönlich auf den
ruppigen Kommunikationsstil und die weitgehende Verhandlungsverweigerung der Bildungsstaatssekretärin Rózsa Hoffmann (KDNP) eingeschossen.
Die Organisatoren, vor allem von der Lehrergewerkschaft PDSZ, betonten, dass sich die
Regierung im September auf landesweite Streiks einrichten kann. Auch die als arrogant empfunden Äußerungen von Fidesz-Fraktionschef János Lázár waren Gegenstand der
Proteste. Viele Lehrer fürchten, dass durch die geplanten Umstrukturierungen im Bildungswesen, etliche Einrichtungen geschlossen werden und tausende Stellen verloren
gehen könnten. Es waren Transparente zu lesen: "Es lebe die Regierung: von der
Zusammenarbeit zur Sozialhilfe..." "Lázár muss weg!", "Demokratie - jetzt." "Schluss mit
Hoffmanns Erzählungen" etc. Redner warnten vor einer Bildungsfeindlichkeit der Regierung, die dem Land mit der Reduzierung von Studierendenzahlen einen Bärendienst erweise.
Bisher hat die Regierung nur mit Phrasen auf die Aufforderung der Lehrer zum Dialog
reagiert. Wie auch bei anderen Themengebieten, betont die Regierung, dass die Schaffung eines "neuen Systems" aufgrund der katastrophalen Finanzlage und der
Misswirtschaft der Vorgänger unumgänglich sei, man alles aber in "nationaler Konsultation" erarbeiten werde. Zur Bildungsreform gab es erstmals auch öffentlich
ausgetragene, schwere Differenzen zwischen Vertretern der beiden Partnerparteien Fidesz und KDNP.
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