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(c) Pester Lloyd / 35 - 2012   WIRTSCHAFT 28.08.2012

 

Forexitus

Ungarn können ihre Schulden immer weniger bezahlen

Ende Juni galten laut Daten der Ungarischen Nationalbank, MNB, 16,3% aller von Privathaushalten gehaltenen Kredite als "notleidend", d.h. die Schuldner waren mit mindestens einer Rate wenigstens 90 Tage in Verzug. Vor einem Jahr lag diese Rate noch bei 11%. Heute werden nur zwei Drittel aller Kredite pünktlich bedient. Die Aussichten bleiben schlecht.

Der Anstieg binnen eines Jahres betrug 5,3 Prozentpunkte bzw. ca. 40% und ist besonders deshalb so bemerkenswert, da er den "entschuldenden" Effekt des Forex-Ablösemodells, das von der Regierung als "große Sozialmaßnahme" gepriesen wurde, vollständig widerlegt. Wie bereits dargestellt, war das Modell nichts weiter als eine weitere Umverteilungsaktion zu Gunsten der Besserverdiener und Besitzenden. Hier mehr Details, wem die Maßnahme wirklich half.

Ausgerechnet das Forex-Ablösemodell für Hypothekenkredite führte nämlich nicht unwesentlich zu einem Anstieg der Ausfallquote, reduzierten sich die Kreditportfolios durch das Ablösemodell um insgesamt 1.354 Milliarden Forint ausgerechnet jener Kunden, die kaum oder keine Rückstände hatten und als "gute Schuldner" galten. Diese verfügten meist über ausreichende Barmittel, um die Kredite auf einen Schlag zurückzahlen zu können. Übrig blieben die, die ohnehin schon in Schwierigkeiten steckten und ihr Häuschen oder die Wohnung nicht einmal weit unter Wert auf den Markt bringen konnten.

Nach dem Auslaufen des Forex-Kreditsablösemodells folgte eine Fortsetzung, die zwar nicht mehr die Ablöse des Kredits zu bevorzugten Konditionen, aber den Umtausch in einen Forintkredit, ebenfalls zu festgeschriebenen und rabattierten Wechselkursen ermöglicht. Diese Chance haben Kreditnehmer (in bestimmten Grenzen) noch bis Ende August, die MNB schätzt, dass gerade 5% der bestehenden Forex-Kredite auf diese Weise umgetauscht werden, was aussagt, dass die Ungarn wenig Verlockendes darin erkennen können, den unvorhersehbaren Umtauschkurs von Schweizer Franken zu Forint gegen die hohen Zinsen für Forintkredite einzutauschen. Sie trauen dem "internationalen Finanzmarkt" also mehr als dem eigenen Bankensystem.

 

Heute sind 1.138 Milliarden Forint, bzw. 4,1 Mrd. EUR, bzw. 4% des BIP an Haushaltskrediten notleidend und das obwohl der Franken im Vergleichszeitraum rund 6 Forint billiger war als zuvor. Die Zentralbank nennt die Hauptfaktoren für das Ansteigen der "faulen Kredite": Steigende Forintzinsen, Verschlechterung der Währungswechselkurse spielten im vergangenen Jahr keine Rolle, es ist die hohe Arbeitslosigkeit und an erster Stelle das sinkende verfügbare Einkommen der meisten Schuldner. Dieses sank wegen erhöhter Verbrauchssteuern, der Effekte der Flat tax auf die untersten Einkommensschichten und wegen der steigenden Inflation. Sollte der im Moment überbewertete Forint wieder sinken, wird sich die Lage weiter dramatisieren, Ausfallraten bis zu 20% sind dann keine Unmöglichkeit mehr, was eine banktechnisch wie soziale Kettenreaktion zur Folge haben könnte. Die Talsohle ist nicht nur nicht erreicht, sie ist noch nicht einmal sichtbar.

red.

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